Noch nicht Winter, dafür schön.








Von Gabriel Egger 

Noch beim Abstieg über die Mairalm am Traunstein planten wir unsere alpinistischen Schandtaten für den darauffolgenden Tag. Unsere Wahl fiel schnell auf die Gesäuseberge, die wir heuer schändlicherweise ein wenig vernachlässigt haben. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr waren wir durchs Südwandband auf den großen Buchstein gestiegen, ohne Schneeberührung, im kurzen Leibchen- umso gespannter waren wir auf die Bedingungen am heutigen Tag. Wir rechneten durchaus mit heftiger Stapferei, wurden aber diesmal positiv überrascht.

Wir starten unser Vorhaben vom verlassenen Parkplatz bei der Sportalm- die 7 Euronen für die Mautstraße zur Oberst Klinke Hütte wollten wir unseren Konten nicht zumuten- und blicken gleich einmal zur verschneiten Hochhaide hinüber, der wir vergangenen Dezember auf unübliche Weise mit den Schneeschuhen zu Leibe gerückt waren.

Start am Sportalm- Parkplatz mit Blick zur Hochhaide (links 2.363m)

Nach einem Viertel der forstlichen Wegstrecke zur Klinke-Hütte bietet uns ein Gleichgesinnter an, uns mitzunehmen- wir nehmen dankend an, haben wir heute noch einiges mehr geplant und mit dem Tageslicht einen starken Gegenspieler. Von der Klinke-Hütte ergibt sich gleich ein formidabler Blick zur Westwand des Admonter Kalblings und wir brennen darauf endlich in die Gänge zu kommen.

Blick in die Westwand des Kalblings, unserer ersten Destination

Schnell lässt sich auch die Reichenstein-Traverse ausmachen- beim Gedanken an den Zeiritzkampel brennen unsere Wadeln. Placebo-Effekt im Gesäuse? Die Wolken verziehen sich langsam und es steht uns ein weiterer grenzgenialer Bergtag bevor.

Blick in die Eisenerzer Alpen

Bis auf ein paar Querungen und dem letzten Aufschwung zum Gipfel sind wir heute sogar schneefrei unterwegs- wer hätte das gedacht?

Schneedurchsetzte Querung kurz vor dem Gipfelaufschwung

Wenige Höhenmeter sind es bis zum ersten Gipfel auf 2.196 Metern. Nun wird’s auch winterlicher.

Die letzten Meter zum Gipfel

 

Schnell ist der Gipfel des Admonter Kalblings erreicht. Während Matthias die Söchauer-Pizza vom Vortag genießt, schreibe ich uns ins Gipfelbuch. Dann wird kurz noch dem Ausblick gefröhnt- denn der Wind verscheucht uns heute von jedem Gipfel schneller als gewohnt.

Am Gipfel des Admonter Kalblings

Nun geht es auch schon weiter Richtung Sparafeld. Der Weiterweg um einiges verschneiter, wir nehmen oft nicht den markierten Normalweg sondern steigen etwas höher dem Gipfel entgegen.

Etwas happiger der Aufstieg zum Sparafeld

Nach wenigen Minuten stehen wir auch schon am 2.247 Meter hohen Sparafeld und genießen den eindrucksvollen Blick in die abfallende Wildscharte. So nah und doch so fern- der Admonter Reichenstein. Auch der Buchstein lässt es sich heute nicht nehmen mit seinen Kollegen um die Wette zu strahlen.

Am Gipfel des Sparafelds

Nun : Kommando retour! Es geht dem Riffel entgegen, also zurück in die Scharte zwischen Kalbling und Riffelspitz.

Rückweg über den Grat in die Riffelscharte

Bald stehen wir auch schon am 2.106 Meter hohen Riffel und können erstmals den gesamten Riffelgrat einsehen, über den wir heute den Kreuzkogel erreichen wollen. Vom Gipfel aus können wir die Situation aber nicht ausreichend einschätzen, also entscheiden wir uns erstmal ein paar Meter Richtung Grat abzusteigen. Die Seile teilweise unter dem Schnee- dennoch ganz gut machbar.

Der Riffelgrat
 

Auf der Südseite haben wir anfangs in den heikleren Querungen mit sulzigem Schnee zu kämpfen, kommen aber dennoch ganz gut voran. Die Sonne tut ihr Übriges und drängt uns auch Mitte November noch in die Rolle eines Solariumgängers.

Schneereiche Querungen in der Nordseite

Um 13.00 Uhr können wir die Hände schließlich zur “Siegerpose” auf dem Kreuzkogel in die Höhe reißen. Wir ignorieren den penetranten Wind und genießen fast vierzig Minuten lang die Wahnsinnsaussicht. Etwas zu lange – denn unser Plan Mayrwipfl und Brandleck im Sengsenggebirge für einen Sonnenuntergang zu besuchen gerät ins Wanken. So eilen wir im Sauseschritt wieder Richtung Sportalm hinab.

Endlich am Kreuzkogel- Gipfel

Durch den aufgeweichten Schnee können wir teilweise abfahren, und sind in 45 Minuten wieder retour beim Ausgangspunkt. Im Auto beginnt nun die Diskussion. Mayrwipfl? Brandleck? “Wenn doch die deppade Loser-Mautstraßen offen hätt- oder die am Kasberg”. Dann bringt Matthias auch noch kurz den Liezener Nazogl ins Gespräch. “Nu a Zweitausender zum Sonnenuntergang? Damma?
Doch der bereits erwähnte Kontrahent- das Tageslicht- zwingt unsere Pläne in die Knie und wir entscheiden uns für den 1.505m hohen Wasserklotz- einen formidablen Aussichtsberg am Hengstpass. Riskant dabei: Wir wissen heute nicht genau wie hoch sich der Nebel hinaufzieht. Falls wir am Gipfel im Hochnebel stehen, könnten wir die Aufnahmen unserer Tour durchaus in eine “Fail-Compilation” einbetten.

Im Nebel starten wir unsere zweite Tour des Tages bei der gut besuchten Jausenstation Zickerreith. Schnellen Schrittes geht es die lange Forststraße hinauf, und siehe da, auf 1150 Meter sind wir dem Nebel bereits fast entflohen. Kurzes Durchatmen, Handschlag, Austreten, Weitergehen!

Auf zu Gipfel Nummer Fünf….noch im Nebel

Nach weniger als einer Stunde, und leider um ein paar Minuten zu spät, stehen wir am Wasserklotz und können dennoch eine fantastische Abendstimmung miterleben. Das geniale Wochenende wird würdig abgeschlossen- für solche Tage meine Freunde, für solche Tage lebt man!

Die Sonne verschwindet hinter der Priel-Kette

In der aufkommenden Dunkelheit marschieren wir auch noch zum Astein (1.419m) und machen das halbe Dutzend an Berggipfeln voll.

In der Dunkelheit am Astein.

Mit den Stirnlampen bewaffnet machen wir uns schließlich an den kurzen Abstieg zurück in den Nebel des Grauens. Ein herrliches Wochenende geht leider zu Ende, an dem wir wieder ganz besonders schöne Eindrücke in die vielbeschäftigte Großstadt mitnehmen können.

Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein…

Und weil so wenige Bilder für solch kolossale Tage nicht genügen…hier das Album mit den besten Aufnahmen: