Nach der “Faulenzer-Tour” auf die Katrin sollten am heutigen Tage wieder größere Ziele angepeilt werden. Nach etwaigen Überlegungen, die uns aufgrund der Masse an Touren, die wir absolvieren, ständig begleiten, lässt Matthias in Wickie-Manier mit einem Geistesblitz aufhorchen: Der Hochtausing, steiler und schroffer Felsberg im Schatten des Grimmings, hatte uns die letzten Jahre mit seiner scheinbaren Uneinnehmbarkeit immer wieder fasziniert. Den Schein wollten wir ihm also nehmen und machen uns in aller Frühe auf nach Wörschach im wunderschönen Ennstal. Doch weil uns hyperaktiven Stehaufmandln der Tausing nicht genug ist, planen wir eine weite Runde über Kleinmölbing und Mittermölbing auf den Mölbingkönig.
Wir starten auf rund 1000m Seehöhe beim Parkplatz Schönmoos und haben nach wenigen Minuten Forststraße schon das Objekt der Begierde vor Augen: Auch von hier baut sich der Tausing noch gewaltig auf und wir sind gespannt, was uns der Anstieg über dessen Ostgrat zu bieten hat.
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Hochtausing (1.823m) voraus |
Der Zustieg erfolgt über den beschilderten Weg zur Hochmölbinghütte und erst nach rund zwanzig Minuten trennt sich die Spreu vom Weizen. Der Ostanstieg auf den Hochtausing ist recht steil, aber nie wirklich ausgesetzt und weist außer ein paar harmlosen Seilversicherungen auch keine nennenswerten Schwierigkeiten auf. Die Aussicht ins Ennstal ist aber berauschend und so freuen wir uns über den tollen Tag, der sich mit blauem Himmel und angenehmen Temperaturen ankündigt.
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Bald ergeben sich wunderbare Tiefblicke |
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Die letzten Meter zum Gipfel- der Grimming hat sich eine Haube aufgesetzt |
Die letzten Meter, vorbei an schroffen Felsen und blühender Vegetation geht es knapp neben dem Grat entlang und die Aussicht zum Grimming und auf der anderen Seite ins Tote Gebirge wird immer schöner. Auch den Hochmölbing kann man erspähen- dieser präsentiert sich von unserem Standpunkt aus noch recht winterlich, doch wissen wir, dass der Schein oft trügen kann. Zufrieden den Blickfang endlich erklommen zu haben, genießen wir eine längere Pause und machen uns schließlich über den Toni- “Klettersteig” auf den Weg zu unserer nächsten Zwischendestination: Der Hochmölbinghütte.
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Am Gipfel des Hochtausings (1.823m) |
Den “Klettersteig”, der mit der Schwierigkeit B/C angeführt ist, setze ich absichtlich unter Anführungszeichen, weil er diesen Namen eigentlich nicht verdient hat. Zwar wäre es ohne die Versicherungen sicher um einiges mühsamer den Abstieg Richtung Tausingkar anzutreten, doch genüge in der Bewertungsskala ein A/B, denn schwerer als der Naturfreundesteig auf den geliebten Traunstein ist dieser mitnichten.
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Abstieg über den Toni-Steig |
Nach kurzer Wegfindungsphase erreichen wir den Sattel zwischen Hochtausing und dem weiteren Anstieg zur Hütte. Hier könnte man durchs Tausingkar wieder zurück zum Ausgangspunkt kommen, doch rät der Alpenverein aufgrund massiver Umweltzerstörungen nicht nur davon ab- er verbietet es. Uns darf’s egal sein und wir marschieren über Waldwege, Forststraßen und idyllische Almen Richtung Raidling. Der Raidling, ein bewaldeter Gipfel, an dessen Fuße die Hochmölbinghütte liegt, bietet sich wunderbar für Sonnenaufgänge an und kann als Geheimtipp für dieses Naturschauspiel gerne weitergegeben werden.
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Almenlandschaft |
Wir begegnen den ersten Wanderern und auch dem ersten Schnee, der aber für keine nassen Füße sorgen wird. Noch ein paar Meter bergab und wir stehen vor der Hochmölbinghüte, dem Ausgangs-und Endpunkt für sämtliche Touren in diesem Eck des Toten Gebirges. Die 1.683m hoch gelegene Hütte hat erst seit dem gestrigen Tag geöffnet, freut sich aber schon über guten Besuch. Während Hunde um die Wette tollen, der kleine Sohnemann der Hüttenpächter für allgemeines Schmunzeln sorgt und die Sonne auf die wunderbare Terrasse lacht, genießen wir bei fast kitschiger Stimmung Kaffee und planen den weiteren Wegverlauf.
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Idylle bei der Hochmölbinghütte, rechts die (noch) schneebedeckten Hänge des Raidlings |
Wir machen uns über fließende Gewässer (die uns später nocheinmal in Atem halten sollten) hinweg über den Normalweg auf Richtung Kleinmölbing. Der Schnee hat sich auf der weiten Hochfläche schon großteils zurückgezogen und wir kommen weiterhin schnell voran. Es ist wie immer im Toten Gebirge: Man fühlt sich wie in einer anderen Welt und völlig frei von allen Zwängen. Dennoch: Diese Seite hat etwas Besonderes, denn typische Karstflächen sucht man vergebens. Erst der Grat vom Kleinmölbing zum Hochmölbing lässt typischen Flair aufkommen.
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Schwarze Wolken über dem Kleinmölbing, der sich in diesem kleinen See spiegelt |
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Rückblick |
Die letzten Meter zum 2.166m hohen Kleinmölbing müssen über große Wechten absolviert werden und so sind wir umso überraschter, dass der Gipfel nicht nur völlig aper sondern auch trocken ist und mittlerweile wieder von der Sonne beschienen wird. Einem kleinen Nickerchen in dieser prächtigen Umgebung steht also nichts mehr im Wege!
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Am Gipfel des Kleinmölbings |
Nach ein paar orchesterartigen Schnarcheinlagen packen wir unsere sieben Sachen und marschieren über den harmlosen Grat Richtung Mittermölbing. Auch der Grat ist fast zur Gänze schneefrei und so darf es nicht verwundern, dass wir den zweiten Gipfel in Windeseile erreicht haben.
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Matthias am eingeschneiten Mittermölbing (2.318m) |
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Weiter geht es in wenigen Metern zum Hochmölbing |
Den noch relativ eingeschneiten Mittermölbing hinter uns gelassen, geht es dem höchsten Punkt unserer Tour entgegen: Dem 2.336m hohen Hochmölbing. Auch hier geht es über eine geschlossene Schneedecke, doch trägt diese wunderbar und so können wir uns nach 2012 zum zweiten Mal über diesen Gipfel freuen.
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“Selfie” kurz vor dem Hochmölbing |
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Wolkenspiele am Hochmölbing (2.336m) |
Nach kurzer, kühler Gipfelpause, in der sich auch der König des Toten Gebirges, der Große Priel (2.515m) anschickt kurz herüberzugrüßen, brechen wir auf selbem Weg Richtung Mittermölbing auf. Hier entscheiden wir uns aber für den Querlstein, einen weiteren Gipfel in unserer heutigen Sammlung, und den Abstieg zur Liezener Hütte. Dies sollte sich später als ein kleiner Fehler herausstellen, denn diese Seite des Mölbings trägt noch ordentlich Schnee.
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Der unscheinbare Querlstein (2.084m) |
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Der LASK und Bayern München duellieren sich heute am Querlstein-Gipfel |
Bevor wir den langwierigen und nassen Abstieg zur Liezener Hütte beginnen, können wir noch drei besonders schönen Schlangen-Exemplaren bei diversen Spielchen zusehen.
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Schlangenspaß im Toten Gebirge |
Der Abstieg dauert schließlich länger, muss man doch von der Brunnalm sehr lange durch Wald und über Wiesen zur Liezener Hütte marschieren. Normal ja überhaupt kein Problem, doch der weiche Schnee und schließlich die Wassermassen, die sich uns kurz vor der Hütte in den Weg stellen, machen die Sache zu einer spannenden Angelegenheit. Das Schmelzwasser hat den Wanderweg vollkommen eingenommen und uns bleibt nichts Anderes über als von einer Seite des entstandenen Flusses auf die andere zu hüpfen (was uns natürlich riesigen Spaß macht)
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Schwimmen statt gehen: Überflutungen am Wanderweg |
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Akrobatische Einlagen sind unumgänglich |
Den Abschluss findet der wunderbare Tourentag auf der Hochmölbinghütte, wo bereits emsigst Vorkehrungen für den kommenden Bergsommer getroffen werden. Vorkehrungen wie Popcorn oder Cola wären für euch auch ratsam, wenn ihr das folgende Fotoalbum betrachtet 🙂
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