1.200 Höhenmeter, 16 Kilometer Wegstrecke


Ohne Stock, über Stein und in die falsche Richtung. Eine neue Episode von “Thomas unterwegs”.

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Wer unseren Blog schon länger verfolgt, dem dürfte der Name Thomas ein Begriff sein. Immer wieder gastiert er bei gewissen Touren in unseren Reihen und sorgt dann auch meistens für Belustigung. Absichtlich und unabsichtlich. Auch an diesem Mittwoch sollte unser ehemaliger Kameramann für einen kömodiantischen Haufen Gesprächsstoff sorgen.

Schon die Rahmenbedingungen dieser Skitour auf den Hochkalmberg sorgen für eine Regung der Mundwinkel. Thomas, leidenschaftlicher Snowboarder, wird das erste Mal Bretter auf die Füße schnallen. Macht man womöglich zuerst einmal auf der Piste um Gefühl dafür zu bekommen. Doch die langen Forststraßen im oberösterreichischen Ramsau sollten genug sein um einen Crash-Kurs in Bogerl und Pflug zu absolvieren.

Das Wetter war lange nicht mehr so formidabel. Strahlender Sonnenschein und nicht den Hauch einer Wolkenbildung begleiten uns vom Skitourenparkplatz in Ramsau Richtung Goiserer Hütte. Wir nehmen vorerst den Sommerweg, der uns etwas umständlich in Auf-und-Ab durch den Wald bringt. Nach rund zehn Minuten treffen wir aber auf die guten Spuren des Winterweges und können genüsslich und in angenehmen Tempo nach oben streben.

Start beim Skitourenparkplatz in Ramsau mit Blick auf den Kalmberg (rechts)
Anfangs durch den winterlichen Wald

Auf die Frage ob es denn gut gehe, antwortet Thomas salopp: “Freilich, man braucht ja nicht immer das teuerste Zeug”. Auch diese resche Antwort hat einen Hintergrund. Seine Skitourenausrüstung kommt nämlich nicht aus den teuren Hallen von Salomon, Movement oder Dynafit sondern von einem liebenswürdigen Verkäufer am Linzer Flohmarkt. Alleine deswegen hat Thomas schon Kultstatus am heutigen Tage. Mäßig steil zieht sich der Weg durch den Wald, bevor er kurz aufsteilt und wir die Iglmoosalm auf 1.206 Metern erreichen. Von hier aus hat man bereits wunderbare Blicke zum Dachstein und dem Gosaukamm und wir entledigen uns den letzten Kleidungsresten. You can leave your hat on.

Die Iglmoosalm mit Gosaukamm (rechts) und Dachstein (links)

Weiter durch den Wald geht es Richtung Goiserer Hütte. Weil mittlerweile heftiges Tauwetter einsetzt, beginnen auch die Felle anzustollen. Mit meinem Skistock versuche ich lässig den Schnee abzuklopfen. Das Abklopfen hat super funktioniert, liegt nun nämlich das Ende meines Skisteckens am Boden. Carbon ist zwar leicht, aber zerbrechlich. So muss ich den restlichen Anstieg im sulzigen Schnee mit nur einem Skistock absolvieren. Harter Junge. Thomas entscheidet sich schließlich auf den Gipfel zu verzichten und den Aufstieg mit einer verdienten Mahlzeit auf der herrlich gelegenen Hütte zu würdigen.

Ich wende mich, bevor es leicht bergab zur 1.592m hohen Hütte geht, nach rechts und absolviere die letzten steilen Waldpassagen zum Indianerkopf. Die Wand, die nach Goisern abfällt, hat nämlich an einer bestimmten Stelle die Form eines Indianerkopfes. Kurz vor dem Gipfel kann man sich diese Szenerie vor Augen führen. Wenige Meter vor dem großen Holzkreuz treffe ich noch ein bekanntes Gesicht. Eva, die ich schon bei  meiner Traunstein-Doppelbesteigung am Mair-Alm Steig getroffen hatte, ist heute mit Freunden ebenfalls am Kalmberg unterwegs. Nach einem kurzen Plausch mache ich mir aber schon wieder abfahrtsbereit um Thomas nicht ewig warten zu lassen. Die ersten Schwünge sind firnbedingt ein Traum und auch die restliche Abfahrt zur Goiserer Hütte kann sich heute definitiv sehen lassen und ist unschwierig. Wär wohl auch was für unser Ski-Greenhorn gewesen.

Der Hohe Kalmberg
Der Gipfelindianer
Sensationelle Weitblicke

Thomas hat es sich inzwischen auf der Hütte gemütlich gemacht und nach einer Kaspressknödelsuppe auch einen Radler geschlürft. Nun folgt der herrlichste Teil der Tour. Faulenzen in der Sonne, die heute durchaus sommerliche Gefühle hervorruft.

Thomas auf der Goiserer Hütte

Nach einem langen Sonnenbad, Kuchen, Speckbrot und lustigen Gesprächen wird es nun ernst. Thomas erste Abfahrt. Wir entscheiden uns schnell nicht in den Wald einzufahren sondern knochenschonend über die etwas längere Forststraße abzufahren. Thomas schnallt sich auch noch einen Helm aufs Haupt um etwaige Ausrutscher zu kompensieren. Und dann geht es auch schon dahin. Nicht lange und Thomas sitzt auf seinem Allerwertesten.

Ab die Post!

Schnell aber bekommt Thomas die zwei Bretter in den Griff und wir können genüsslich abfahren. Weil wir aber zu viel genießen, verpassen wir die Abzweigung und fahren die Straße Richtung Pass Gschütt ab. Hier sind auch noch einige Gegensteigungen zu absolvieren und wir müssen die Skier kurz tragen. Thomas Genügsamkeit aber lässt uns nicht fluchen, sondern in erster Linie darüber lachen und nach langen 16 Kilometern am heutigen Tage stehen wir am Ausgangspunkt. Am Falschen natürlich. Es dauert aber nicht lange und schon nimmt uns eine nette Dame zurück nach Ramsau, wo wir den nahezu perfekten Tag beschließen. Auf der Heimfahrt gibt es aber noch einen weiteren Höhepunkt: Der Kebapmann in Bad Goisern. Zwischen abweisenden Bergwänden und der sanfmütigen Landidylle hat ein kleiner Kebapwagen den Kampf gegen die Hausmannskost aufgenommen. Wie das gallische Dorf im römischen Reich steht er da und wir können natürlich nicht umhin seine Qualitäten zu testen. Einwandfrei!

Wir dürfen jedenfalls gespannt sein, was bei Thomas nächsten Ausflug in die Bergwelt passiert. Ob das verlorene Handy in der Schieferstein-Westwand wieder auftaucht? To be continued…

Und weil ich ja sonst ganz gern schnell sein will, hoch hinaus steige und weite Strecken absolviere passt für den heutigen Tag der Gemütlichkeit kein Zitat besser als das vom ehemaligen (nanonaned) preußischen Ministerpräsident Otto von Bismarck:

 

Ein bisschen Freundschaft ist mir mehr wert als die Bewunderung der ganzen Welt.
 
 

Ihr dürft aber sehr wohl etwas bewundern: Das nachfolgende Fotoalbum.