890 Höhenmeter, 12 Kilometer Wegstrecke
Sichtlos lawinensicher durchs Sengsengebirge

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Februarbeginn! Nach einem sehr schönen Januar, der gestern bei der der außergewöhnlichen Skitour auf den Erlakogel, einen mehr als würdigen Abschluss fand, galt es auch im zweitkältesten Monat des Jahres einen adequaten Einstand zu finden. Die Lawinenwarnstufe war über Nacht (welch Wunder) nicht zurückgegangen und somit musste erneut der Konsens zwischen dem eigenen Leben und einer ansprechenden Tour ausgelotet werden. Dass sich die Argumente eher auf die Seite des Lebens schlugen, wird wenig verwundern. Das tut es aber nicht überall.

In den letzten Wochen ist es vermehrt zu schweren Lawinenunfällen gekommen. Nicht selten fand ein Adrenalinjunkie den weißen Tod. Was mitunter auch an der mangelnden Einschätzung aber auch an mangelndem Zeitkontingent liegt. Wer eine ganze Woche in Büroarbeit versinkt, will sich bei strahlendem Sonnenschein am Wochenende nicht mit einer kleinen, aber sicheren, Tour zufrieden geben. Es schreit nach mehr. “Wenn ich schon frei hab und das Wetter passt, sollten wir auch was Ordentliches machen”. Sich in die Schlange auf einer pistennahen Tour einreihen, ist sicherlich nicht lustig und hat mit alpiner Erfahrung nur äußerst bedingt etwas zu tun, aber es könnte durchaus das Leben verlängern. Mit einem großen Unternehmen lässt es sich nämlich nicht mehr so leicht prahlen, wenn man den Atem dazu nicht mehr hat. Das Kriseninterventionsteam freut sich mit Sicherheit auch. Diese Thematik würde aber den Beitrag sprengen und bevor die philosophische Zurechtstutzung beginnt, widme ich mich lieber wieder unserem sonntäglichen Ausflug in die Latschenzone:

Der Mayrwipfl im Sengsengebirge, den ich bislang nur mit den Schneeschuhen und aus dem Sommer kannte, sollte für den wettertechnisch recht unangenehm prognostizierten Tag gerade Recht sein, liegt doch der Anstiegsweg zumeist im Wald verborgen.

Hans sattelt also erneut sein motorisiertes Gefährt und wir brechen bei Nebel und leichtem Schneefall nach Windischgarsten auf, wo wir bei der Kapelle in Muttling einen überraschend leeren Parkplatz vorfinden. Bei Lawinenwarnstufe 3 (und darüber hinaus) ist der östlichste Gipfel des Sengsengebirges ein wahrer Skitourenmagnet und nicht selten tritt man sich gegenseitig auf die Bretter.

Die etwa 200 Höhenmeter lange Forststraße ist ein optimaler “Aufwärmer” und beim Haslersgatter auf 1154 Metern Seehöhe, zweigen wir links ab um uns am frisch markierten Weg Richtung Mayralm einem Auf-und Ab zu widmen. Blöd nur, dass das gemütliche “Ab” beim Aufstieg ein nervenraubendes “Auf” bei der Abfahrt ist.

Eine schöne Winterlandschaft begleitet uns beim Forststraßenanstieg

 

Auch im Wald ändert sich an der Szenerie wenig

Wir erreichen über gut gespurte Waldwege schnell die Mayralm, die sich idyllisch-winterlich präsentiert. Das Sengsengebirge, weil im Nationalpark gelegen, ist noch eine der wenigen Ecken unseres Landes, in der sich der Hüttentourismus weitestgehend ferngehalten hat. Bewirtschaftet sind überhaupt nur die Feichtauhütten.

Von der Mayralm geht es zuerst in Langlaufmanier dem nächsten Waldhang entgegen, der zuerst mäßig steil Richtung Gipfel führt. Die Landschaft ist trotz der schlechten Sichtbedingungen eine Wohltat für die Seele und so meistern wir auch die letzten steilen Spitzkehren aufs Plateau.

Die Mayralm mit dem Versuch der Sonne durchzubrechen: Vergebens
Rechts im Bild bereits der Mayrwipfl
Ganz ganz kurz reißt es manchmal auf

Am Gipfel angekommen wird ein Bier geleert und nach einem kurzen Plausch mit Mitstreitern, die aus dem Rettenbachtal aufgestiegen waren, geht es auch schon wieder an die Abfahrt. In den oberen Hängen ist diese absolut genussvoll. Feinster unverspurter Pulverschnee lässt die Herzen höher schlagen und auch den lästigen Gegenanstieg Richtung Mayralm vergessen.

Am Gipfel des Mayrwipfls
Ganz kurz zeigen sich auch Gamsplan und Hoher Nock

Auch im Wald sind die Schneeverhältnisse noch sehr gut und unsere Freude reißt erst ab, als wir die Skier beim 50 Höhenmeter- Gegenanstieg abschnallen und bergwärts stapfen. Die restliche Abfahrt über die Forststraße dann mehr monoton als spaßig und schon stehen wir wieder bei unserem Ausgangspunkt. Für die heutigen Verhältnisse haben wir eine absolut brauchbare Tour absolviert und sind uns einig, dass die Wiederholung von Deutschland sucht den Superstar minder interessant gewesen wäre. Lukullisch abgerundet wird die Tour im Gasthof Steyrbrücke bei Hinterstoder, wo bei Hauspfanndl und Grillteller die nächsten Schandtaten besprochen wurden.
Die abgelaufene Schandtat könnt ihr euch jetzt im nachfolgenden Fotoalbum ansehen: