1.200 Höhenmeter, 15 Kilometer Wegstrecke
Wie aus festen Plänen, traumhafte Spontanität wird

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Heftiges Gebläse am Großen Priel am Vortag und die Wetterfrösche quaken keine Veränderung. Mit einem Abbruch, gleichbedeutend mit einer kleinen Niederlage, am Vortag will man natürlich bei der nächsten Unternehmung einen persönlichen Erfolg verbuchen- ein alltägliches Phänomen. Schreibt man eine schlechte Note, will man sich verbessern. Erreicht man bei einem Lauf nicht die gewünschte Zeit, strebt man nach Besserem. Genauso verhält sich das auch mit Berggipfeln, die sich weigern, dass man ihnen aufs Haupte steigt. Ein weiterer Versuch am Großen Priel wäre allerdings mit einem weiteren Rückschlag bestraft worden, zumal auch das Wetter erst am Nachmittag Besserung versprach. Ein alternatives Ziel wurde aber trotz intensiver Beratung nicht gefunden, und so machten es Hans und ich, wie wir es immer machen: Wir steigen ins Auto und fahren. Wir fahren einfach ohne größeren Plan in Richtung Berge um uns am Weg eine geeignete Plattform für die Befriedigung unseres Bewegungsdrangs zu wählen.

Erst an der Grenze zur Steiermark, das Wetter immer noch nicht nach Wunsch, entscheiden wir uns für die “Oppenberger Grasberge”, wie sie Hans liebevoll betitelt. Die Gipfeln im Dunstkreis der Planneralm sind im Winter beliebte Skitourenziele, haben aber auch im Herbst (Ja, meterologisch gesehen haben wir noch Herbst) einen großen Reiz. Die Ausblicke ins Tote Gebirge, zum steirischen Grimming und zu den Gipfeln der Rottenmanner Tauern lassen so einige Herzen höher schlagen.

Wir parken also beim Parkplatz Winkel Hans flottes Automobil und entschließen uns das lange Tal entlang zur Seekoppe zu marschieren. Die ersten steilen Meter nutzen wir um die Muskeln warmlaufen zu lassen und schon nach wenigen Metern auf der ebenen Forststraße richtet sich der Blick zum beinahe wolkenfreien Vorgipfel des Hochgrößen. Hans spontaner Vorschlag doch über den steilen Wiesenhang zuerst auf den Hochgrößen zu steigen um später am Grat zur Seekoppe zu gelangen ist Musik in meinen abenteuerlustigen Ohren und so wenden wir uns zwischen Unterrieden und Mitterrieden nach rechts und beginnen über leicht angezuckertes, steiles Schrofen- und Wiesengelände den Anstieg.

Das eigentliche Ziel ….
….wird noch von den Wolken eingenommen

Ohne wirklich einen Überblick über das Gelände zu haben, kämpfen wir uns teils recht unangenehm die steilen Hänge empor. Trotz der Schneeauflage kommen wir gut voran und der blaue Himmel, gepaart mit den noch recht zarten Strahlen der Sonne lassen uns auch das immer häufiger werdene Gestrüpp mit einem Lächeln passieren. Der Wind hält sich noch in Grenzen und wir dürfen die Ausblicke in die Rottenmanner Tauern genießen.

Angezuckerte Berggipfel Ende Dezember
Der sicherlich optimale Skihang neigt sich dem Ende zu

Über ein paar letzte Felsblöcke und eine riesige Wechte, die es gilt zu überklettern, erreichen wir den Vorgipfel, wo uns ein eiskalter Wind ins Gesicht schlägt und die Temperatur in den Keller purzeln lässt. Zweistellige Minusgrade begleiten uns die wenigen Meter zum von einer Gipfelschatulle gezierten höchsten Punkt und wir freuen uns über den ersten Eintrag im Monat Dezember.

Die Wechte als letztes Hindernis vor dem Gipfel
Trotz Eiseskälte sind die letzten Meter zum Gipfel ein Genuss

Nur wenige Augenblicke dauert heute die Rast und schon machen wir uns auf dem markierten Wanderweg an den Abstieg, der uns zum Sportplatz in Oppenberg führen sollte. Ein Weiterweg über den Grat wäre angesichts des peitschendes Windes und der fortgeschrittenen Tageszeit nicht sinnvoll gewesen. So grüßen wir die Seekoppe nur und machen uns nordwärts, zuerst lange über einen Grat, dann durch felsdurchsetztes Gelände auf den Rückweg. Die Wegfindung im oberen Bereich gestaltet sich relativ schwierig, liegt doch um einiges mehr Schnee als auf der Südseite. Die nächste Kaltfront und die untergehende Sonne erzeugen aber so unfassbar schöne Stimmungen, dass wir nichteinmal daran denken unsere Schritte zu verschnellern.

Am Rückweg über den Grat
Unglaubliche Blicke ins Ennstal, links der Grimming (2.351m)
Die Haller Mauern wehren sich noch tapfer gegen die Wolken

Wir erreichen nach einem kurzen Wirr-Warr durch die Latschen die Tröschmitzhütte, von wo aus uns ein sehr steil und sehr selten begangener Wanderweg zur Forststraße leitet.

Dachstein und Grimming im Abendlicht
Ein letzter Blick,  bevor wir in den Wald und in die Dunkelheit eintauchen

Der darauffolgende Wegabschnitt hat es in sich. Neben Langeweile könnte nämlich auch akutes Gähnen auftreten. Die Forststraße, die zum Sportplatz Oppenberg führt ist nicht nur endlos lange, sondern auch monoton und so dauert es noch eine ganze Weile bis die Lichter von Oppenberg uns zum Endpunkt unserer heutigen Tour leuchten. Vom Sportplatz Oppenberg geht es noch etwa drei Kilometer zurück zum Parkplatz, wo sich mit knapp 15 Kilometer Wegstrecke eine stattliche Nachmittagsrunde schließt. Es ist immer wieder schön, wenn ein spontaner Entschluss in solch eindrucksvollen Stunden gipfelt. Wenn ihr euch spontan entschließt das nachfolgende Album zu betrachten, könntet auch ihr einige nette Minuten haben: