Ein Rückblick auf  intensivsten Touren der vergangenen Jahre.Alleine unter Massen- Die Besteigung des Großglockners über den Stüdlgrat im Juli 2014
Von Moritz Mayer

 
 
Der Großglockner
ist der höchste Berg Österreichs! 3.798 Meter ragt er in den Himmel. Jeder
Bergsteiger träumt eines Tages auf dem Haupt dieses Kolossen zu stehen. 
Der Großglockner
ist nicht einfach nur ein Berg, nein, er ist ein Geschichtsbuch, in dem eine
Seite interessanter als die andere ist.
Genau aus diesen
Gründen wollte auch ich einmal den Glockner, wie man ihn im Volksmund nennt, besuchen.
Letzten Sommer beschloss ich, während meiner Ferialarbeit  diesem Gipfel einen Besuch abzustatten. Eines der schönsten Wochenenden des
vergangenen Jahres kam da gerade wie gerufen. Die ganze Woche fieberte ich
schon aufs Wochenende hin. In die Berge zu fahren ist für mich zwar immer mit
Vorfreude verbunden, dennoch war das Gefühl beim 3.798 Meter hohen Großglockner
noch einmal etwas ganz besonderes. In jeder weiteren Minute die während meiner
Ferialbeschäftigung verging, waren meine Gedanken voll und ganz beim höchsten
Berg Österreichs.
Zuvor stand
allerdings noch ein kurzes aber intensives Gespräch mit meinen Eltern an. Die letzte Hürde in meiner Vorbereitung. Immerhin war ich erst 17 Jahre
alt und wollte alleine über den Stüdlgrat (III+) auf den Glockner steigen. Für
meine Eltern war das wie immer keine leichte Entscheidung, doch sie wussten, dass
ich mittlerweile schon fast erwachsen war und damit fast nicht mehr zu bremsen. Nach etlichen Vereinbarungen, Routen- und Zeitplanbesprechungen hatte ich dann
auch endlich die Erlaubnis.

Endlich! Der
Freitag war da! Jetzt hieß es nur noch einmal schlafen! Um für den nächsten großen Tag fit zu
sein, beschloss ich bereits um 18:00 Uhr ins Bettchen zu steigen. Schließlich
sollte der Wecker auch schon wieder um 00:30 Uhr klingeln, da in den frühesten
Morgenstunden eine lange Anreise nach Kals am Großglockner auf dem Programm
stand.
Ein Sommerfest in meinem Heimatort
hinderte mich allerdings am Einschlafen und die Nervosität tat ihr übriges. Somit war diese
Nacht für mich bereits um 10:30 Uhr wieder zu Ende und ich beschäftigte mich
noch eine Weile still am Computer. Um 0:30 Uhr stand ich dann in den
Startlöchern und bewegte meinen fahrbaren Untersatz in Richtung Süden, zum
GLOCKNER! Die Fahrt war lang, dunkel und  durch
laute Musik geprägt.
Dann war es also
soweit. Um 04:30 Uhr erreichte ich das Lucknerhaus, wo ich mein Auto parkte.
Der Himmel begann bereits langsam rot aufzuglühen. Schon bald sollte ein neuer
Tag anbrechen. Zu diesem Zeitpunkt waren auch schon einige andere
Bergsteiger vor Ort, die noch einen etwas müden Eindruck machten. Ich packte anschließend meine
sieben Sachen zusammen und stapfte langsam ins Ködnitztal hinein. Da ich
beabsichtigte zwei Tage im wunderschönen Glockner-Gebiet zu bleiben, war mein
Rucksack anfangs noch etwas schwerer, da ich auch noch zusätzlich das Hüttenzeug für die
Stüdlhütte die steilen Berghänge hinauftragen musste.


Ein neuer Tag am Großglockner beginnt
Um  05:15 Uhr erreichte ich anschließend die Lucknerhütte. Der Großglockner war schon richtig gut
zu sehen. Der Stüdlgrat dominiert das gesamte Tal und dieser Anblick ließ zu
diesem Zeitpunkt etwas Zweifel in mir hochkommen. Am Adlerweg ging es
anschließend in der Gesellschaft von manch anderen Bergsteigern weiter in
Richtung Stüdlhütte. Am Weg dorthin hat man fast immer einen grandiosen Blick
auf den Großglockner. Noch dazu kam, dass extrem viele Steinböcke und Gämse den Weg kreuzten und sich ein wunderschöner Tag ankündigte. Ich war genau in
meinem Element.


Am Lucknerhaus

 

Das Ködnitztal erwacht

 

Am Weg zur Stüdlhütte
Um 06:15 sah ich
sie dann endlich. Die Stüdlhütte, welche auf 2.801 Meter Seehöhe liegt.
Namensgeber der Hütte war Johann Stüdl, der den Kalser Bergführerverein
gründete und maßgeblich an der Erschließung des Großglockners beteiligt war. An
der Hütte angekommen, deponierte ich erstmal meine Hüttensachen im Vorraum und
bereitete mich auf den Stüdlgrat vor. Zu meiner eigenen Sicherheit hatte ich
heute einen Klettergurt, ein 30 Meter Seil, Expressen, Abseilgeräte und einige
Karabiner sowie Reep-Schnüre mit. Man weiß ja nie genau was kommt. Nachdem ich
alle Kletterutensilien an meinem Klettergurt befestigt hatte, packte ich noch
meinen Rucksack zusammen. Der sperrige 40 Liter Rucksack wurde hier einfach
kurzerhand mit einem 18 Liter Rucksack gewechselt.


Die Stüdlhütte (2.801m)

 

Wünderschönes Österreich!
Nach dieser
kurzen Pause ging es anschließend über einen Hang aus Geröll dem Teischnitzkees
entgegen. Wenn man nämlich den Einstieg des Stüdlgrates erreichen will, muss
man diesen Gletscher zuvor noch überwinden. Kurz bevor ich den Anfang des
Gletschers erreicht hatte, ergaben sich unfassbar schöne und spektakuläre Blicke
auf den Stüdlgrat, der direkt zum Glockner-Gipfel führt. Die Stüdlhütte die
schon einige Höhenmeter unter mir lag bekam schon die ersten Sonnenstrahlen ab.
Auch viele andere umliegende Berge des Nationalparks Hohe Tauern sonnten sich bereits
in der kräftigen Juli-Sonne. Am Teischnitzkees angelangt, treffe ich erstmal
auf eine hartgefrorene Schnee und Eisdecke. Die Gletscher im Glockner-Gebiet waren
um diese Zeit noch nicht ganz aper und somit konnte sich durchaus noch die ein
oder andere Spalte unter der Gletscherdecke verstecken. Vorsicht war also
geboten. Da der das Teischnitzkees bis zum Einstieg des Stüdlgrates nur mäßig
steil ist, beschloss ich anschließend noch ohne Steigeisen bis dorthin zu
laufen. Mein Rucksack war auf der Stüdlhütte doch ein bisschen leichter geworden
und somit konnte ich noch die eine oder andere Seilschaft bis zum Einstieg
überholen. Ich war wohl einer der letzten, der am heutigen Tag um kurz nach
halb Acht den Beginn des Stüdlgrates erreicht hatte.


Am Weg zum Teischnitzkees

 

Die Stüdlhütte bekommt auch schon die ersten Sonnenstrahlen ab
Am Beginn des Teischnitzkeeses

 

Der Stüdlgrat rückt näher

 

 

Am Einstieg des Stüdlgrates
Während sich
andere Seilschaften noch kletterbereit machten und mit ihren Seilen wild in der
Gegend herumschlugen, kletterte ich sofort los. Das Anfangsgelände ist noch
eher leicht zu klettern. Viel Gehgelände und Kletterstellen bis II+. Allerdings
sollte man auch hier schon gut darauf achten, dass man keine Steine los tritt. Vor allem an diesem Tag war durch die
zahlreichen Begeher des Stüdlgrates die Gefahr besonders gegeben. Auch wenn ich
beim Einstieg gleich ein paar Seilschaften hinter mir lassen konnte und ein
gutes Tempo kletterte, fand ich mich schon sehr bald wieder in einer
Menschenschlange wieder. Noch kletterte jeder am Stüdlgrat, doch schon bald
sollte sich das zu einem richtigen Stau entwickeln. Die
Seilschaft die vor mir war, bestand aus einem jungen, erfahrenen
Südtiroler-Kletterpaar. Diese zwei „Italiener“ sollten mich noch den ganzen
Grat lang begleiten. Nach 50 Minuten in mäßig schwierigem, aber doch sehr
ausgesetztem Gelände fand ich mich beim sogenannten Frühstücksplatz wieder,
welcher sich auf 3.550 Meter Seehöhe befindet. Hier findet man ein Schild, das
einem rät wieder umzudrehen, wenn man über drei Stunden von der Stüdlhütte bis
hier hin gebraucht hat. Da ich allerdings nicht viel länger als eineinhalb Stunden
gebraucht hatte, konnte es für mich weitergehen.


Die Kletterei beginnt

 

Auch im unteren Teil ist schon viel los

 

Schöne Kletterstellen am Glockner-Stüdlgrat

 

Rückblick: Links das Ködnitzkees, rechts das Teischnitzkees

 

Kurz vor dem Frühstücksplatz

 

Die meisten umliegende Berge liegen bereits unter mir

 

Nach dem
Frühstücksplatz wird es dann ernst. Es folgt zugleich ein kleiner
Steilaufschwung im dritten Schwierigkeitsgrad. Hier hängt zur Hilfe ein altes
Stoffseil, auf das ich aber ganz absichtlich verzichtet hatte. Anschließend
geht es in anhaltender Blockkletterei (III) höher bis man zu einer sehr, sehr
ausgesetzten Querung (III) kommt. Wer hier einen Fehler macht ist tot. Zu weit
stürzt hier die Wand in Richtung Ködnitzkees ab. Nach dieser Querung wird die
Kletterei wieder etwas leichter. Was bleibt ist die stetige Ausgesetztheit.
Immer wieder drehe ich mich um und schau in alle Richtungen. Der Großvenediger
hatte es mir heute besonders angetan.
Nach dem Frühstücksplatz steilts auf

 

Die Glocknerwand winkt auch schon herüber

 

Sehr ausgesetzte Querung

 

 

Hochbetrieb am Stüdlgrat

 

Kurz vor der Drahtseilverschneidung

 

Nach lang
anhaltender Kletterei im zweiten Schwierigkeitsgrad, erreiche ich eine
Verschneidung die mit Drahtseilen ausgestattet ist. An dieser entstehen bereits
die ersten Staus und ich muss einige Minuten warten. Wie ich später erfahren
habe, war einige Seilschaften vor mir ein ungarisches Ehepaar unterwegs, welches
den Schwierigkeiten des Stüdlgrates überhaupt nicht gewachsen war und ständig
schwierigere Stellen blockierte.
In der ausgesetzten Verschneidung
Nach dieser
Drahtseil-Verschneidung wurde das Gelände wieder etwas leichter (II). . Dann war es so weit, die
Schlüsselstelle war da. Diese besteht aus einer sehr schmalen, abschüssigen und
glatten Platte (III+). Da ich aber gut auf Reibung gehen konnte war diese
schnell überwunden und ich befand mich im letzten Viertel des Stüdlgrates. Am
Kleinglockner konnte man bereits viele Menschen sehen, die in die Glocknerscharte (Scharte zwischen Klein- und Großglockner) absteigen wollten. Heute herrschte
wirklich Hochbetrieb am Glockner. Aber gut, wann nicht?


Der weitere Grat

 

Durchgehend ausgesetzt

 

Die Schlüsselstelle voraus

 

 

Bald ist sie da die Schlüsselstelle

 

Am Kleinglockner herrscht ebenfalls Hochbetrieb

 

Eisrutsche zum Teischnitzkees
Nach der Schlüsselstelle
folgen noch einige weitere Kletterstellen im zweiten bis dritten Grad. Die
Ausgesetztheit wurde logischerweise immer größer und es benötigte an manchen
Stellen wirklich Nerven, wenn man dort oben ungesichert herumturnte. Kurz vor dem
Gipfel folgte anschließend noch eine etwas schwierigere Stelle (III+).
Allerdings hing in dieser Querung ein Drahtseil und mit ein wenig Kraftaufwand
stellte diese Stelle kein wirkliches Problem da. Die Ungarn benötigten allerdings
hier wieder ihre Zeit und für die restlichen Glockner-Aspiranten hieß es abermals warten. Dann war sie endlich überwunden, die letzte schwierige Stelle am Stüdlgrat. Das restliche Gelände war kaum schwerer als
II.


Rückblick auf den Grat

 

Wieder mal war warten angesagt

 

Es ist nicht mehr weit zum Gipfel

 

Die letzten schwierigen Stellen

 

 

Das Südtiroler Ehepaar

 

 

Um 11:15 Uhr war
es dann soweit. Ich stand endlich am 3.798 Meter hohen Gipfel des Großglockners
und das mit 17 Jahren und einer Solobegehung des Stüdlgrates. Ein Traum ging
für mich in Erfüllung. Ich ließ meine Blicke in alle Richtungen schweifen und
genoss einfach den Moment. Am Gipfel war zugleich die Hölle los und ich hielt
einige Zeit inne, bevor ich an den Abstieg dachte.


Da ist er,…

 

…der Großglockner-Gipfel (3.798m)

 

Eisbruch der Pasterze

 

Wunderschöne Rundum-Blicke
Nach einiger Zeit
am Gipfel des höchsten Berges Österreichs, machte ich mich wieder an den
Abstieg. Ich hatte gewartet bis die meisten schon wieder weg waren und war
somit fast alleine am Abstieg in die Glocknerscharte. So schnell kann’s gehen da
oben. Den gesamten, schmalen „Gipfelgrat“ (Glocknerscharte, Kleinglockner)
empfand ich als sehr schön, doch muss man auch hier aufpassen, dass man nirgends
hinunter fällt. Der Normalweg auf den Großglockner ist also auch keines Falls zu unterschätzen.


Der Kleinglockner

 

Die Glocknerscharte

 

Der schneebedeckte Grat am Kleinglockner

 

Einige Zeit
später war ich auch schon an der Adlersruhe, der Erzherzog-Johann-Hütte
(3.454m) angelangt. Nun musste ich nur noch über den „Alten-Kalser-Weg“ absteigen,
der über das Ködnitzkees direkt zur Stüdlhütte führt. Die Gletscherspur am
Ködnitzkees glich einer Autobahn und war somit kein großes Problem. An der
Stüdlhütte (2.801m) zurück, ruhte ich mich erstmals eine Stunde aus. Ich hatte
wohl einen leichten Sonnenstich und war etwas dehydriert. Am Abend sah ich dann
einen schönen Sonnenuntergang und freute mich in der Gaststube der Stüdlhütte
über die gelungene Tour auf Österreichs Höchsten.


Weiter unten

 

Die Adlersruhe

 

Am Ködnitzkees geht’s zurück zur…

 

…Stüdlhütte!
Am nächsten Tag
stieg ich früh morgens nochmal zum Teischnitzkees auf und bestaunte abermals
den Großglockner. Nach diesem kurzen Ausflug, machte ich mich aber dann an den
Abstieg zurück zum Lucknerhaus, wo mein Auto mich bereits erwartete.
Schließlich stand ja am nächsten Tag wieder die Ferial-Arbeit an.


Der nächste Morgen am Teischnitzkees

 

Goodbye Großglockner!
 
Weitere Bilder der Tour gibt es wie immer hier: