1.630 Höhenmeter, 20 Kilometer Wegstrecke

Altbewährtes aus dem Toten Westen

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Schönberg oder Wildenkogel: Zwei klingende Namen, die jedem Gebietskenner wie eine sanfte Melodie ins Ohr säuseln. Der westlichste 2.000er des Toten Gebirges genießt einen vorzüglichen Ruf, wenn es um Aussicht und abwechslungsreiches Gelände geht. Sowohl die Nordseite, die im herrlichen Feuertal ausläuft, als auch die Südseite, die mit den Almen rund um die Ischler Hütte begeistert, sind zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Da unser letzter gemeinsamer Besuch des formidablen Gipfels schon knapp zwei Jahre zurückliegt, fällt die Entscheidung an diesem Nachmittag auch nicht allzu schwer und Matthias und ich peilen einen Sonnenuntergang an.
Während wir vormittags noch beruflichen Verpflichtungen pflichtbewusst gefolgt waren, ging es in den Mittagsstunden wieder darum unserem geliebten Hobby nachzugehen. Von Linz aus beginnen wir die Reise nach Ebensee, von wo aus wir nordseitig über das Mittereckerstüberl und anschließend über den Ostgrat auf den Schönberg gelangen wollen.
Noch bevor wir überhaupt unsere Bergschuhe schnüren können, ist der Ausflug auch schon wieder vorbei. Die Straße, die zum Parkplatz führt, ist ab dem Kraftwerk Offensee gesperrt, und so müssten wir über drei Kilometer per Pedes zurücklegen. Ansich kein Problem, wären da nicht die Monotonie einer Forststraße und das Wissen die Kilometer auch in der Dunkelheit noch einmal abspulen zu müssen.

Etwas enttäuscht, aber umso motivierter, steuert Matthias seinen fahrbaren Untersatz nach Bad Ischl um die etwas längere Südseite des Berges zu begehen. Von der Rettenbachalm starten wir um 12.30 Uhr im Laufschritt die heutige Unternehmung. Der anfangs strahlend blaue Himmel und die frostigen Temperaturen (- 3 Grad auf 600m Seehöhe), lassen erstmals richtige Winterstimmung aufkommen, und so sind wir auch nicht böse, als sich nur wenige Minuten nach Aufbruch der Himmel verdunkelt.

Die herrlichen Blautöne des Himmels verfärben sich nach wenigen Gehminuten

Schon ab einer Höhe von 700 Metern beginnt eine mehr oder weniger durchgehende Schneedecke, die mit einer Auflage von 15-20 Centimetern aber eher an einen frischgebackenen Gugelhupf erinnert, dem man mit Staubzucker den letzten Schliff verpasst hat. Folglich kommen wir ohne Schwierigkeiten schnell voran und erreichen schon nach einer Stunde und dreißig Minuten die Ischler Hütte. Hier treffen wir den einzigen Menschen am heutigen Nachmittag. Ein älterer Herr, mit seinem Hund “Alaba” erzählt uns von langen Überschreitungen und seinem Partner mit der kalten Schnauze. Während er zurück ins Tal steigt, setzten wir unseren Gipfelgang fort.

Der kleine Wintereinbruch macht sich bemerkbar
Auf knapp 1400 Metern Seehöhe kann man dann doch die Atmosphäre des Winters aufsaugen

Die Ischler-Hütte

Nun wird es etwas spannender, haben sich die meisten Markierungen unter der Schneedecke versteckt. Weil Matthias den Weg aber kennt, haben wir nur im oberen Bereich zwischen den Latschen kurz Probleme. Während weiter im Osten die Berge noch von der Sonne beleuchtet werden, kämpfen wir uns durch die Bergkiefern, wieder zurück auf den verlorenen Weg.

Schöne Stimmungen begleiten uns beim Aufstieg
“Abseilen” mal anders: Mission Possible im Toten Gebirge

Mittlerweile ist es 15.00 Uhr geworden und unser kurzer Verhauer hat uns doch einiges an Zeit gekostet. Während sich nun auch noch ein kalter Wind zum verschneiten Anstieg gesellt, können wir bereits den Gipfel erahnen. Über eine letzte Latschengasse erreichen wir schließlich den eingewehten Gipfelhang und stehen schließlich zum zweiten Mal gemeinsam am Gipfel des Schönbergs. Bei -14 Grad verzichten wir heute auf den Übergang zum drei Meter höheren Wildenkogel. Laut Gipfelbuch sind wir die Ersten, die im Dezember auf dem Gipfel stehen, und die Freude darüber ist uns trotz der zunehmend einfrierenden Mimik anzusehen.

Eine letzte Latschengasse….
…bevor es die letzten Meter über den vereisten Schlusshang auf den Gipfel geht
Seit 10 Tagen sind wir die Ersten, die sich ins Büchlein eintragen

Weil wir ohnehin keinen Sonnenuntergang zu sehen bekommen und weil der Wind nocheinmal gehörig auffrischt, begnügen wir uns mit einem Blick zum Traunsee und steigen wieder Richtung Ischler Hütte ab. Die Verwehungen machen dieses Unterfangen teilweise recht kompliziert und immer wieder liegen wir im Schnee. Das mitgebrachte Gipfelbier wird bei einbrechender Dunkelheit somit erst bei der Ischler Hütte geleert. Selbstbedienung mal anders 😉

Die untergehende Sonne beleuchtet durch die Wolkendecke nocheinmal das Salzkammergut
Auch Mitte Dezember bekommt man auf der Ischler Hütte (1.368m) noch ein kaltes Getränk

Im Schein der Stirnlampen und bei einsetzendem Schneetreiben steigen wir wieder zur Rettenbachalm ab. Die doch recht dicken Schneeflocken, gepaart mit dem winterlichen Wald, lassen heute sogar etwas Weihnachtsstimmung aufkommen. Leider wissen wir, dass sich der Winter noch nicht entschlossen hat in unseren Gefilden heimisch zu werden. Wenn ihr bei uns schon heimisch geworden seid, was wir hoffen, dann könnt ihr euch in Ruhe auch das nachfolgende Fotoalbum ansehen: