Traunstein (1.691m)
via Lainauruck’n (II+)

6 Kilometer Wegstrecke,  1.380 Höhenmeter

Ein schöner Rücken kann entzücken!

Bericht und Bilder:
Moritz Mayer

Es ist 6:00 Uhr morgens. Ein lautes  Piepsen lärmt durch das Schlafzimmer. Der verhasste Wecker und sein morgendliches Ritual: mich lautstark aus dem Land der Träume reißen. Ein neuer Tag bricht an. Nach einem kurzen Aufenthalt im Badezimmer sitze ich auch schon im Auto und beiße lieblos in mein Frühstück,  ein alter Müsliriegel. Ich bin spät dran, nicht nur beim Verzehr von Lebensmitteln.   “Verdammt!  Kamera vergessen!  Nochmal retour! Jetzt geht’s aber wirklich los!”  Bei der Fahrt ins Salzkammergut sehe ich anschließend einen wunderschönen Sonnenaufgang. “Wenns nicht so flach hier wäre, wär’s echt schön, im Innviertel.”

Ich biege  in die Traunstein-Straße ein, die sich fünf lange Kilometer bis zum berühmten “Traunstein-Umkehrplatz” in Richtung Süden schlängelt. Bereits hier fahre ich in einer dichten Autokolonne. Mir schwant Übles. Kurz vorm “Umkehrplatz” haben sich dann meine Befürchtungen bestätigt. Ein typischer “Stoa-Samstag”. Hunderte Leute, ein Ziel – der Traunstein! Um kurz vor halb acht Uhr stehen die Autos schon bis zum Hoisn-Wirt zurück und ich kann mit Ach und Krach noch eine kleine Parklücke vor dem “Umkehrplatz” finden.

Beim Schnüren der Schuhe ertönt es hinter meinem Rücken: “Klack, klack, klack, klack…”   Leicht bepackt und hoch motiviert traben ein älterer Herr und sein jüngerer Kollege die Straße entlang. Sie unterhalten sich  über Gott und die Welt und es sieht so aus als hätten sie alles um sich vergessen. Es stellt sich  schnell heraus, dass der ältere Herr der sechzig Jahre junge Robert  ist. Eine Traunstein-Legende, die heute schon zum 449. Mal den Traunstein in Angriff nehmen wird. Sein junger Begleiter ist Gabriel, ein aufstrebender Alpinist ,Journalist und mein treuer Begleiter, der mit 25 Jahren auch noch immer um sechs Jahre älter ist als meine Wenigkeit (19). Drei “Generationen” vereint!

Gemeinsam liefen wir weiter. Beim “Umkehrplatz” stößt dann unser letztes Mitglied zu uns. Der 36 Jahre alte Alexander  ist leidenschaftlicher Trailrunner und lief dieses Jahr schon  Läufe über 100 Kilometer. Das Quartett war komplett. Zu viert laufen wir die Straße entlang. Bergauf und bergab in Richtung Lainautal (Naturfreundesteig-Einstieg, Mairalm, Normalweg auf den Kleinen Schönberg, etc…). Unser heutiges Ziel ist nämlich kein Normalweg, sondern ein absoluter Geheim-Aufstieg der den Namen “Lainauruck’n” trägt. Robert, der diesen Weg bereits sechs Mal gegangen ist, sollte uns heute führen. Gabriel und ich sind bei sowas immer mit von der Partie und Alexander liebt als Trailrunner neben gut markierten Trails ebenso das ungewisse Abenteuer.

Gemeinsam laufen wir also bis zu dem Schild ,das zum  Normalweg auf den Kleinen Schönberg leitet. Hier gibt es verschiedene Varianten. Gewiss ist nur, dass wir  nach links in das Bachbett runter müssen. Ziemlich holprig und ziemlich steil ist hier das Gelände. Das ausgetrocknete Bachbett (Achtung! Sehr rutschig!) ist ein schöner Platz, komplett abgeschieden und immer menschenleer. Wenn man anschließend noch zehn Meter talauswärts geht, findet man sofort ziemlich deutliche Wegspuren, welche sich wenig später zu einem Steig entwickeln, der den Hang empor leitet.

Im Lainau-Bachbett

 

Der Steig beginnt

Nun sind wir also am Original Lainauruck’n. Anfangs steigt man noch an einem breiten, bewachsenen Hang empor, ehe der Weg langsam beginnt nach links auf einen Rücken hinzuziehen. Wenn man diesen erreicht hat, ist man schon mal richtig. Im Grunde sind die Wegspuren ganz gut zu erkennen, doch an manchen Stellen helfen dann doch die vielen Steinmänner nach.

Die Stimmung ist gut

 

Hier trifft man auf den Bergrücken

Die Stimmung ist gut. Robert quatscht wie ein Wasserfall über sein sehr intensives Leben. Schon bald können wir auch schöne Blicke auf den Schönberg und den Traunsee werfen. Am Rücken bleibt man anschießend einige Zeit. Steinmänner und Steigspuren weisen hier den Weg nach oben. Das Gelände ist sehr steil und teilweise etwas mühsam zu begehen. Schon bald sieht man dann auch den Sulzkogel und die vielen Begeher des Naturfreundesteiges herüberlächeln. Am Rücken sind auch immer wieder kleine Kletterstellen (II) zu überwinden, die teilweise äußerst brüchig sind. Immer wieder treten wir riesige Steine los, die donnernd und tosend in Richtung Lainaubach hinunter kugeln.

Am Rücken geht es weiter hoch

 

Der weitere Weg

 

Immer wieder kurze Kletterstellen

 

Auf  850 Metern erreicht man dann ein ganz schönes Plätzchen, an dem man eine wunderbare Aussicht ins Salzkammergut hat. Der Lainauruck’n ist bis hier wirklich ein ausgesprochen schöner und facettenreicher Anstieg. Anschließend geht es etwas flacher in Richtung einer großen, steilen Felswand, die von weitem her ziemlich wild ausschaut. Diese entpuppt sich allerdings recht schnell als harmlos und man steigt über kurze Kletterstellen (eine Stelle II+) nach rechts hinauf in eine kleine Scharte.

Ein wirklich schöner Platz

 

Durch diese Wand geht es in einfacher Kletterei durch (rechts-haltend)

 

In der “Wand”

 

Von dieser Scharte steigt man anschließend ganz kurz ab und beginnt eine längere Querung über Geröllfelder und Steigras in Richtung Osten. Hier gilt es nie den richtigen Weg zu verlieren und genau auf die Steinmänner  zu achten. Denn nach einer Querung folgt dann immer wieder ein Aufschwung nach links in Richtung Plateau. Einmal laufen wir etwas zu weit, doch haben dann relativ schnell wieder den richtigen Weg im Blickfeld. Nach der ersten Querung, steigt man abermals in eine kleine Scharte auf und quert unter großen Wänden mit deutlichen Steigspuren wieder weiter in Richtung Osten. In der letzten, immer leicht ansteigenden Querung trifft man dann auch schon auf das typische Ausstiegs-Gelände des Lainauruck’ns. Extrem langes Gras und extrem steil. Die Zecken freuen sich hier.

Die Querungen beginnen

 

Ein kurzer Überblick

 

Nach den Querungen geht es immer wieder nach links hoch

Nach diesem letzen Quergang erreicht man über eine steile, breite Wiese das Steigbuch, welches sich in einer schönen Schatulle befindet. Eintragungen findet man darin nur spärlich. Robert ist noch immer nicht der Atem ausgegangen und er erzählt uns abermals spannende und witzige Geschichten. Zwar sind wir vier vom Alter sehr unterschiedlich, doch verstehen wir uns sehr gut. Am Berg sind also doch alle Menschen gleich.

Kurz vor dem Wandbuch

 

Salzkammergut!

 

Das Steigbuch

Nach der kurzen Pause am Steigbuch folgt ein letzter, sehr kurzer Quergang, ehe man in eine lange, steile Gras-Rinne (II) einsteigt. Sehr steil und sehr grasig zieht diese in Richtung Plateau. Hier kann man wieder viele verschieden Varianten nehmen. Die beste ist wohl eher weiter rechts zu bleiben. Ich steige anfangs in der Mitte hoch, befinde  mich allerdings recht schnell in senkrechtem Gras-Gelände. Bei Nässe ist hier absolute Vorsicht geboten und allgemein eher von dieser Tour abzuraten. Am Ende der Rinne steht man vor einer kleinen Felswand. Hier geht man nach links und überwindet noch einen kurzen Steilaufschwung (II), ehe man den Ausstieg erreicht. Der Ausstieg befindet sich genau zwischen Naturfreundehaus und Mairalmsteig. Man kommt aufs Plateau zuletzt über eine kleine Latschengasse, welche von oben aus eigentlich nicht auszumachen ist. Also wär es nicht weiß, findet den Ausstieg von oben eher nicht.

Kurz nach dem Steigbuch

 

Im “Ausstiegshang”

 

Kurz vor dem Plateau

 

Am Plateau angelangt

Am Plateau klatschen wir alle einander ab und freuen uns über den für uns neuen Weg auf den Wächter des Salzkammergutes. Gemeinsam steigen wir noch zum Gipfel auf und begrüßen anschließend unsere Freunde auf der Gmundner Hütte. Nach einem köstlichen Mittagessen machen wir uns dann auch wieder an den Abstieg und ein weiterer wunderbarer Tag am Traunstein geht zu Ende.

Traunstein (1.691m)
Blicke ins schöne Oberösterreich

 

Die Aussicht auf der Gmundner Hütte

Weitere Fotos der Tour gibt es hier:

Natürlich könnt ihr auch bei eurer Suche nach dem Lainauruck’n auf unseren GPS-Track zurückgreifen: