1.350 Höhenmeter, 12 Kilometer Wegstrecke






Zeit, um zu genießen.






Von Gabriel Egger

Aufgrund eines geplanten flüssigen Abends am Vortag, aber einem formidablen Inversionswetter auf den Bergen, vereinbarten wir für den heutigen Samstag eine Sonnenuntergangs-Tour. Nach einigen Überlegungen wurde der Traunstein als perfekte Destination für eine Verabschiedung des Hitzeplaneten über der Nebelschicht auserkoren. Der Felskoloss am Fuße des Traunsees ist uns beiden bestens bekannt und ein Abstieg sollte auch im Dunkeln zu meistern sein. Wir starten unsere Tour um 12.30 Uhr vom Parkplatz am Ostufer des Traunsees und wärmen unsere müden Beine beim Spaziergang zum Naturfreundesteig-Einstieg bestens auf. Die Idee über den alten Naturfreundesteig aufzusteigen , verwerfen wir aufgrund der unsicheren Schneelage wieder und klettern über die ersten versicherten Stellen empor. Das Wetter unter dem Nebel, dem wir bald zu entlfliehen hoffen, sehr trüb und miesepetrig. Arme Gmundner!

Aufstieg über den Natufreundesteig

 

Am Südwestgrat (970m)

Die Wenigen, die heute den Weg auf den Traunstein gefunden haben, befinden sich bereits wieder im Abstieg und berichten uns von einer durchgehenden Nebeldecke bis zum Bösen Eck (etwa 1400m). Erfreut über die positive Info eilen wir schleunigst dem Felsentor entgegen um sobald wie möglich die kostbaren Sonnenstrahlen einzuheimsen. Die Schneelage am “Stoa” heute, im Vergleich zu meiner Besteigung am vergangenen Dienstag, absolut kein Problem- auch die Querungen völlig ungefährlich.

 

Die befürchteten Schneemassen blieben aus

 

Aus dem Nebel- in die Sonne. Wattemeer über dem Traunsee
Und siehe da: Genau auf 1420m stehen wir überhalb der Nebelschicht und können uns an Blicken auf den Gosaukamm und seiner Majestät dem Dachstein erfreuen. Die Nachwehen des übermäßigen Alkoholkonsums haben sich in der frischen Bergluft mittlerweile vollständig aufgelöst und so können wir problemlos bis zum Neubau der Naturfreundehütte aufsteigen.

 

Alles unter 1400m wird heute vom Nebel verschluckt

Nach nur 1h und 30min erreichen wir die Baustelle bei der Naturfreundehütte. Wir halten uns aber nicht lange auf und marschieren über das gut gespurte Plateau Richtung Gmunder Hütte, begleitet immer von dem traumhaften Panorama der oberösterreichischen Voralpen. Auch über den tiefverschneiten nordseitigen Hernlersteig sind heute Gipfelaspiranten hochgestiegen.

Ausstieg Naturfreundesteig

Um etwa 14.45 Uhr erreichen wir schließlich den menschenleeren Gipfel und bereiten uns auf die nächsten zwei Stunden vor, denen wir den wechselnden Stimmungen fröhnen werden. Kurz vor dem Kreuz treffen wir auch noch zwei Gipfeltreffler (Anm. www.gipfeltreffen.at) die über den Südgrat auf den Traunstein gestiegen waren.

Am Traunsteingipfel (1.691m)
Blick ins Tote Gebirge

Besonders beeindruckend heute die Blicke über die Nebelsuppe zum Toten Gebirge – der Große Priel präsentiert sich bereits im vollen Winterkleid. Auch die Haller Mauern und Teile der Gesäuseberge sind bei diesem Prachtwetter heute auszumachen.

Langsam aber sicher beginnt die Sonne hinter dem Höllengebirge Abschied zu nehmen und damit auch die angenehmen Temperaturen. Wir ziehen uns unser warmes Gewand über und Matthias steht vor Begeisterung bald Kopf.

Freudensprünge am Traunsteingipfel

Ab 16.30 Uhr verändern sich die Stimmungen im Minutentakt, über der Nebelsuppe kommt man sich vor wie in einem Fantasieland. Die Schadenfreude beim Blick ins oberösterreichische Flachland ist groß, unsere Heimatstadt Linz kann sich mit Steven Spielbergs Blockbuster “Nebel des Grauens” messen. Es sind Momente, die das Leben eines Bergsteigers ausmachen. Die Röte der Abendsonne lässt die umliegenden Berggipfel in den schönsten Farben strahlen und wir sind froh unsere berauschten Hintern doch noch aus dem Bett bekommen zu haben.

Herrliche Stimmungen über dem Traunsee….

 

….die zu weiteren Freudensprüngen animieren

 

Gmundner Hütte über dem Nebel

 

Um 16.45 verabschiedet sich die Sonne dann bald endgültig

 

Der Mond geht über der “LANG”en Rast auf, die Abendröte tut ihr übriges

 

Im Hintergrund ragen Kremsmauer (1604m) und Kasberg (1748m) aus dem abendlichen Nebel

 

 

Um etwa 17.00 Uhr müssen wir uns schweren Herzens vom Pyramidenkogel trennen und lassen uns vom “Alpenglühen” der umliegenden Berge zurück zur Gmundner Hütte begleiten. Mittlerweile ist auch der Mond über dem Gipfelkreuz aufgegangen und sorgt für angenehme Lichtverhältnisse, die unsere Stirnlampen vorerst nicht nötig machen. Wir entscheiden uns für den Abstieg über den Mairalm-Steig, der überraschenderweise mit mehr Schnee aufwarten lässt, als der Aufstieg. Durch sulzigen Schnee kämpfen wir uns über die seilversicherten Stellen in ungefährliches Gelände vor und genießen schließlich den Abstieg in den Nebel.
Auf dem Weg zurück zur Gmunder Hütte…
…lassen wir die unglaubliche Stimmung nocheinmal auf uns wirken, bevor es…
…im Schein des aufgehenden Mondes und mit einem letzten Blick..

 

…über das Wolkenmeer wieder abwärts geht.
In völliger Dunkelheit geht es schließlich über die Forststraße in rund 30 Minuten zurück zum Ausgangspunkt. Es werden bereits Pläne für den nächsten Tag geschmiedet, der sich ähnlich wie der Heutige präsentieren soll…aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Fazit: Es lohnt sich auch noch mittags (bei guter Zeiteinteilung und entsprechender Kondition) den Weg ins Freie anzutreten, eine solche Stimmung wird man auf der heimeligen Couch vor einer neuen Ausgabe von “Familien im Brennpunkt” wohl nicht erleben (außer dass das Niveau ähnlich der Sonne zu sinken beginnt). Heute hat dieser Berg definitiv den Namen “Traum”stein verdient und wir können ihm versprechen ihm diesen Winter noch einmal die Ehre erweisen zu werden.

Vom Kaisertisch zurück zum Ostufer Parkplatz

Um euch nicht mit allen Fotos hintereinander zu quälen, haben wir die “Top 56” in ein Album gepackt- viel Spaß beim Durchklicken, es lohnt sich.