1.360 Höhenmeter, 22 Kilometer Wegstrecke

Schlechtes Wetter, Wirbelstürme, das ist mir egal- ich bin verliebt

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Es gibt eintausend Gründe an einem Tag wie heute zu Hause zu bleiben: Die Familie, die wohlige Wärme einer Bettdecke, die frisch aufgemachte Keksdose, dessen Inhalt zur Völlerei einlädt und das Sonntags-Programm im Fernsehen während dicke Regentropfen gegen die Scheiben klatschen und einem das Gefühl geben, man könne draussen nichts Erleben, außer einem Freibad ohne Eintritt.
Es gibt aber auch einen Grund trotzdem den Weg ins Freie zu suchen: Bewegung,
Nach einem von köstlichem Essen und noch viel köstlicheren Getränken geprägten Wochenende musste eine große Portion Frischluft herhalten um die eigenen Energiemotoren nicht in den Sparmodus zu versetzen.

Gemeinsam mit Hans, der sich mittlerweile zu einem äußerst dankbaren Partner entwickelt hat, geht es um die Umsetzung von nicht ganz so großartigen Ideen, soll es also heute trotz grauenhaften Nebels der höchste Berg Oberösterreichs werden. Wie aufmerksame Leser vielleicht schon erraten können: An diesem Punkt kamen wir nie an.

Wir starten unsere Reise um knapp vor fünf Uhr von Linz aus und müssen schon in Bad Goisern einsehen, dass der Wetterbericht, der zumindest trockene Bedingungen prognostiziert hat, ein weiteres Mal nicht ganz der Wahrheit entspricht. Als wir am Parkplatz beim hinteren Gosausee ankommen, gibt es bereits dichten Schneefall und kaum Sicht. Das ist uns aber heute egal und wir packen unsere sieben Sachen um optional auch für den Westgrat auf den Dachstein gerüstet zu sein.

Die ersten Aussichten vom vorderen Gosausee

Gut gelaunt überbrücken wir auch die knapp sechs Kilometer Zustieg bis zur Holzmeisteralm schnell und können dann unsere Spuren durch den frischen Schnee Richtung Adamekhütte ziehen. Trotz des schlechten Wetters haben wir mit der Mystik der umherziehenden Nebelfetzen unsere Freude und die dicken Schneeflocken bringen uns mehr in Weihnachtsstimmung als die neunte Wiederholung von Arnold Schwarzeneggers Kampf um ein Spielzeug. (Anm: Versprochen ist Versprochen).

Der frisch angezuckerte Hochkesselkopf ragt aus dem Nebel
Mystik am hinteren Gosausee
Auf ins Ungewisse: Am Weg zur Adamekhütte

Der schön angelegte Weg zur Adamekhütte ist mir bereits von einer Dachstein-Besteigung im August bekannt, und so darf ich mich ob der neuen Verhältnisse freuen. Die Schneedecke, die nur knapp 10 bis 15cm beträgt macht keine Schwierigkeiten und wir können uns über verwunderte Gemsen freuen, die sich auch erst auf die winterlichen Verhältnisse einstellen müssen.

Da wars doch gerade noch grün? Der Winter überrascht auch die Gemsen
Die letzten Meter zur Adamekhütte

Wir kommen erst nach über drei Stunden auf der Adamekhütte an, wo wir uns vorerst einmal im kleinen Winterraum aufwärmen. Zu unserer Verwunderung liegen hier bereits zahlreiche Schlafsäcke und weitere Utensilien, die auf eine doch recht dichte Frequentierung hinweisen. Wir führen uns kurz Energie zu und beraten über die weitere Vorgehensweise.

Die Adamekhütte auf dem Dachstein (2.196m)

Wir sind uns einig,dass eine Besteigung des Dachsteins heute definitiv drin wär und entscheiden uns dennoch dagegen. Hans äußert Zweifel an den zeitlichen Möglichkeiten die Tour noch durchzuziehen und schließlich lasse auch ich mich bändigen und wir verweilen noch ein wenig inmitten dieser unwirtlichen aber wunderbaren Natur und können sogar noch die Gruppe Ungarn begrüßen, die wir erst kurz vor tatsächlichem Eintreffen aus dem Nebel schreiten sehen. Während sich die Gruppe für eine weitere Nacht auf der Hütte vorbereitet steigen wir bei dichtem Schneetreiben wieder zurück zum Gosausee ab.

Bye, bye Dachstein- und bis zum nächsten Mal!

Wir lassen uns Zeit und genießen noch die frühwinterlichen Bedingungen, bevor wir unserem Wissen mit dem Erlernen der ein oder anderen Lyrik über die Umgebung, auf die Sprünge helfen.

Der Winter ist, zumindest vorübergehendd, eingezogen!
Dort irgendwo würde er herablachen: Der Hohe Dachstein
Bei diesen Bedingungen wird auch Frosty dem Schneemann ganz schwarz vor Augen

Als wir beim Auto ankommen, präsentiert mir Hans meine Steigeisen. Klingt nicht sonderlich erwähnenswert oder? Nun ja, die sicherlich notwendigen Hilfsmittel für den Westgrat haben in der Zwischenzeit, gemeinsam mit meiner Stirnlampe Hans mobilen Untersatz bewacht. Spätestens jetzt ist mir bewusst, dass ein Ausflug auf den Gipfel heute nicht sonderlich intelligent gewesen wäre. Überhaupt: Rucksack packen bei geistiger Umnachtung in aller Frühe muss auch noch gelernt werden.

Ein wunderbarer Tag, mit vielen Eindrücken, die es bei Schönwetter nicht gegeben hätte, geht also zu Ende und wir können getrost sagen: Schen is gwesn, nix is gscheng!
Schön sind auch die Fotos geworden, die ihr euch im nachfolgenden Album ansehen könnt: