Von Gabriel Egger 




Lange geplant-endlich durchgeführt. So könnte das Motto dieser besonders feinen Tour lauten! Mit der Überschreitung der Falken-und Kremsmauer haben sich Matthias und ich einen lang gehegten Wunsch erfüllt und als Facultafif noch den nackten Kaibling mit dem wohl kleinsten aber feinsten Gipfelkreuz der Ostalpen, und den allseits bekannten Pfannstein angehängt.

Wir starten unsere heutige Tour in Grünau im Almtal im Ortsteil Langau und wärmen unsere Beine bei einer langen Forstraßenwanderung nebst Bächen und üppiger Vegetation auf. Lange dauert es nicht und wir treffen einen ersten Wegbegleiter. Durch die doch immer wieder aufkommenden Regenfälle der letzten Tage haben sich die Feuersalamander aus ihren Verstecken gewagt und peppen mit ihrer prachtvollen Erscheinung die Natur optisch noch um einige Grade auf.

Der Feuersalamander im Portrait
Wo Schwarzenbach und Weißenbach sich treffen beginnt unser eigentlicher Anstieg

Bei einer Weggabelung zwischen Schwarzenbach und Weißenbach muss man sich für eine Richtung entscheiden- was wir intuitiv machen, und zwar richtig falsch.  Wir umrunden den Speikogel, den wir eigentlich erklimmen sollten, und suchen uns noch vor den Jagdhütten eine Schuttrinne, in der versuchen uns wieder zum richtigen Weg durchzuschlagen. Einen richtigen Weg gibt es aber auf den Speikogel eigentlich nicht, und erklimmen muss man ihn eigentlich auch nicht- denn der Zustieg zur Falkenmauer befindet sich eigentlich um einiges weiter südlich. Die vielen “Eigentlich” sind kein stilistischer Fehlgriff, sondern der Beweis, dass auch nach jahrelanger alpiner Erfahrung so mancher Weg nicht auf Anhieb entdeckt werden kann.

Zustieg durchs Schuttfeld

Auf dem breiten Rücken des Speikogels angekommen, kann man sich mehr oder weniger nicht mehr verirren und wir folgen diesem bis zum bewaldeten Gipfel. Richtig Freude kann aber bei unserem ersten Gipfel des Tages nicht aufkommen, denn außer ein paar zusätzlichen Höhenmeter macht eine Besteigung dieser Erhebung nicht viel Sinn. Wir steigen also in fast gerader Linie wieder einige Höhenmeter ab und queren südlich des Gipfels bis zum Beginn der Falkenmauer.

Der Westgrat der Falkenmauer

Auch der Zustieg zum Beginn der Falkenmauer stellt uns kurze Zeit nocheinmal vor ein Rätsel. Weil dieses aber nicht vom Riddler persönlich kommt, ist es schnell gelöst und wir beginnen den Anstieg erst nach einer weiteren kurzen südlichen Querung im leichten Schrofengelände. Von hier aus ist der Westgrat schnell zu erreichen und ab jetzt säumen auch Steinmänner den weiteren Anstieg. Währendessen ziehen aber dunkle Wolken übers Almtal und wir können die teils ausgesetzte Gratkletterei nur wenig genießen.

Los geht’s! Klettern im II. Schwierigkeitsgrad

Wir eilen über den Grat, denn mittlerweile macht sich neben Nebel auch leichtes Nieseln bemerkbar. Schon hier beschließen wir die Überschreitung an einem schöneren Tag zu wiederholen um die besonderen Eindrücke dieser Tour besser genießen zu können.

Schön augesetzt, aber technisch unschwierig geht es dem Gipfel entgegen

Der Grat selbst präsentiert sich trocken und der Fels ist griffig und lässt beinahe nichts zu Wünschen übrig. Leichte Kletterstellen (I-II) wechseln mit Gehgelände, einzig die Höhenangst sollte man nicht unbedingt in den Rucksack packen- fällt die Falkenmauer in beide Richtungen doch ziemlich steil ab.

Erholung im Gehgelände
Die letzten Meter zum Gipfel
Nebel fällt ein

Für etwas ängstlichere Kollegen gibt es immer wieder die Möglichkeit den Grat rechts zu umgehen, für versiertere Begeher lässt sich bei genug Sturheit auch die ein oder andere Stelle im III. Schwierigkeitsgrad finden.
Am Gipfel angekommen gönnen wir uns eine kleine Pause, bevor wir zum abenteuerlichsten Teil der heutigen Tour übergehen- dem Abstieg über den Ostgrat und den Übergang zum Törl.

Auf der Falkenmauer (1.569m)
Trotz fragwürdiger Bedingungen sind wir zufrieden

Zuerst geht es noch ziemlich direkt am Grat entlang, bis man erstmals auf der Südseite durch Schrofengelände abklettern muss. Man sollte sich aber immer in Gratnähe halten um die Rinne, durch die sich der weitere Abstieg vollzieht, nicht zu verpassen. Da ein Direktabstieg zum Törl nicht möglich ist, muss eine steile nordseitige Rinne noch vor dem Törlspitz abgeklettert werden. Die Richtigkeit der Routenwahl erkennt man an einem alten Bohrhaken, der an einem Fels direkt vor Beginn der Rinne angebracht ist. Nun geht es sehr steil (und in unserem Fall leider auch nass) über felsdurchsetzte Wiesenbänder, Schutt und brüchigen Fels nach unten.

Abklettern in der Rinne

Wenn die enge Rinne sich wieder öffnet, quert man nach Osten um über schmale Bänder und Latschen auf den Normalweg von Micheldorf zu treffen. Einen wirklichen Tipp für die beste Wegfindung gibt es hier nicht, wer suchet, der findet!

Diese Abkletterstelle kann man weiter unterhalb auch umgehen

Nach langer Schufterei erreichen wir nun schlussendlich die Seilversicherungen auf dem Weg zum Törl und können zum ersten Mal auch auf Markierungen zurückgreifen. In wenigen Minuten erreichen wir schließlich das Felsentor, gönnen uns eine kurze Verschnaufpause, und machen uns auf um über den mir gut bekannten Westgrat die Kremsmauer zu erreichen.

Das Törl

Zuerst folgt man noch dem Normalweg, bis von diesem nach etwa fünf Minuten deutlich Steigspuren nach links abzweigen, die zum Einstieg des Westgrates führen. Der Westgrat, dessen Schlüsselstelle ein Abklettern im II. Schwierigkeitsgrad darstellt, ist nicht lang aber dafür umso knackiger. Ziemlich ausgesetzt geht es in kompaktem Fels auf- und ab und jeder versierte Bergsteiger kommt auf seine Kosten.

Kletterfreuden am Kremsmauer-Westgrat
Schlüsselstelle

Nach nicht einmal einer weiteren Stunde erreichen wir das kleine Kreuz am 1.604m hohen Hauptgipfel der Kremsmauer und lassen uns erstmals nieder um das mittlerweile etwas besser gewordene Wetter zu genießen.

Immer wieder eine Freude!
Gipfelkreuz mit dem Ende des Grates

Die letzten Meter zum “Wandergipfel”, der sogenannten Pyramide (1.599m) sind schnell absolviert und wir können wenige  Minuten später wieder zurück zum Törl marschieren.

Kremsmauer-Pyramide (1.599m)

Den lästigen Wiederanstieg zum Törl hinter uns gebracht, steigen wir bis zum markierten Übergang zur Gradnalm ab und queren unter den Wänden der Falkenmauer zum nacken Kaibling. Die Massen an Bärlauch können hierbei genauso begeistern, wie der schmale, wunderbar angelegte Steig.

Für die Bärlauchcremesuppe ist gesorgt

Kurz noch einige Querungen im Wald, dann ein letzter Anstieg durch die Latschen und der nackte Kaibling, der mittlerweile vierte Gipfel ist erklommen. Von hier aus ergeben sich wunderschöne Blicke auf die eben überschrittenen Mauern ob der Krems.

Da ging’s heute schon drüber!
Das kleine Gipfelkreuz am Kaibling

Bereits etwas müde und von Regenschauern und Regenbögen begleitet, absolvieren wir die letzten Meter zum Pfannstein.

Ein Regenbogen über der Gradnalm
Endstation! Der fünfte und letzte Gipfel ist der 1.423m hohe Pfannstein

Bei wechselhafter Abendstimmung trinken wir unser Gipfelbier (beziehungsweise Matthias Gipfelbier, den meines habe ich der Kremsmauer geschenkt) und philosophieren über einen weiteren Weg Richtung Hochsalm, den wir im Sommer an diese Runde dranhängen wollen. Schlussendlich ist es aber an der Zeit den Rückweg anzutreten und wir steigen den markierten, aber sehr langen Steig, nach Grünau ab.

Letzte Sonnenstrahlen beim Abstieg zurück nach Grünau

Wir schaffen es ohne Stirnlampe und trocken zum Ausgangspunkt hinab und können sehr zufrieden auf einen langen, abwechslungsreichen Tourentag zurückblicken! Den Blick nach vorne dürft ihr für uns übernehmen, und der richtet sich hoffentlich ins folgende Fotoalbum!