Alpinklassiker am Altauseer See

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Der Stügerweg in der Trisselwand war für mich, seitdem ich nach Bergen im Internet recherchiere, schon immer präsent. Ich war fasziniert das man in anunfürsich “leichter” Kletterei durch diese Wand kommt. Eine 700 Meter hohe Wand, die mächtig über dem Altauseersee thront. Ich könnte jetzt noch ewig über die wirklich gut aussehende Trisselwand schwärmen, will  euch aber vorerst  einfach zeigen, was www.bergsteigen.at zum Stügerweg schreibt:

 

“Am Ostufer des Altausseer Sees ragt die gewaltige Trisselwand empor, mitten durch den zentralen Wandteil führt der Stügerweg. Diese leichte aber lange Wandkletterei in mäßig gutem Fels führt über die mittlere Schrägrampe der Südwestwand („Stügerbrett“).


Trotz der alpinen Kletterei ein gewaltiges Abenteuer mit tollem Ambiente und herrlichem Seeblick.”


Zugegeben, mit 17 Jahren in diese Wand Solo einzusteigen war nicht wirklich die beste Entscheidung meines Lebens. Aber sie war richtig. Für mich zumindest. Aber nun zurück an den Anfang:

24.05.2014:


Es ist das erste wirklich schöne Wochenende im neuen Jahr (2014), an dem man endlich wieder einiges machen kann, ohne dass man nur im Schnee herumsteigt. Während die Blumen im Innviertel bereits blühen, machte ich mich am 24.05.2014 und 25.05.2014 auf in Österreichs Berge.
Am Samstag (24.05.2014), stand für mich ein sehr vielseitiges “WarmUp” an. Gleich am Morgen machte ich mich auf zum Gamsfeld und bestieg dessen 2.027 Meter hohen Gipfel von Rußbach aus. Am Nachmittagsprogramm stand danach noch ein bisschen Klettern. An diesem Tag allerdings noch nicht alpin. Erst mussten einmal zwei Klettersteige herhalten. Gegen Mittag bestieg ich den Großen Donnerkogel (2054m) via Intersport-Klettersteig, ehe ich mich anschließend noch zur Loserhütte aufmachte, um kurz vor dem Abendessen noch den Sissi-Klettersteig in der Loser-Südwand zu absolvieren. Abendessen gab es danach in der Loserhütte, wo mich drei Wanderer noch erstaunt über mein Vorhaben am nächsten Tag in der Trisselwand befragten. Um ca. 21:00 Uhr ging es danach auch schon ins Bett. Das heutige Championsleague Finale habe ich mir leider nicht angesehen, da ich mir durch längeres Schlafen mehr Kräfte für den nächsten Tag erhoffte.

25.05.2014


Pünktlich um 5:00 Uhr klingelte der Wecker und leise schlich ich mich aus, der sich noch im Schlaf befindlichen, Loserhütte. Ich hatte am Vortag die Panoramastraße genutzt um zur Loserhütte zu gelangen und somit fand ich mein Auto auch gleich direkt vor der Hütte vor. Es war mittlerweile kurz vor 6:00 Uhr und das Altauseer Land erwachte bereits langsam. Ich konnte es mir nicht nehmen lassen bei meiner Anfahrt noch einen kurzen Abstecher zum Grundlsee zu machen und mir da den Sonnenaufgang des heutigen Tages anzuschauen.

Die Loserhütte erwacht

 

Wunderschöner Sonnenaufgang am Grundlsee

Voll motiviert und von der Sonne getrieben, stieg ich danach wieder ins Auto und fuhr zum Tressensattel auf ca. 950 Meter. Dort angekommen, war noch nicht wirklich viel von der Sonne zu sehen. Die Stimmung am Tressensattel war eher düster und ließ mich für eine Millisekunde an meinem heutigen Vorhaben zweifeln. All meine Zweifel waren aber auf einen Schlag wie weggeblasen, als ich diese imposante Wand das erste Mal sah. Zugegeben, meine “Angst” vor der Tour wurde durch das Bild der unüberwindbar scheinenden Felswand nicht kleiner, dennoch stieg mein Wille diese Tour zu schaffen nochmal ins Unermessliche.

Am Gasthof Trisselwand

 

Die imposante Trisselwand mit dem Stügerweg

Nachdem ich meinen kleinen Rucksack zusammengepackt hatte, an dem zusätzlich zu einem Klettergurt auch noch ein 30 Meter Seil für alle Fälle hing, begab ich mich in Richtung Trisselwand und deren Stügerweg. Links vom Gasthof Trisselwand beginnt der markierte Wanderweg Richtung “Trisselberg”. Diesem folgte ich die Wiese aufwärts bis zum Zaun. Dort in den Wald und beim nächsten Wegweiser, verließ ich die Markierung nach links in Richtung „Gamsstelle”. Dieser Weg quert den Hang nach links, zuerst horizontal, dann ansteigend bis zu einem ebenen Platz in der Latschenzone. Auf meinem Weg bis zu dieser Latschenzone, hatte ich immer den Blick auf die mächtige Trisselwand, die respekteinflössend zu mir hinunterblickte. Anschließend ging es noch kurz bergab und durch Latschengassen und steile Geröllfelder zu einer kleinen Höhle, wo man sich nun anseilen sollte. Da ich allerdings alleine unterwegs war, war dies freilich nicht möglich.

Altauseer See

 

Ich komme meinem Ziel näher

 

Der “eigentliche” Anseilplatz

Nun wurde es ernst: Die Kletterei begann. Wenn man den Stügerweg begeht, muss man zuerst durch die lange Stügerschlucht, welche sehr steinschlaggefährdet ist, wenn mehrere Seilschaften in der Wand sind. Zum Glück war ich heute der einzige Kletterer in der Wand. Gleich in der ersten “Seillänge” wurde mir bewusst, dass dies alles andere als ein Spaziergang wird. Schmale Tritte und Griffe, viel Schotter und leider auch immer wieder brüchiger Fels erschwerten mir meinen Aufstieg. Umso höher man kommt, desto ausgesetzter wird dann das Ganze. Nach sehr nervenaufreibenden ersten Klettermetern hatte ich dann endlich den Dreh heraus. Spätestens nach der dritten Seillänge, die erstmals Schwierigkeiten bis III+ aufwies, war mir klar das man in dieser Wand alles zwei bis drei Mal angreifen muss, um auf Nummer Sicher zu gehen. Der restliche Abschnitt in der Stügerschlucht war danach mit meinen “persönlichen Überlebensregeln” sehr gut zu klettern und ich hatte wirklich großen Spaß.

Die ersten Klettermeter

 

Altauseer Land mit wunderschönen Spiegelung im See

 

In der Stügerschlucht

 

Stügerschlucht

Nach der Stügerschlucht machte ich eine kleine Pause und atmete einmal tief durch. Nach einer Wurstsemmel sollte es dann auch schon wieder weiter gehen. Nun folgte die Querung ins sogenannte Stügerbrett. Hier war das größte Problem für mich die extreme Ausgesetzheit. Wenn man eine anunfürsich leichte IIIer Stelle klettert und es unter einem ca. 400 Meter senkrecht in die Tiefe geht, ist die Stelle gleich gar nicht mehr so einfach. Den ein oder anderen Adrenalinschub später, stand ich auch schon mitten im Stügerbrett. “Luftige Kletterei mit wunderschönem Seeblick” war das hier nicht mehr. “Luftige Kletterei mit Blick auf Millionen verschiedene, teils abbrechende Felsspitzen und Einbuchtungen” trifft es da schon eher. Nichtsdestotrotz musste es weiter gehen. Und das tat es auch. Langsam aber sicher kam ich höher und schon langsam gewöhnte sich mein Körper auch wieder an die ständige Ausgesetztheit und ich konnte ruhig weiterklettern. Über Platten und schmale Risse gelangte ich zum sehr abdrängenden Stügereck (bei dem man kurz über glatte Platten die Wand queren muss) und weiter zu einer nochmal etwas schwierigeren, sehr steilen Verschneidung. Hier ging es dann ganze 600 Meter fast senkrecht nach unten. Jedes Erlebnisbad würde gegen diese Megarutsche, inklusive freiem Fall, den Kürzeren ziehen. Endlich hatte ich auch diese Verschneidung gemeistert und konnte erleichtert vom Grat aus in die Tiefe blicken. Ich hatte es geschafft. Der Stügerweg konnte nun endlich von mein ToDo-Liste gestrichen werden und ich kletterte über den teils seilversicherten Grat noch ca. 100 Höhenmeter bis zum Gipfel.

Querung ins Stügerbrett

 

Wieder das wundervolle Ausseer Land mit dem Tressenstein in Bildmitte

 

Das Stügereck (III+)

 

Die letzten Klettermeter nochmal sehr steil

 

Und immer wieder sehr ausgesetzt

 

Die letzte Verschneidung vorm Grat

Am Gipfel wurde ich erstmals von erschreckten Gesichtern empfangen. Einige fragten mich ob ich da jetzt wirklich Solo durchgeklettert war. Nach einem kurzen Gipfelaufenthalt unter der Beobachtung von teils erstaunten und beeindruckten , aber auch vorwurfsvollen Blicken verließ ich nach ca. 15 Minuten wieder den Gipfel und machte mich an den Abstieg.

Ausseer See in der Morgensonne

 

Der letzte Grat zum Gipfel

 

Das schon etwas ältere Gipfelkreuz auf der Trisselwand (1.754m)

Beim Abstieg konnte ich ab dem Ahornkogel immer wieder Blicke auf den Stügerweg werfen und war selbst erstaunt wie spektakulär und unüberwindbar dieser eigentlich aus der Ferne aussieht. Als ich gegen Mittag wieder den Parkplatz am Tressensattel erreicht hatte, trat ich erschöpft aber völlig zufrieden die Heimreise ins Innviertel an. Ein sehr erfolgreiches Wochenende mit einer meiner bis jetzt (03.04.2015) schönsten, schwierigsten aber auch gefährlichsten Touren ging somit zu Ende.

Am Abstieg nochmal die Trisselwand mit dem Stügerweg

 

Trisselwand (1.754m)

 

Tressenstein und im Hintergrund der Hohe Sarstein

 

Good Bye Trisselwand

Das Picasa-Web-Album: