1.750 Höhenmeter, 22.5 Kilometer Wegstrecke
Flexibel, wie der Winter
Von Gabriel Egger
Nach einigen Wochen der literarischen Schaffenspause melde ich mich mit einem Bericht über eine wundervoll einsame Besteigung eines sonstigen Alpinistenmagneten zurück. Das Warscheneck ist besonders für uns eine besondere Erhebung, war es doch im Sommer 2011 unser erster gemeinsam erstiegener Gipfel.
Einmal im Jahr erklimmen wir seitdem auf neuen Wegen unsere Bergmuse. Weil der Winter heuer in Oberoesterreich noch auf Sparflamme laueft und wir unsere neu erworbenen Latten (ein Schelm, wer Boeses dabei denkt) noch nicht zum Opfer etwaiger Steine machen wollten, entschlossen wir uns fuer eine Winterbegehung ausgehend vom Gleinkersee, der sich ganz anders als die Bergflanken des toten Gebirges bereits im Winterschlaf befindet.
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Start am Gleinkersee |
Um 08.30 Uhr machen wir uns also am markierten Wanderweg und noch im Nebel des Grauens auf den Weg zur Dümlerhütte, unserer ersten Zwischendestination. Der Schnee trägt, wie erwartet, perfekt und auch die wenigen Zentimeter Neuschnee, die Frau Holle trotz scheinbarer Pension aus den Kissen schüttelte, stellten kein Problem dar. Ganz im Gegenteil: Durch die verschneiten Bäume kam endlich sowas Ähnliches wie Winterstimmung auf.
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Am markierten Wanderweg kommt am Dreikönigstag endlich Winterstimmung auf |
Weil Matthias dem ägyptischen Sonnengott Konkurrenz macht, erreichen wir bald die wärmenden Strahlen unseres Lieblingsplaneten, die uns heute noch ordentlich zusetzen werden. Während die Gäste der Dümlerhütte sich der Mundhygiene hingeben,überblicken wir unseren weiteren Anstiegsweg, der sich bis zum Sattel unter der Roten Wand schonend fur die Schenkel der Spurmaschine präsentieren sollte.
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Kurz vor der Dümlerhütte erreichen wir die Sonne |
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Die Dümlerhütte auf 1495m Seehöhe |
Im Tal haelt sich der Nebel und wir bemitleiden die Menschen, die seit Wochen keine Sonne gesehen haben, obwohl sie doch nur ein paar Meter über dem regelbestimmten Boden schweben muessten. Blicke in die Haller Mauern werden frei, auch der freche Stubwieswipfel grüsst herüber und wir beginnen eine Diskussion, wer sich von uns beiden wohl gerade mehr über diesen traumhaften Tag freut. Diese endet, wie so oft, mit einem Unentschieden.
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Freude beim Anstieg zum Sattel unter der roten Wand |
Wir nähern uns der roten Wand und ahnen bereits, dass es ab jetzt nicht mehr so gemütlich wird, weil sich die Spuren im Aufstieg auf die rote Wand verlieren. Wir aber wenden uns nach rechts und beginnen unsere eigenen Spuren in den teils jungfräulichen Schnee zu ziehen.
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An der roten Wand vorbei wenden wir uns dem Warscheneck zu |
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Die geringe Neuschneeauflage sorgt für eindrucksvolle Stimmungen |
Nach kurzer Stapferei erreichen wir das weitläufige Warscheneck-Plateau und es schlägt uns ein eisiger Wind ins Gesicht. Wir ziehen uns eine weitere Schicht über und beginnen mit der langen Querung in die Ostflanke. Das Wetter könnte besser nicht sein und wir freuen uns bereits auf den Blick zum Großen Priel, den wir am Altjahrestag die Ehre erwiesen.
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Matthias erreicht, begleitet von tosendem Wind, das Warscheneck-Plateau |
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Querung in die Ostflanke |
Vorbei am “Hans-Haunschmied Echo”, stehen wir vor dem einzig echten Problem an diesem Tag. Der kurze Aufschwung vor dem Gipfel präsentiert sich durchwachsen: Einmal sommerlich, und herrlich zu erklettern, einmal winterlich und eisig und weil er sich fü uns heute besonders schick gemacht haben dürfte auch noch winterlich und tief verschneit. Behutsam steigen wir nach oben, begleitet von der Sonne, die uns einmal mehr tropischen Flair in die Bergflanke bringt. Wir benötigen in etwa 50 Minuten für den sonst recht einfachen Wegabschnitt und stehen dann endlich kurz vor dem Gipfel mit seiner unästethischen Wetterstation.
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Diese Wand gilt es noch zu überklettern… |
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Teils unangenehm und ausgesetzt präsentiert sich der Weiterweg, den Matthias gekonnt vorsteigt |
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Geschafft! Der Gipfel (links oben) ist bereits in greifbarer Nähe! |
Ein letztes Mal machen wir unserem Namen alle Ehre und bewegen uns “bergaufundbergab” ubers Warscheneck-Plateau. Kurz vor dem Kreuz erreicht uns nocheinmal ein heftiger Wind, der den Gipfelaufenthalt auf ein Minimum zurueckschraubt.
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Eisiger Wind vor dem Gipfelaufbau |
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Blick zur “Stodertaler Prominenz” |
Auch der Ramesch, dessen Grate vielleicht einst der Ramesch-Bär erkletterte, glänzt im Sonnenlicht und lässt unsere Stimmung nocheinmal steigen.
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Der formschöne Ramesch |
Weil zur selben Zeit auch 2 Alpinisten über den Süd-Ost Grat aufsteigen, gibt es ein Gipfelfoto, auf das wir sonst, wegen den niedrigen Temperaturen verzichtet hätten. Unfassbar oder?
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Am Warscheneck Gipfel bei kühlen -12 Grad |
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Der Ausblick regt erneut zu Freudensprüngen an |
Wir entschliessen uns nicht mehr zur Dümlerhütte zurückzukehren und peilen eine Überschreitung- und auch ein Weizen bei Robert und Heidi- über die Zeller Hütte an. Der Abstieg dann relativ mühsam- die Latschen lassen uns mit unseren Bergschuhen immer wieder tief einbrechen. Der Rückblick entschädigt aber…und wie!
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Rückblick zum Warscheneck-Stock |
Die Polen fuehlen sich ihrem Heimatland verbunden und zeigen dies auch in den österreichischen Bergen offenherzig:
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Vor der Priel-Kette (links) und der Kremsmauer (Mitte) lassen die Polen ihr Heimatland hochleben |
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Abendstimmung im Sengsenggebirge |
Um 17.00 Uhr erreichen wir, über den Waldweg Gleinkersee, wieder unseren Ausgangspunkt. Glücklich und zufrieden blicken wir auf unsere erste gemeinsame Tour im neuen Jahr zurück. So toll wie 2013 endete, so fantastisch beginnt also auch 2014.
Und weil ihr am Grossteil unserer erfolgreichen aber aus missglückten Vorhaben virtuell teilgenommen habt, will ich euch einen Zusammenschnitt unserer “besten” Touren 2013 präsentieren.
Unsere frühwinterliche Tour auf den Hochgolling, unser Desaster am Stoderkamm und unsere Silvester-Besteigung des Großen Priels in bewegten Bildern. Nehmt euch die viereinhalb Minuten, stellt das Video auf HD ein, und efreut euch an schoenen Zusammenschnitten. Viel Spass
Euch allen ein unfallfreies und traumhaftes Bergjahr 2014!!!!
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