Der Wasserkogel im Karbachtal und der Magdalenasteig auf den Gmundner Hochkogel


vorgestellt von Moritz Mayer Jeder Bergsteiger kennt es. Man sitzt Zuhause und plant seine nächste Tour. Doch diesmal soll es etwas Besonderes werden und eine Idee jagt die nächste. Im Hirn rattert es und keine Tour, kein Anstieg, kein Gipfel ist gut genug. Wir machen es uns oft auch ziemlich schwer. Voraussetzungen sind, dass kein Wanderweg oder sonstige Anzeichen von Zivilisation vorzufinden sind und dass der Gipfel möglichst nicht in unserem Tourenbuch aufscheint.  Sind diese Kriterien erfüllt,  kann eslosgehen und es heißt : “Lerne deine Heimat kennen!”

Im ersten Teil der neuen Blogreihe begeben wir uns ans Ufer des Traunsees. Viele wissen bereits, dass das kein neuer Ort für uns ist. Doch wir kennen eben nur das Meiste. Auch am Ostufer des Traunsees tauchen immer wieder neue Gipfelnamen auf der Karte auf, die uns nicht geläufig sind. Dann müssen sie es eben werden.

Der 1.268 Meter hohe Wasserkogel ist einer von ihnen. Er befindet sich zwischen dem Traunsee und Grünau im Almtal und ist der südöstliche Ausläufer des Gmundner Hochkogels (1.486m). Der “Traunstein und Umgebung” Führer von W. Pichler und A. Stieb sagt Folgendes zu diesem kleinen Rabauken am Ende des Rinnbachtales:
Der Wasserkogel von den Gasseltürmen aus
“Sehr schöner, aber abgelegener nur durch lange Anmarschwege erreichbarer Berg. Kein markierter oder ausgebauter Anstiegsweg, daher äußerst selten bestiegen. Wegen der landschaftlichen Schönheit des Rinnbachtales und des Berges aber sehr empfehlenswerte Tour.”
 
Im Führer wird allerdings nur auf einen Anstieg über das sogenannte Rinnbachtal und den unteren Magdalenasteig verwiesen, der sich von Grünau im Almtal in Richtung Wasserkogel schlängelt. Bergaufundbergab wäre aber nicht bergaufundbergab,  wenn wir es nicht auch anders versuchen würden.
Ich steige also am Dienstag den 09. Februar 2016 ins Auto und begebe mich wie schon so oft zum Traunstein-Umkehrparkplatz am Ostufer des Traunsees. Der Rucksack ist schnell gepackt und ich laufe über den Miesweg der Karbach-Forststraße entgegen, über die ich heute zur Karbachmühle gelangen will und in weiterer Folge auf den Wasserkogel. Da monotone Forststraßen dann aber doch nicht mein Lieblingsgelände sind  beschloss ich über die Schönberg-Nordkante zuerst einmal auf den Kleinen Schönberg (895m) zu klettern.
Am Miesweg in Richtung Nordkante

 

Unfassbar schöne Natur an der Schönberg-Nordkante

 

Der Traunsee

 

Der Gipfel war schnell erreicht

 

Die ersten Höhenmeter waren schnell überwunden und in  wirklich einzigartigem Ambiente war ich auf den Kleinen Schönberg geklettert. Am Gipfel bliesen mir zuerst einmal einige orkanartige Windböen ins Gesicht. Rechts stand der Traunstein und Naturfreundesteig, Lainauruck’n, Mairalmsteig sowie Ostgrat ließen kurz schöne Erinnerungen hoch kommen.
Kleiner Schönberg (895m)

 

Traunstein (1.691m)

 

Dann ging es aber auch schon in Richtung Ranzen der gleichzeitig den Kleinen Schönbergsattel zwischen Kleinem Schönberg und Langriedleck darstellt. Auf der Original Bergmarathon Strecke geht es anschließend über breite Forststraßen in Richtung Karbach, vorbei an der Eisenbachstube (705m) und durch die Durchgangwand, welche einen wunderschönen Grat auf den Gmundner Hochkogel  (1.486m) darstellt.
Vorbei an der Eisenbachstube (705m)

 

Gmunder Hochkogel aus der Ferne

 

Durch die Durchgangwand ins Karbachtal

 

 

Durchgangwand von den Gasseltürmen aus gesehen

Kurz danach, bei der ersten Serpentine nach der Durchgangwand, wo man eigentlich wieder in Richtung See und in weiterer Folge in Richtung Karbach laufen würde, lief ich gerade aus weiter tief hinein ins Karbachtal. Der Anblick des Wasserkogels begleitete mich die ganze Zeit und das Karbachtal, machte seinem Namen durch zahlreiche Wasserfälle und Bäche alle Ehre. Ein wirklich schönes Fleckchen Land.

Hier gehts ins hintere Karbachtal

 

Der Wasserkogel (1.268m)

 

Nach einer Weile erreichte ich die teilweise verfallene Karbachstube, die heute eine beliebte Anlaufstelle für Hirsche und Rehe ist, bekommen sie dort doch alles, was das vierbeinige Herz begehrt. Als ich an der Stube ankam, sah ich gerade noch eine Herde Hirsche ins dichtbewaldete Wasserkogelgebiet entfliehen. Hier merkt man bereits die Einsamkeit des Karbachtales. Kommen ins gegenüberliegende Lainautal fast täglich Besucher, trifft man hier nur an manchen Tagen im Jahr eine andere Menschenseele.
Die bizarren Felstürme des Wasserkogels

 

Karbach

 

Im Reich der Hirsche: Karbachstube (717m)

 

Nach kurzer Rast bei der Labestation für Waldtiere, folgte ich der Forststraße weiter in den Wald. Die breite Waldschlange schlängelte sich nun dem Wasserkogel (1.268m) entgegen und ich kürzte die erste Serpentine steil durch den Wald ab. Anschließend versuchte ich eine geeignete Stelle zu finden, um von der Forststraße runter zu gelangen und weglos zum Gipfel steigen zu können- vergeblich.
Abkürzung durch den Wald

 

Der Wasserkogel ist von Karbach aus generell ein sehr abweisender Berg. Wenn man noch nie oben war, ist es sehr schwer einen halbwegs sanften Waldrücken zu erwischen. Die meisten Waldrücken am Wasserkogel sind abweisend, steil, nass, dreckig und vor allem steinig. Die großen Felstürme, die vor allem in der Gipfelgegend , aber auch in Richtung Gmundner Hochkogel vorkommen, werden von den einheimischen Gebietskennern Wasserkögeln genannt.
Mir blieb also nichts anderes übrig als der Forststraße bis fast zu ihrem Ende hin zu folgen. Als die Forststraße dann schon wieder etwas flacher wurde, sah ich eine Stelle an der es halbwegs machbar aussah und ich ergriff sofort die Möglichkeit. Nach kurzen Klettereinlagen in Matsch, Schnee und Laub erreichte ich einen Waldrücken auf dem man wenigstens ohne Bedenken gehen konnte. Diesem folgte ich bis zum Grat, wo auch schon die nächste Überraschung auf mich wartete.
Mein sonst eigentlich sehr guter Orientierungssinn hatte mir einen Streich gespielt und ich hatte den Wasserkogel- Gipfel beim Aufstieg durch den Wald weiter links eingeschätzt. Nun stand ich also am flachen Wald-Grat und sah dass der Gipfel des Wasserkogels genau in der anderen Richtung war.
Am Waldgrat: Hinten der Wasserkogel (1.268m)

 

Das Tote Gebirge gar nicht so weit entfernt

 

Über Dornen, vom Sturm umgewehte Bäume und anderen Umwegen, folgte ich anschließend dem Grat bis zu seinem höchsten Punkt, wo ich endlich die Gipfel-Schatulle des Wasserkogels erspähte. Meine Füße waren mittlerweile von den Altschneefeldern völlig durchnässt und der kalte Wind am Gipfel tat sein Übriges. Doch ich hab Neues erkundet und meine Heimat eines kleines Stück weit besser kennengelernt.
Im Grunde ist er ein wunderschöner Aussichtsberg, von dem man das sonst so bekannte Salzkammergut von einer ganz anderen Seite kennenlernt. Im Gipfelbuch waren nur wenige Einträge. Der erste Eintrag datiert von 2004 und das Büchlein war gerade mal halbvoll. 2016 gehörte der erste Eintrag mir.
Kurz vorm Gipfel

 

An der Gipfel-Schatulle des Wasserkogels

 

Erster Eintrag 2016

 

Der Wasserkogel war nun bestiegen, doch das nächste Ziel war längst ausgemacht. Der Gmundner Hochkogel (1.486m) ist ebenso ein Berg mit wenig Besuchern, dennoch verirren sich an schönen Sommertagen immer wieder einige Wanderer über die Mairalm auf dessen Haupt. Nur ganz wenige jedoch nähern sich dem Gmundner-Hochkogel über den oberen Magdalenasteig. Neben dem Magdalenasteig vom Rinnbachtal auf den Wasserkogel, gibt es nämlich auch noch den Magdalenasteig, welcher von der Scharte zwischen Wasserkogel und Hochkogel auf den besagten Gmundner Hochkogel führt. Diesen zu finden ist allerdings nicht ganz leicht.
Die erste Herausforderung bestand allerdings nun erstmal wieder vom Wasserkogel hinunter zu kommen. Ein eiserner Grundsatz von mir lautet: “Quere wo du nur kannst!” und somit versuchte ich vom Wasserkogel-Gipfel in die “Magdalenascharte” hinunter zu queren. Dies entpuppte sich allerdings relativ bald als äußert schwierig, war das Gelände am Wasserkogel doch alles andere als leicht. Abschüssige mit Schnee gefüllte Rinnen, Steilgras und jede Menge Wasserkögel machten mir das Leben zur Hölle. Eine halbe Stunde lang verbrachte ich fluchend, rutschend in den Westhängen des Wasserkogels und als ich dachte ich hätte das Schlimmste überstanden, stand ich vor einem senkrechten 200 Höhenmeter Abhang,  bestehend aus brüchigem Fels.
Irgendwo in der Querung gehts weglos durch diese Scharte

 

Gmundner Hochkogel vorraus!

 

Das Karbachtal

 

Typisches Wasserkogelgelände

 

Also wieder einige Meter zurück und in der nächstbesten Rinne mein Glück probieren. Ein erneuter Fehlschlag trübte meine Stimmung. Die nächste Rinne, die eher an einen Canyon erinnerte, war ein Volltreffer. Hier konnte ich endlich aus dem Labyrinth entkommen.
Durch diesen Canyon gings raus aus dem Wasserkögel-Labyrinth

 

Der 200- Meter- Abhang von der “Magdalenascharte”

 

Dann folgte endlich mal was Positives. Von der “Magdalenascharte” gingen Steigspuren in Richtung Gmundner Hochkogel weg. Diesen folgte ich anschließend und bei den nächsten Wasserkögeln sah ich auch schon eine schwarze Markierung. Am weiteren Weg verloren sich die Steigspuren immer wieder, jedoch halfen gelbe Bändchen an den Bäumen und schwarz-weiße Markierungen bei der weiteren Orientierung und schnell bemerkte ich auch, dass dieser Steig wohl durchgehend am Grat verlaufen musste.
Einige Wasserkögel zum Beginn des Magdalenasteiges

 

Auch Markierungen gab es…

 

…sowie manchmal gelbe Bändchen auf den Bäumen

 

Der Wasserkogel vom Magdalenasteig aus

 

Es ging gut voran und schon bald war ich auch schon wieder etwa 150 Höhenmeter unter dem Gipfel des Gmundner Hochkogels (1.486m). Der Wind pfiff mir gehörig um die Ohren und der nasse Schnee wurde immer mehr und mehr. Ich war heilfroh als ich endlich den Gipfel erreichte und kurz am Gipfelkreuz pausieren konnte. Der alles bestimmende Traunstein grüßte herüber und auch den Wasserkogel bekam ich noch ein letztes Mal zu Gesicht.
Kurz vorm Gipfel des Gmundner Hochkogels (1.486m)

 

Rechts der Gipfel des Traunsteines, links die Gmundner Hütte im Zoom

 

Gipfelkreuz des Gmundner Hochkogels

 

Im Angesicht des Wächters

 

Der anschließende Abstieg zur Mairalm war dank der durchgehenden Schneedecke schnell abgespult und über die Mairalm-Forststraße joggte ich durch das Lainautal gemütlich zurück zum Traunstein-Umkehrparkplatz. Nach mehr als 22 Kilometern und 1.800 Höhenmetern ging diese spannende Erkundungstour dann auch zu Ende und neue weiße Flecke auf der Landkarte wurden eingefärbt.
Weitere Bilder der Tour gibt es hier: