Trämpl und Alpstein: 1000 Höhenmeter, 8.8 Kilometer Wegstrecke
Schoberstein: 633 Höhenmeter, 6.7 Kilometer Wegstrecke


Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes, etwas Weißes.

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Gleich vorweg: Es wurde nicht geheiratet. Doch irgendwie scheint mir diese (etwas abgeänderte) Zwischenüberschrift ob der verschiedenen Stimmungen, die wir im Hintergebirge antrafen, als passend.

Wir, das sind heute der verwegene Hans, der sich zumeist leebtastisch fühlt, und ich.  Weil für den Nachmittag brauchbares Bergwetter versprochen wurde und die Prognosen für die Osterferien eher
zum Davonhoppeln als zum Osternest suchen einladen, sollten nocheinmal weiße Flecken auf der Landkarte entfernt werden. Weil ich im Sommer meistens Augen für andere Gebiete habe, kommen die beiden Felskanzeln des Trämpls und des Alpsteins in der jetzigen Übergangsphase gerade recht. Wir steuern also nachmittags vergnügt Molln und anschließend den Bodinggraben an und machen uns beim Jagahäusl, auf etwa 618 Metern Seehöhe, bereit für Wald und Wiese. Die Straßen hier erinnern eher an ein Treffen mit Soldat James Ryan mitten in der französischen Normandie, als an öffentliche Verkehrswege und somit ist höchste Vorsicht geboten, will man das Vehikel nicht mit drei Rädern nach Hause fahren.

Über steile Pfade geht es vorerst völlig schneefrei los und wir erreichen in zügigem Tempo die Almwiesen vor der erneuerten Schaumbergalm auf 1.110 Metern. Hier begegnet uns etwas Altes. Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr jemanden wirklich gern habt, aber die Person einfach zu oft und zu intensiv gesehen habt? So ungefähr kann ich mittlerweile mein Verhältnis zum Schnee beschreiben. Doch der alte Bekannte lässt auch hier keine Möglichkeit aus uns ein kaltes Schnippchen zu schlagen und somit dürfen wir uns die letzten Höhenmeter über etwas mehr Anstrengung freuen.

Kurz vor der Schaumbergalm erreichen wir den Schnee
Die Größtenberge präsentieren sich noch wolkenverhangen

Mit netten Blicken ins Sengsengebirge spazieren wir zuerst am markierten Wanderweg, dann etwas direkter über den kaum ausgeprägten Grat entlang und erreichen nach etwas mehr als einer Stunde den Gipfel des Trämpls. Mittlerweile hat sich auch etwas Neues an unsere Seite gesellt. Auf 1424 Metern liegen einige Zentimeter Neuschnee und so ist auch die Querung in den Luchsboden sehr beschwerlich. Einbrechen bis zur Hüfte gehört hier zum guten Ton.

Am Trämpl
Abstieg Richtung Alpstein
“Trotzdem Ja zum Leben sagen”- Viktor Frankls Motto wird beherzigt

Am Luchsboden angekommen, entscheiden wir uns direkt über die felsige Flanke aufzusteigen und kommen so auch in einen leichten Klettergenuss.

Kurze Klettereinlagen

Schließlich sind auch diese Passagen schnell überbrückt und wir stehen auf dem Alpstein in 1.443 Metern Seehöhe. Für die letzten Stunden des Tages leiht uns Petrus schließlich auch die Sonne, bevor er sie für die kommende Woche wieder in seinen metallenen Safe schließt und die Erde bewässert. Ein eisiger Wind treibt uns aber schnell wieder vom Gipfel und wir queren im meterhohen Schnee in der Nordseite um wieder den Abstiegsweg zum Jagahäusl zu erreichen. “Kruzifix nuamoi”- Mit Sicherheit unter den Top Drei, der von Hans getätigten Aussagen in den Bergen 😉

Kurze Querung zum Gipfel
Der Aufenthalt ist auf ein Minimum beschränkt
Beschleunigung im Abstieg

Die letzten 400 Höhenmeter absolvieren wir im “Downhill-Stil” und sind um 17.20 Uhr wieder zurück am Ausgangspunkt. Was das Weiße aus der Überschrift ist, muss ich angesichts der Fotos wohl nicht mehr erklären. Weil sich der Himmel nun blitzblau präsentiert, wächst in uns der Wunsch den Bergnachmittag noch etwas zu verlängern. Ich war zwar schon am Freitag am Schoberstein, und das gleich zweimal, doch weil sich seine Südseite von Molln aus so wunderbar anbietet, wird der Hattrick geschossen. Vom Parkplatz Kogler auf 660 Metern Seehöhe, wollen wir im Eiltempo auf den Gipfel.

Herbstliche Stimmung beim Abstieg

Wir treiben uns gegenseitig an und schließlich stehen wir nach 41 Minuten am 1.285m hohen Gipfel. Die Sonne ist zwar schon untergegangen, aber die Abendstimmung trifft uns mitten ins Bergsteigerherz und lässt Stille einkehren.

Abendstimmung am Schoberstein

Etwas ausgelaugt, stärken wir uns im Schobersteinhaus noch bei Tellerfleisch und Topfenstrudel, bevor wir erst gegen 20.30 Uhr wieder den Abstieg antreten. Durch die Holzschlägerarbeiten im Waldstück ist das sogar ein anspruchsvolles Unterfangen und wir brauchen etwas länger als für den Aufstieg. Wohlbehalten können wir uns aber nach einem wunderbaren Nachmittag ins Auto setzen und haben die Sonne zumindest für einige Stunden in Kopf und Herz konserviert.

Die Fotos und die GPS-Tracks  sind länger konserviert und können nun betrachtet werden: