640 Höhenmeter, 5.75 Kilometer Wegstrecke


Wer nicht bei Tage gehen darf, der schleicht bei Nacht.

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Die Worte von William Shakespeare nahmen wir uns vergangenen Donnerstag zu Herzen. Den Tag mit Arbeit verbracht, wollte ich es ein weiteres Mal nicht wahrhaben, dass 24 Stunden ohne eine sportliche Betätigung vorbeistreichen. Kurz bei Hans angeklopft, stand unserer zweiten Nachttour nichts mehr im Wege. Schon Anfang Februar waren wir bei bitterkalten -15 Grad erst gegen 21.00 Uhr aufs Hochleckenhaus gestiegen, um uns dort mit Tee im Winterraum zu wärmen.

Klingt vielleicht nicht besonders nach Spaß, dennoch offenbart uns die Nacht Dinge, die am Tag verborgen bleiben. Die Ruhe der Nacht legt sich wie ein sanfter Schleier um das Gemüt und im ganzen Körper stellt sich innere Zufriedenheit ein. Das Mondlicht macht die Umgebung  mystisch und das Gefühl einem Geheimnis auf der Spur zu sein und man dabei so kurz vor der Lösung steht, ist vorherrschend. Spannender als jedes Abendprogramm.

Wir starten unsere Tour gegen 20.30 Uhr beim verwaisten Parkplatz Klausriegler, wo wir zu unserer Verwunderung gleich eine geschlossene Schneedecke vorfinden. Hans ist mit seinen wasserdurchlässigen Laufschuhen klar im Nachteil und darf sich bald über ein ganz privates Schwimmbecken freuen.

Wir kommen dennoch sehr schnell voran und nehmen abkürzend Kurs aufs geschlossene Schobersteinhaus. Bei intensiven Gesprächen über die Verbauungslust der Schröcksnadel-Familie, dauert es knapp 50 Minuten bis wir am Gipfel stehen, der mit dem bekannten unästhetischen Gebilde aufwartet.

Das Thermometer bei der Hütte zeigt 5 Grad unter Null an, und so ist unsere Rast nicht von langer Dauer. Die Nacht könnte aber schöner nicht sein. Eine Sternendecke übersäät den Himmel und die windstille Luft umarmt uns. Das nahe Sengsengebirge scheint trotz der dunken Ummantelung wach zu sein. Die Kälte drückt ordentlich gegen die Lungen und der Atem ist schnell. Sehr wunderbare und intensive Stimmungen.

Im Eilschritt machen wir uns wieder auf den Weg zum Parkplatz, den wir nach ein paar unfreiwilligen Sitzeinlagen auch bald erreichen. Gleichzeitig war diese Tour auch ein Versprechen einmal monatlich in die Dunkelheit zu schreiten. Dann gibt es vielleicht auch bessere Fotos 🙂