“Einmal ganz rundherum”, dachte sich Willi Buchinger bei einer Stammtischrunde auf dem Traunstein. “Das wär’  mal was”.

29 Jahre später lebt der Pinsdorfer nicht mehr, der Geist seines Bergmarathons aber sehr wohl.


Gabriel Egger hat die Strecke in Stücke geteilt und sechs Sportler nach Tipps und Erfahrungen gefragt.

 
29. Bergmarathon rund um den Traunsee
SA, 1. Juli, 03.00 Uhr, Rathausplatz Gmunden
70 Kilometer Wegstrecke /4500 Höhenmeter




Gmunden, Rathausplatz, kurz vor drei Uhr früh. Das Herz pocht lauter, als die Ansprache, die Organisator Harald Buchinger gerade hält. Einmal rund um den Traunsee. Zu Fuß. Das soll ich schaffen? Die Konturen des Traunsteins zeichnen sich in die dunkle Nacht, oben am Naturfreundehaus brennt bereits Licht. Ein Blick in die angespannten Gesichter, auf die zottigen Bärte und die rasierten Füße. Der kühle Wind treibt die letzten Zweifel davon. Jawohl, das schaffe ich.
Und zwar so:

 

Gmunden Rathausplatz- Traunstein Naturfreundehaus

 



Benedikt Rabberger

Streckenrekordhalter seit 2008




7 Stunden, 26 Minuten




14 Teilnahmen

Auch wenn es schwer ist,  besonders am Start, wenn man nur so vor Energie strotzt, braucht es viel Ruhe. Die erste Etappe auf den Grünberg ist steil und dient mir immer zum Aufwärmen. Viele andere machen den Fehler und stechen sich hier schon ab. Der Lauf hat hier aber noch nicht einmal richtig begonnen. Wenn du überholt wirst, hast du immer noch mehr als 60 Kilometer um wieder vorbeizuziehen.

Bergab vom Grünberg: Rutschgebiet. Richtung Naturfreundesteig kann es einiges an Kraft kosten. Wenn man dann noch immer  will, kann man ruhig mal die Sau rauslassen, und sich selbst beweisen, dass man nicht umsonst für den Bergmarathon trainiert hat. Voraussetzung ist, dass man schon Tage zuvor angefangen hat, Kohlenhdyrate zu schaufeln. Sonst muss die Sau im Stall bleiben. Gels, Energieriegel und richtig viel zu trinken dürfen rauf auf den Traunstein trotzdem nicht fehlen. Danach muss der Kohlenhydratspiegel immer noch hoch sein, sonst droht bei dem steilen Gelände ein Hungerast. Aber auch nach dem Traunstein gilt: Die Strecke ist noch lang.

Früher war das immer ein Wettkampf zwischen mir und dem Riederer Willi. Ein Gemeindeduell. Pinsdorf gegen Ebensee. Die anderen waren uns da immer egal. Jetzt geht es mir um einen schönen Gedächtnislauf und eine wunderbare Zeit in den Bergen.

 

Traunstein Naturfreundehaus- Ebensee Rathausplatz

 

 

Thomas Hitzenberger




Viertplatzierter 2016




8 Stunden, 31 Minuten




3 Teilnahmen

Vom Naturfreundehaus folgt dann meist ein rascher Downhill Richtung Kaisertisch. Der Mairalmsteig ist steil und wenn er nass ist, auch richtig gefährlich. Also immer mit beiden Augen laufen. Beim Kaisertisch angekommen, nehme ich meistens nur Obst zu mir, weil dann ein reiner Laufabschnitt folgt und ich keinen schweren Magen haben möchte.

Das erste Stück Richtung Karbach geht es bergauf. Wenn man hier alles durchläuft, kann man richtig viel Zeit gut machen. Man kann jedoch genauso Gefahr laufen, sich schon vor der Hälfte des Rennens zu übernehmen. Bei der Labestation Karbach ist es sinnvoll seine Speicher zu füllen, denn dann kommt eine der Schlüsselstellen. Dieser verdammte Spitzelstein! Er verlangt dir alles ab, weil er nie nachlässt und bis oben richtig steil und unwegsam ist. Außerdem wirkt er endlos.

Bei der Spitzelsteinalm angekommen, muss die Pause nicht allzu lang sein, weil nach einem richtig schnellen Downhill beim Landungsplatz Ebensee (Ziel der Halbdistanz) eine große Labe bereitsteht. Bevor es wieder steil auf den Feuerkogel geht.

 

Ebensee Rathausplatz- Hochsteinalm

 

Daniela Karigl

Schnellste Frau 2016



9 Stunden, 43 Minuten



1 Teilnahme

Wenn man vorhat, dass man den Bergmarathon in unter 10 Stunden läuft, sollte man Ebensee in spätestens fünf Stunden erreicht haben. Dort hat mir meine Mama bereits mit meinem Dropbag gewartet und ich hab mir andere Schuhe angezogen. Heißt: die griffigen, direkten Laufschuhe gegen Laufschuhe mit viel Dämpfung ausgetauscht.  Weil ja die zweite Hälfte auch sehr viel Asphalt beinhaltet.

In Ebensee heißt es richtig viel trinken, Reserven auffüllen und am besten die Stöcke auspacken. Ab hier kann ich sie wirklich sehr empfehlen, da man schon ziemlich müde ist und sie die Füße beim steilen Anstieg auf den Feuerkogel ein wenig entlasten. Hinunter in die Kreh passe ich immer wahnsinnig auf, weil da ziemlich rutschige, wurzelige Passagen drinnen sind. Magnesium, Salz und ganz viel Wasser sind auf der gesamten Strecke wichtig. Vielleicht bei der Labe in Mühlbach noch einmal auffüllen! So kann man Krämpfen am Besten vorbeugen.



Johanna Simmer




Schnellste Frau 2014 und 2015




10 Stunden  und 22 Minuten






2 Teilnahmen

Beim letzten Bergmarathon nahm ich mir vor mich in Ebensee nicht lange aufzuhalten. Ich nehme nur Dinge zu mir, die mein Körper bereits kennt und deswegen nicht blöd darauf reagieren kann.
Meistens sind das Mannerschnitten, Orangen und Wasser. In meinen Trinkflaschen habe ich eigene Kohlenydrat/Energiemixes eingefüllt und habe zusätzlich noch Minerale und Salze mit.

Den Feuerkogel versuche ich in einem schnellen Wanderschritt mit Stöcken zu bewältigen. Die Kreh ist mit dem vielen Wurzelwerk eine Schwachstelle bei mir, aber ich hopple  so flott wie möglich bergab. Manchmal summe ich dabei, da kann ich dann die Spannung besser halten.

Auf der Schotterstraße esse ich dann meistens einen Proteinriegel oder eine Banane und stärke mich anschließend bei der Labe, damit ich den Aufstieg zur Hochsteinalm wieder im schnellen Schritt schaffe. Im Kopf ist für die Hochsteinalm bereits eine Zeit abgespeichert. Ich weiß, dass ich in 20 Minuten  oben bin und dann gehts bergab. Nach der Hochsteinalm gilt das Motto “Laufen ist schneller als gehen”.

Aja…und unterwegs habe ich immer ein Miteinander genossen und weniger den Wettkampf im Kopf. Man trifft auf der langen Reise interessante, motivierende, lustige, erschöpfte, ehrgeizige und helfende Läufer. Einfach schön!

Hochsteinalm-Gmundnerberg

 

Robert Riesinger 


Österreichischer Rekordhalter beim Tor des Géants – Endurance Trail
330km

 

11 Teilnahmen 


10 Stunden und 5 MinutenHat man den Checkpoint Mühlbach erreicht, dann warten noch etwa 20 Kilometer kupiertes Gelände; ich hab bisher immer die Stecken in Mühlbach abgegeben, denn es beginnt eine wirkliche Laufstrecke. Jetzt entscheidet sich, ob man sich im ersten Streckenabschnitt nicht zuviel ausgepowert hat…; hat man nämlich noch Schmalz, kann man diese Strecke noch moderat laufen, ansonsten heißt es improvisieren und man geht die Strecke halt so zügig, wie möglich.Gnadenlos wird es, wenn der Tag heiß ist und die Sonne ungebremst reinknallt – es gibt nämlich kaum Schattenspender; viel trinken ist dann die einzige Aushilfe, so dass man seine Schäfchen ins Trockene bekommt.
Der Veranstalter trägt dieser Situation Rechnung, indem es üblicherweise flüssigkeitsspendende Obstarten an den Laben Grasberg und Gmundnerberg gibt: Wassermelonenstücke, Erdbeeren…..; psychologisch hilft sowohl die Tatsache, dass man die “großen” Höhenmeter schon gemacht hat, als auch die optische Annäherung an Gmunden – man bewegt sich de facto in Richtung Ziel.

Aus Sicht der Ernährung kann das eine oder andere Sackerl Magnesium nicht schaden, damit es zu keinen Krämpfen kommt – aber nicht mehr als 3 Sackerl in Summe, ansonsten kommt die stark abführende Wirkung zum Tragen….

Gmundnerberg- Ziel des Bergmarathons am Rathausplatz







Harald Buchinger


Organisator des Traunsee-Bergmarathons



6 aktive Teilnahmen




13 Stunden, 7 Minuten












Mein erster Tipp für alle Läufer, die am Gmundnerberg ankommen: ganz kurz inne halten. Man kann die Strecke von hier noch einmal genau einsehen und richtig stolz sein, es geschafft zu haben. Das gilt sowohl für Wanderer, als auch für schnelle Läufer. Wer da kein Grinsen im Gesicht hat, hat sich zu sehr ausgepowert. Auch wenn eigentlich gilt: Wer’s bis hierher geschafft hat, schafft es auch ins Ziel, ist noch einmal Vorsicht geboten. Eine steile Wiese erfordert Konzentration und gutes Trittvermögen, dann geht es in einen dreckigen Hohlweg, wo auch jeder Schritt sitzen muss.

Hat man es über die Äste und Bäume geschafft, läuft man den Rest auf Asphalt zurück nach Gmunden. Hier wäre es richtig schade, wenn der Ehrgeiz überwiegt, denn es ist sicher der schönste Teil. Nicht wegen der Strecke, sondern wegen der vielen Menschen, die einem zujubeln. Da sind auch den härtesten Männern schon die Tränen in die Augen geschossen. Der Zieleinlauf ist ohnehin etwas ganz Spezielles und wenn dann auch noch Freunde oder Familie warten, ist der Tag perfekt.

Also: nicht übertreiben, genießen und sein ganz eigenes Abenteuer erschaffen! Der Bergmarathon nimmt viel, gibt aber im Endeffekt mehr zurück.

Viel Erfolg, liebe Teilnehmer!