Der einsame Ebenseer!

14 Kilometer, 1.300 Höhenmeter

Bericht & Fotos: Moritz Mayer

Im Westen des Toten Gebirges kann man viel erleben! Zahlreiche mehr oder weniger imposante Gipfel, ragen hier dem Himmel entgegen. Anspruchsvolle Bergsteige, zahme Wanderwege und breite Forststraßen: für jeden ist hier etwas dabei. Der Schönberg (2.093m) bestimmt die Umgebung. Vom nur wenige Kilometer von Ebensee entfernten “Lahnstein-Tal”, kann man den Schönberg an einem oder zwei Tagen über das Hochkogelhaus besteigen. Auch vom Offensee aus, welcher sich am Ende des Tales befindet und ein beliebtes Ausflugsziel darstellt, kann man schöne Bergtouren unternehmen. Der Aufstieg zum Wildensee oder gar zum Rinnerkogel (2.012m) sind hier wohl die beliebtesten Touren.

Doch gibt es am Offensee auch etwas für Entdecker und Abenteurer. Zahlreiche Gipfel ohne markierte Steige warten gerade zu auf eine Besteigung. Der Grünberg (1.874), der auch immer gerne mit seinem kleinen Bruder am Ostufer des Traunsees verwechselt wird, ist wohl einer der beliebtesten der “Unbeliebten”. Er besitzt keinen markierten Steig und ragt auch nicht über die 2.000 Meter Höhenlinie. Dennoch wird dieser Berg vor allem bei den Einheimischen immer wieder als lohnende Alternative gesehen. Er wird von ihnen liebevoll Plagitzer genannt und hat sogar ein eigenes Gipfelkreuz.

Auch ich wollte mir diesen Exoten einmal ansehen und beschloss, kurz vor unserem persönlichen Megaprojekt “24H Traunstein”, diesem kleinen Freund einen Besuch abzustatten. Erst gegen Mittag startete ich meine Tour am Parkplatz-Offensee. Das Wetter war sich an diesem Tag nicht ganz sicher und somit wechselten Regen, Wind, Schnee und Trockenheit  einander ab.

Am Offensee-Parkplatz hieß es erstmals in Richtung Grünbachtal zu gelangen. Hier wandert man am besten gemütlich das Westufer des Offensees entlang und weiter in Richtung “Rinnerhütte”. Nach  zwei Kilometern auf breiten Forststraßen zweigt rechts eine Forststraße ins Grünbachtal ab. Dieser folgt man erstmal weiter bis zu deren Ende. Am Ende der Forststraße trifft man dann auf den Grünbach der dem kleinen Tal den Namen gibt. Hier befindet sich auf der linken Seite ein gut erkennbarer Steig den man anschließend benutzt.

Am Westufer des Offensees entlang

 

Hier nimmt man die Forststraße nach RECHTS!

 

Dieser Forststraße weiter bis zum Ende folgen

 

Hier beginnt der Steig

Dieser Steig führt in unzähligen Serpentinen das Tal empor. Von nur leicht sichtbaren Jagdsteigen kann hier nicht mehr die Rede sein. Der Steig ist breit, gut ausgetreten und zeitweise sogar mit kleinen roten Punkten markiert.

Gut sichtbar

 

Endlose Serpentinen

Nach  650 Höhenmetern erreicht man vorerst das Ende des Waldes und kommt bei der sogenannten Grünbergstube an,eine kleine aber gut restaurierte Jagdhütte.  Nach einer kurzen Pause vor der Eingangstür der kleinen Hütte, ging ich links hinter der Hütte einen schmalen Steig weiter, der in leichtem bergauf und bergab direkt am Grünbach entlang weiter Tal einwärts führt. Nach wenigen Minuten muss man dann den Grünbach überqueren und sich an der anderen Seite den weiteren Weg suchen.

Der erste Blick auf den Plagitzer

 

Grünbergstüberl (1.300m)

 

Hinter der Hütte gehts weiter

Trotz des scheinbar guten Steiges, hatte ich hier schnell Orientierungsprobleme und ich verlor kurzzeitig den richtigen Pfad. Da man aber hier nicht wirklich aus kann und eh nach oben muss, war dieser auch schnell wieder gefunden. Nichts desto trotz muss man sagen, dass hier der Steig teilweise nur noch schwer auszumachen ist und die Einsamkeit des Berges gut zur Geltung kommt.

In diesem Bereich ist der Weg schwerer zu finden

 

Am Ende der Baumgrenze angelangt

Nach einigen Minuten hatte ich dann auch schon breite grüne Wiesen erreicht und auch der Gipfel war nur noch circa 200 Höhenmeter von mir entfernt. Leider war hier durch den Regen und Schnee der letzten Tage das sehr lange Gras ziemlich nass und meine Laufschuhe waren schnell komplett durchnässt. Zum Trost konnte ich aber ab hier die tollen Tiefbicke zum Offensee genießen und gleichzeitig die verschneiten 2.000er im Toten Gebirge bestaunen.

Die letzten 200 Höhenmeter zum Gipfel

 

Super Tiefblicke zum Offensee (649m)

 

Die “hohen” Berge sind bereits verschneit

Auf den letzten 200 Höhenmetern wird zuerst ein Steilaufschwung aus brüchigem Gestein, Dreck und Gras links in minimaler Kletterei umgangen, ehe man die steile Grasrinne erreicht, die direkt auf den Grat führt. Die Rinne ist durch ihre Steilheit nicht zu unterschätzen und vor allem bei Nässe ist hier im Abstieg Vorsicht geboten. Als ich die Rinne so hinaufstapfte, dachte ich daran, dass das wohl eine ziemlich coole Skitour sein muss. Der Winter kann also kommen!

Kurz vor der letzten steilen Grasrinne

 

Das wär wohl super Ski-Gelände

 

Auch den Gämsen gefällts

 

Fast am Grat angelangt

Am Grat angelangt, sind es nur noch wenige steile Höhenmeter über schrofiges Gelände zum Gipfel. Hier kann man dann auch erstmals den mächtigen Schönberg erblicken der aber bereits in den Wolken war. Man muss zugeben, dass der Schönberg im westlichen Teil des Toten Gebirges eine echte Wucht ist.

Der mächtige Schönberg ist bereits in den Wolken

 

Kurz vorm Gipfel des 1.874 Meter hohen Plagitzer

Der Gipfel war also erreicht und ich war froh einen neuen Exoten auf meiner Gipfelliste stehen zu haben. Im Gipfelbuch konnte ich wenig später feststellen, dass ich der erste seit neun Tagen am Gipfel bin. Auch wenn Gabriel vergangenes Wochenende versucht hatte bei Neuschnee und Sturm den Großen Priel (2.515m) zu besteigen, blieben wohl die Meisten in den letzten Tagen im wohlig warmen Haus.

Summit!

 

Dort sollte es wenige Tage später rund gehen

 

 

Nach einem leckeren Gipfel-Bier und einem kurzem Rundum-Blick, ging es auch schon wieder an den Abstieg. Ein Schneesturm zog nämlich gerade auf und sollte in wenigen Minuten den Grünberg erreichen. Noch ein Grund mehr für mich etwas schneller, im Laufschritt abzusteigen. Und weil das so gut funktionierte, befand ich mich schon kurze Zeit später weit unten im Bachbett des Grünbaches. Zu meinem Bedauern war ich aber zu weit abgestiegen und musste anschließend wieder 150 Höhenmeter durch Dreck und Schlamm aufsteigen um die Grünbachstube zu erreichen.

Der Schneesturm kommt!

Dort ging es aber dann nach einer kurzen Rast wirklich nach ganz unten und schon wenig später wurde im gemütlich-warmen Auto die Heimfahrt angetreten.

Für weitere Bilder einfach ins Fotoalbum klicken: