Üblich unüblich: Skizirkus hoch über Ebensee


1.180 Höhenmeter, 11 Kilometer Wegstrecke

Von Gabriel Egger

Der Riese Erla, ein amouröser Schwerenöter, der sich, wie viele Männer unserer Zeit, in ein Blondchen verliebte , war einst der gutmütigste Herrscher rund um die Gewässer des Traunsees. Das Blondchen, ihrerseits die wahrhaftige Nixe des Laudachsees, bekam, wie viele Frauen unserer Zeit, ein Geschenk zum Zeichen seiner umfassenden und bedingungslosen Liebe.

Das Schloss Orth (ja, damals war es noch ein Schloss und keine Schachtel Pralinen mit Last-Minute-Rosen vom Blumenmarkt beim Ausgang der U-Bahn Station), heute der einzige Zeuge dieser Lovestory, konnte Erla aufgrund seiner Größe nicht betreten und ließ sich von der Hexe Kranawitha, der aufgrund dieser Güte eine Hütte am Feuerkogel gewidmet wurde, in einen edlen Ritter verwandeln.
Es wurde prunkvoll geheiratet und Erla und Blondchen dürften sich nicht nur über ihre erste Liebesnacht gefreut haben. Doch wie es auch heute ist, haben Ehen oft ein Ablaufdatum. Die Scheidung aber erfolgte aus natürlichen Umständen. Die Zeit der Nixen währt nur ein Jahr und so starb Blondchen und ließ Erla alleine. Seiner Trauer verlieh er mit dem Abbild der Nixe, das er in einen Stein meißelte, Ausdruck: Noch heute wacht die schlafende Griechin über den Traunsee und wird nach ihrem Erbauer “Erlakogel” genannt.

Im Sommer schon fast ein Modeberg geworden, bleibt er im Winter doch oft unbestiegen. Nur Einheimische wissen von seinen Qualitäten und demnach sind es auch nur die Ebenseer, die, seit Kyrill 2007 die Voraussetzungen für eine Skiabfahrt geschaffen hat, von der Nase der Griechin ins Tal fahren.

Schon lange geistert mir diese Idee im Kopf herum. Immer wieder, wenn ich am Traunstein stehe (und das tu ich ja bekanntlich oft) sehe ich die naturell abgerodeten Hänge und mich bereits zwischen dem Windwurf abfahren.

Am 31. Jänner 2015 war es dann schließlich soweit. Weil Hans und ich mit den Skiern im Kofferraum planlos gen Westen fahren, werfe ich die Idee wiedermal in den Raum. Hans ist vorerst nicht im Glück, wird aber schnell überzeugt und so parken wir das Auto am Wanderparkplatz in Rindbach.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man nimmt die ewig lange Forststraße, die Richtung Gasselkogel führt, oder man entscheidet sich, wie wir, für den Wanderweg. Im unteren Teil geht dieser durch sehr dichten Wald und ist mit Skiern zwar möglich, aber nicht zwingend sinnvoll. Darum: Ski auf den Buckel!

Schwer bepackter Zustieg zum Wanderweg
Durch winterlichen Wald geht es aufwärts
Hans schnallt die Skier an

Wir lassen auch schnell die Spitzelsteinalm hinter uns und beginnen mit dem Anstieg über den ersten steilen Nordosthang. Schon jetzt merken wir, dass es für eine Abfahrt doch recht wenig Schnee hat, sind aber guter Dinge eine Linie zu finden, die uns nicht bereits am Montag wieder zum Kauf von neuen Brettern zwingt.

Herrlich winterliche Spitzelsteinalm
Noch liegt hier mäßig Schnee
Dafür sind die Tiefblicke umso grandioser

Wir suchen uns unsere eigene Line, die meist knapp neben dem markierten Sommerweg verläuft und kommen erstaunlich gut aufwärts. Erstaunlich gut präsentiert sich auch das Wetter und die Tiefblicke nach Ebensee werden immer famoser.

Bald erreichen wir die Rinne, die auf linker Seite zum Gipfel führt. Auch diese Steilstufen sind mit den Skiern noch gut zu begehen und in diesem Bereich ist später auch die Abfahrt ein Traum. Das nahe Gipfelkreuz ist ab diesem Zeitpunkt immer wieder ein Augenschmaus.

Das Ende ist in Sicht
Unverspurte Winterlandschaft wohin das Auge reicht

Dann geht es über teils stark verwächtete Stufen bergan. Hans übernimmt hier die Spurarbeit und bewegt sich elegant an den Wächten vorbei, während ich kurz von seiner Spur abweiche und gleich mitsamt der Wächte gen Tal breche. Zum Glück befindet sich hier aber nur ein minmaler Abgrund und ich kann mich lächelnd wieder aus dem Loch “manövrieren”.

Ein “Hoppala”, das glimpflich endet

Vor dem felsigen Gipfelaufbau gibt es freilich ein Skidepot und über den lockeren Neuschnee ist es gar nicht so leicht, das große Kreuz am Erlakogel zu erreichen.

Der Weg zum Gipfel erfordert nocheinmal Konzentration

Dann ist es schließlich geschafft und wir können den Rundumblick über das Salzkammergut in vollen Zügen genießen!

Herrlicher Blick auf den Traunsee vom Gipfel des Erlakogels

Nach herrlicher Panoramapause machen wir uns an die Abfahrt. Zuerst behutsam über die Felsstufe hinab, dann wirklich wunderbar bis zum Beginn des ersten Rückens. Viel und guter Pulverschnee begleitet uns. Dann ist es wichtig nach rechts mitten in den Hang auszuweichen, sich also vom Wanderweg komplett zu entfernen. Völlig überrascht treffe ich auch hier auf optimale Bedingungen und kann die Abfahrt ohne Feindkontakt bis zur Forststraße absolvieren.

Fantastische Abfahrt

Wir können über die wunderbaren Hänge bei der Spitzlsteinalm sogar noch durch den Wald bis zur Lichtung auf etwa 900 Meter abfahren. Die Forststraßenvariante war uns, aufgrund der geringen Steigung und des knietiefen Pulvers, dann doch ein bisschen zu anstrengend. Hier schnallen wir die Skier wieder auf den Rucksack und wandern quietschvergnügt ins Tal, wo sich mein bester Freund und meine Muse in schwierigen Zeiten noch einmal extra für mich schick gemacht hat:

Meine Muse, der Traunstein

Skitour Erlakogel- etwas für Freaks, Halbaffen und alpine Masochisten. Gott sei Dank trifft alles auf mich zu.

Ein bisschen mehr Schnee und der Erlakogel wär tatsächlich ein richtig toller Skiberg. Der angespannten Lawinensituation mit Stufe 3 sind wir dadurch aber optimal entgangen.  Nur hoffe ich , dass sich der Riese nicht in seinem überdimensionalen Grab wälzt, weil ich seine ehemalige Gattin bestiegen habe. Bro’s before Hoe’s…oder so ähnlich.