1.050 Höhenmeter, 14km Wegstrecke

Während sich Matthias für eine Woche der herrlich grünen Landschaft Amsterdams hingab, galt es für mich seine verlorenen Höhenmeter aufzuarbeiten und mich trotz fragwürdiger Bedingungen zu einer Tour in die Eisenerzer Alpen aufzumachen. Das Wetter zuletzt mehr als durchwachsen und auch ob der Schneebedingungen bin ich nicht sicher, so entscheide ich mich für das traumhafte Aussichtsplateau des Dürrenschöberls zwischen Rottenmann und Selzthal, denn zumindest für heute hätte ein kleines Hoch die Ostalpen treffen sollen. Der  Konjunktiv verrät vielleicht schon die wahrhaftige Wettersituation- außer tiefhängenden Wolken war nicht viel zu sehen.

Direkt vom Bahnhof Rottenmann führt ein schöner Steig Richtung Wald, der den Anstieg zum Dürrenschöberl beherrscht. Schon ab 900m Seehöhe die nächste Überraschung: Schon hier liegt beträchtlich Schnee, und man könnte auch ohne weiteres die Skier anschnallen. Meine Überlegung das Stein am Mandl mit Skiern zu befahren kommt mir wieder in den Sinn und ich verfluche meine Entscheidung den neuen Bergschuhen die Chance zu geben sich zu beweisen. Es wird aber wohl der einzige (und letzte) Tag bleiben, an dem ein solcher Berg durch Neuschneefälle nocheinmal zu einem Bretterausflug einlädt.

Vorerst schneefrei weist ein Schuh den Weg

Doch schon bald ändert sich das Bild!

In anstrengender Spurarbeit kämpfe ich mich die schneeweißen Hänge Richtung Messneralm hinauf. Immer wieder fetzen Nebelschwaden vorbei und erzeugen mystische Stimmungen, die ich aber heute gerne gegen ein paar Sonnenstrahlen tauschen würde. Dass sich sich der beleidigte Winter nocheinmal so zurückmeldet ist doch überraschend, und ich bin auch nicht weiter verwundert, dass ich keiner Menschenseele begegne.

Mystische Stimmungen über den Rottenmanner Tauern
Kurz vor der Messneralm

Nach der Messneralm wendet man sich dem langgezogenen Rücken des Dürrenschöberls zu, wo auch bald der Weg von Selzthal einmündet. Über jenen Weg wollte ich heute absteigen, doch dieser präsentiert sich ungespurt und tiefwinterlich und so werde ich mich zu späterer Stunde umentscheiden.

Winterzauber Ende April

Nach knapp zwei Stunden ist der 1.737m hohe Gipfel des Dürrenschöberls erreicht und ich darf zumindest zwischenzeitlich ein paar Rundblicke genießen, bevor mich die kühlen Temperaturen wieder nach unten treiben.

Am Gipfel des Dürrenschöberls
Talblick
Gipfelbäume

Auf dem Rückweg treffe ich einen Einheimischen, der mir erzählt, dass noch vor zwei Tagen ein völlig schneefreier Anstieg möglich war. Die einzig aperen Stellen erreiche ich nach einem Abstieg im Laufschritt wieder auf etwa 1000m, wo sich der überraschte Frühling schon wieder bereit macht seinen Thron im Wetterreich einzunehmen. Ohne Gamaschen unterwegs, erinnert mich mein Abstieg eher an ein sinkendes Schiff, dass seinem Schicksal unter Wasser nicht mehr enteilen zu vermag. Aber Schluss mit den Metaphern, und raus mit dem überschüssigen Wasser aus den Schuhen.

Kurze sonnige Ausblicke beim Abstieg

Die Wasserschlacht kann beginnen
Zurück am Bahnhof Rottenmann hat sich die Wolkendecke etwas nach oben verschoben und so sind mir die ersten freien Blicke zu Stein am Mandl und Hochhaide vergönnt. Mit etwas Wehmut nicht doch nocheinmal mit Skiern die Rottenmanner Tauern unsicher gemacht zu haben, beende ich meine Vormittagstour und erweise der Landeshauptstadt wieder die Ehre. Bei der Heimfahrt präsentieren sich zumindest der Bosruck und der Kleine Priel noch von ihrer Schokoladenseite- und das Dürrenschöberl? Der nächste Anlauf kommt bestimmt…
Die frisch eingeschneite Hochhaide (2.363m)
Tief winterlicher “Tunnelberg”
Und wer nicht auf den nächsten Anlauf warten will, dem sei ein kurzer Schwenk durchs folgende Fotoalbum empfohlen: