1.400 Höhenmeter, 13 Kilometer Wegstrecke
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Der Zierler war der erste Streich, der zweite folgt sogleich.
Schon wieder dieser Traunstein. Und schon wieder einer dieser unmarkierten Steige auf den Wächter des Salzkammergutes. Diesen Winter hat ers mir angetan und nach dem
Zierler-Winterdurchstieg am vergangenen Samstag, musste logischerweise auch der Ostgrat noch folgen.
Schon am Dienstag, bei unserem mehr oder weniger sinnvollen Schnitzel-Lauf nach Hinterstoder, hatten Gabriel und ich beschlossen noch diese Woche den Ostanstieg auf den Traunstein in Angriff zu nehmen.
Am Donnerstag Abend dann die Ernüchterung. Gabriel hatte sich bei seiner Skitour in den Triebener Tauern seinen Oberschenkel stark gezehrt und stellte somit sein Mitwirken am darauffolgenden Tag im Salzkammergut in Frage. Jedoch meinte er, dass er im Notfall den Naturfreundesteig an diesem Tag machen will und er mir danach am Gipfel wartet. Typisch Gabriel.
Am Freitag Morgen bekam ich dann kurz nach halb 7 bei einer Tasse Kaffee am Küchentisch die endgültige Antwort per Whatsapp-Nachricht. Gabriel’s Fuß hatte sich über Nacht leider nicht gebessert und er entschied sich somit für den Naturfreundesteig an diesem Tag. Also sollte es für mich, wie schon so oft, wieder eine Solo-Tour an diesem Tag werden.
Ein wunderschöner Tag kündigte sich an und um ca. 8:30 erreichten wir den Umkehrparkplatz am Traunsee-Ostufer (428m).
Nach kurzem Kleidungswechsel und Ausrüstungscheck verließen wir um kurz vor 9 Uhr den Parkplatz in Richtung “Einstieg Naturfreundesteig”. Kurz vor unserem Start erreichte noch unser oftmaliger Begleiter
Johannes Leeb, mit seinen Bruder Harald den Parkplatz. Die Leeb-Brothers werden heute auch den Traunstein via Naturfreundesteig in Angriff nehmen und dies sollte nicht die letzte Begegnung am heutigen Tag sein.
Beim Einstieg des Naturfreunde Steiges, trennten sich dann Gabriel’s und meine Wege. Er und Johannes, der mittlerweile nachgekommen war, wünschten mir noch viel Glück, ehe ich mich dann der Forststraße Richtung Maieralm widmete. Es ging schnell voran und ich legte immer wieder kleine Laufpassagen ein um noch schneller meinem Ziel näher zu kommen. Nach ca. 35 Minuten passierte ich die Maieralm und stapfte weiter in Richtung Gassnersteig. War die Forststraße bis zur Mairalm wirklich gut gegangen, war ab der Mairalm tiefster Schnee, der teilweise bis zu den Knien ging.
Außer zwei Skispuren und einer Fußspur war hier nichts und der weitere Anstieg zu Hohen Scharte wurde immer anstrengender.
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Die ersten Meter auf der Mairalm-Forststraße |
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Naturfreundehaus im Zoom |
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Erster Blick gegen die Sonne kurz nach der Mairalm |
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Kurz vorm Gassnersteig |
Dann hatte ich endlich den Einstieg des 1878 errichteten Gassnersteiges erreicht. Ab hier waren es nur noch wenige hundert Höhenmeter bis zur Hohen Scharte (den Beginn des Ostgrates). An dieser Stelle möchte ich mich hier, in der Hoffung der Betroffene liest das, ganz herzlich bei demjenigen bedanken, der mir mit Laufschuhen (Vom Profil her entweder der “Salomon Snowcross” oder der “Salomon Speedcross 3/CS”) den teilweise hüfttiefen Schneeweg zur Hohen Scharte gespurt hat.
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Einstieg Gassnersteig |
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Weg zur Hohen Scharte |
Nach ca. 1 Stunde Gehzeit erreichte ich also die 1.110 Meter hohe, Hohe Scharte. Hier machte ich noch kurz 15 Minuten Pause und füllte meine Energiereserven wieder auf. Kurz bevor ich mit meinem Eispickel bewaffnet gerade in den Ostgrat einsteigen wollte, kam mir noch eine Trailrunnerin vom Laudachsee entgegen, welche mich ziemlich erschreckt hatte.
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An der Hohen Scharte angelangt |
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Ein Traumtag |
Die ersten Meter am “Ostgrat” waren noch teilweise schneefrei, doch schon nach kurzer Zeit stand ich auch schon wieder im mittlerweile nassen Firn. Plötzlich traute ich meinen Augen nicht. Waren da wirklich Spuren vor mir? Es sah ganz danach aus. Sie mussten noch sehr frisch sein, da das Profil der Bergschuhe noch sehr gut zu erkennen war. Ich war heute wohl nicht alleine am Ostgrat unterwegs.
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Am Beginn des Ostgrates |
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Noch im unteren Teil schon kleine Wechten |
Ich folgte noch ca. 2-3 Minuten den Spuren, suchte mir aber anschließend meine eigene Linie die ersten sehr steilen, mit Schnee bedeckten Grasrampen hinauf. Die Spuren hätten mir in diesem Teil zwar sehr geholfen, da der Anstieg sehr anstrengend war, allerdings führten diese schon nach kurzer Zeit in eine Richtung die ich nicht kannte. Ich wollte mich an meinen ursprünglichen Plan halten, den “Sommeranstieg” (den ich doch schon einige Male gegangen bin und deswegen diesen sehr gut kenne) zu folgen und tat dies auch ohne irgendwelche Experimente einzugehen. Mit großen Anstrengungen aber doch sehr rasch, ließ ich die ersten Grasrampen hinter mir und kletterte nach einer kurzen Eisrinne, rechts apere Felsen zum unteren Teil des Ostgrates empor.
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Mühsames, steiles Firngelände |
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Immer wieder heikle und rutschige Querungen |
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Verschnaufpause |
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Nach einer kleinen Rinne endlich die steilen Grasrampen hinter mir |
Diesen Teil könnte man theoretisch auch noch umgehen, allerdings wäre es für mich dann keine wirkliche Ostgrat-Durchsteigung mehr. Bis auf einen ca. 70-80 Meter langen Grat-Abschnitt, war der untere Teil des Grates kein Problem und ich kam abermals schnell voran. Einzig und allein der kurze Abschnitt ließ mich doch kurz ein bisschen stutzig werden, da man anfangs durch lockeren Schnee einen sehr steilen Gratzacken abklettern muss und danach noch kurz in die Nordseite queren musste. Hier hätte ich mir eindeutig bessere Schneebedingungen erhofft.
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Blick zum Katenstein |
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Unterer Ostgrat. Heikle Stellen beim Abklettern dieses Turmes |
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Noch eine bereits überwundene heikle Stelle |
Nichtsdestotrotz wurde auch dieser Teil überwunden und es ging wieder über leichteres Gelände bis zu einer kleinen, mit Schnee gefüllten Latschengasse, die wohl jeder Ostgrat-Geher kennen sollte.
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Leichter aber anstrengender Weiterweg |
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König Priel grüßt |
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Die erste verschneite Latschengasse |
Auch diese war schnell überwunden und nachdem man einen Großen Felsblock links umgangen hat, war man auch schon am Anstieg (leichte Kletterei) zum eigentlich Grat. Hier konnte ich bereits den Gipfel erkennen, auf dem auch schon Gabriel stand, der wohl mit einer Rekordzeit den Naturfreundesteig durchstiegen haben musste. Kurz bevor man dann den eigentlichen Grat erreicht, kommt man noch am Ostgrat-Steigbuch vorbei. Als ich die Schatulle öffnete, konnte ich nur ein komplett durchnässtes Steigbuch heraus nehmen. Als ich es öffnete und zur aktuellen Seite geblättert hatte, konnte ich es nicht glauben. “Klaus Leiss” stand mit dem heutigen Tag als erster Begeher dieses Jahres im Steigbuch. Er musste wohl kurz vor mir sein. Spätestens ab hier war klar, dass ich dieses Jahr wohl nicht der erste Ostgrat-Besteiger sein werde. Nichtsdestotrotz vergönnte ich es Klaus (der bereits den Pik Lenin 7.134m bezwungen hatte) und machte mich an den eigentlichen Grat.
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Am Steigbuch angelangt. Seit 24.12.14 (ich) bis heute keiner mehr am Ostgrat |
Der Grat ist zwar öfters ein bisschen ausgesetzt, aber nicht allzu schwierig und so konnte ich auch diesen schnell hinter mir lassen, ehe wieder der Schnee bei den letzten Latschengassen mehr wurde und absolut anstrengend zu gehen war. Hier möchte ich mich bei Klaus bedanken, der mir ein weiterkommen in diesem Teil, durch seine Spuren, doch etwas erleichtert hatte.
Die letzen Latschengassen bezwungen, konnte ich erstmals in die Querung zur “Grünen Gasse” einsehen. Dort lag überraschenderweise wenig Schnee, und auch in der “Grünen Gasse” selbst war im Mittelteil doch noch eine größere Mixed-Stelle zu erkennen.
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Am eigentlichen Ostgrat |
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Traumwetter heute |
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Erster Blick in Richtung Querung und “Grüne Gasse” |
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Im Zoom |
Hier schnallte ich mir meine Steigeisen auf die Schuhe und begab mich zu den ersten Abkletter-Stellen hinab zur Querung. Es war schwierig zu klettern, da durch den Schneemangel viel Fels hervorschaute. Man musste sich absolut konzentrieren um in der Wand zu bleiben und nicht in die Tiefe zu stürzen. Noch dazu kam, dass der Schnee hier sehr locker war und jede Schneeauflage sofort wegrutschte, wenn man versuchte sie als Tritt oder Griff zu verwenden. Nach einigen Minuten war dieser Teil überstanden und ich stand in der Querung. Hier folgte ich wieder Klaus Spuren und war schnell und ohne “größere Probleme” am Fuße der “Grünen Gasse”, die heute wohl eher den Namen “Weiße Gasse” hätte tragen sollen.
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In der Querung |
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In der Querung (Foto 2) |
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Anfang “Grüne Gasse” |
Ich war zwar schon des Öfteren bei Schnee in der “Gasse”, dennoch waren die Bedingungen heute wirklich miserabel und es war echt schwierig zu klettern. Im mittleren Teil, kam dann die Mixed-Stelle, bei der ich doch ein bisschen länger brauchte. Gabriel, Johannes und Klaus schauten mir zur selben Zeit vom Gipfel aus zu, fieberten mit mir mit und machten Bilder von meinem Aufstieg.
Vielen Dank für die Fotos an Blogchef Gabriel Egger und Johannes Leeb:
Letztendlich konnte ich aber dann auch diese Stelle, dank meines Eispickels überwinden und ich kletterte weiter bis zum Ausstieg der “Grünen Gasse”. Hier atmete ich kurz durch, ehe ich die letzten leichteren Kletterstellen überwindete. Gabriel wartete bereits auf mich und freute sich das ich es geschafft hatte.
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Durchatmen am Ende der “Grünen Gasse” |
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Die letzten Kletterstellen sind überwunden |
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Gabriel empfängt mich |
Nach ca. 3:10 Stunden am Gipfel angekommen tranken wir erstmal ein Bier und stießen auf den heutigen Tag an. Anschließend unterhielt ich mich noch kurz mit Klaus Leiss, der mir auch noch den ein oder anderen Technik-Tipp gab, ehe er sich wieder auf den Weg Richtung Tal machte. Gemeinsam mit Gabriel, der mit einer unglaublich starken Zeit von 1:25h über den Naturfreundesteig bis zum Gipfel aufgestiegen war, genoss ich noch den Sonnenschein am Gipfel für eine halbe Stunde.
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Das Traunsteinplateau |
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Blick nach Ebensee |
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Das Gipfelkreuz |
Danach machten wir uns auf den Rückweg über das Plateau zum Naturfreundehaus. Dort warteten die Leeb-Brothers noch auf uns und wir hielten nochmal eine kurze Zeit gemeinsam mit ihnen Inne. Gegen 14:50 machten wir uns danach wieder an den Abstieg via Naturfreundesteig und erreichten um kurz vor 16:00 Uhr den Umkehrparkplatz. Hier ging bei schönstem Wetter ein wirklich sehr schöner und vor allem spannender Bergtag zu Ende.
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Rückweg zum Naturfreundehaus |
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Vorbei an der Gmunder Hütte |
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Und mit den Leeb-Brothers auf der Naturfreundehaus-Terasse |
Mehr Bilder von der “Grünen Gasse” und generell vom ganzen Ostgrat gibt es hier:
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