830 Höhenmeter. 9.88 Kilometer Wegstrecke

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Frühlingsmonat. Schafmonat. Fischmonat. Ostermonat. Der April hat seine Bedeutung über zahlreiche Jahre hinweg immer wieder gewandelt. Seit jeher steht das vierte Monat im Jahr aber für “aperire”. Das lateinische Wort für “öffnen” soll zeigen, dass sich im April das Tor zum blumigen
Frühling öffnet- wenn es nicht gerade durch einen halben Meter Neuschnee und starke Vereisung unpassierbar ist. Zudem kommt natürlich der beliebte Aprilscherz, der auch die prominentesten Gesichter des Landes immer wieder zur Verzweiflung bringt. Einmal im Jahr dürfen wir ohne Konsequenzen zeigen, welche Clowns und Spaßvögel in uns stecken.

 

Der 1. April ist der Tag,
an dem wir uns erinnern sollen,
was wir 364 Tage im Jahr sind:
nämlich Narren.

Wenn man uns den Spiegel der Vernunft vorhält, kann man diese Aussage vom amerikanischen Schriftsteller Mark Twain durchaus auch auf unsere heutige Unternehmung ummünzen. Weil ich in der Arbeit einige Stunden früher freibekomme und auf der Universität gerade mit Ferien an die Auferstehung des Messias gedacht wird, steht einem kleinen Ausflug in die Welt der Berge nichts im Wege. Wenn man den tosenden Sturm, den Regen und den Schneefall einmal außen vor lässt. Wer mag sich wohl bei einem solchen Wetter anschließen? Weil auch Hans gerade wohlverdienten Urlaub vom rasanten Tempo der Eisenbahngleise nimmt, lässt eine Zusage nicht lange auf sich warten. Wegen der bereits beschriebenen Umstände nehmen wir uns heute ausnahmsweise keinen Gipfel als Ziel. Das Prielschutzhaus, am Südanstieg zum Großen Priel gelegen, hat seine Pforten für den winterlichen Frühjahrsbetrieb eine Woche früher als geplant geöffnet und wird nun von Sturmtief Niklas um die Gäste beraubt. Das wollen wir heute ändern und gut gelaunt starten wir um 16.30 Uhr vom Parkplatz Polsterlucke (625m) in ein nicht geahntes Abenteuer. Gleich zu Beginn dürfen wir feststellen, dass die sonst gern übertriebenen Neuschneeprognosen heute direkt ins “Weiße”getroffen haben.

Winter in Hinterstoder

Wir kommen gut voran und genießen den sportlichen Nachmittagsausflug. Auch den Klinserfall, der immer wieder für eine besondere Atmosphäre sorgt (840m) haben wir schnell erreicht, und erst ab dem Gott-Sei-Dank Bankerl (1074m) beginnt das Comeback des Winters ernsthafte Züge anzunehmen.

Jänner, Februar, März oder doch April?
Winteridylle
Der Klinserfall

Mittlerweile stapfen wir durch gut und gerne 30 Centimeter jungfräulichen Schnee und die Spurarbeit wird immer beschwerlicher. Besonders in den freiliegenden, windgepeitschten Passagen hat sich der Schnee fast meterhoch aufgetürmt und die Maulwurftaktik muss angewendet werden.

Trotz der augenscheinlichen Misere haben wir großen Spaß und so ist es auch nicht weiter tragisch, als die Zeiger der Uhr bereits 18.00 Uhr anzeigen. Niklas fegt dann auch noch auf einen Sprung vorbei und überzieht unsere Gesichter mit einer wunderbaren Eisschicht. Kurz bin ich mir nicht mehr sicher ob ich Hans oder den Yeti vor mir habe. Die Lawinengefahr, die ja auf dem Weg zum Prielschutzhaus höchstens bei der Querung beim “Großen Ofen” zu bedenken ist, ist markant. Der viele Schnee, der mit extremen Wind gefallen ist, türmt sich meterhoh auf und ist bereits bei geringster Zusatzbelastung eine Gefahr für Leib und Seele. Es würde mich nicht wundern, wenn noch in den nächsten Tagen eine höhere Stufe auf der Richterskala, ausgerufen wird.  Bei Sonneneinstrahlung dürfte sich der viele Schnee aber bald setzen und wieder ein großartiges Skitourenerlebnis garantieren.

Kurz vor der Hütte nimmt der Neuschnee dann extreme Dimensionen an. Bis zu 60 Zentimeter liegen hier und ich spure dann plötzlich nicht mehr mit den Füßen, sondern mit dem Bauch. Aber auch diese Aufgabe ist mehr oder weniger schnell bewältigt und wir stehen nach etwa zwei Stunden vor dem Prielschutzhaus, dessen vereiste Türe wir erst einmal aufbekommen müssen.

Prielschutzhaus voraus!

Im Inneren der wunderbaren Hütte ist es wohlig warm und wir reißen Gabi und Thomas aus ihrer verdienten “Winterruhe”.

Auch heute kommt der Spaß nicht zu kurz

Nach Bier, lustigen Unterhaltungen und einer Hausrunde Zirbenschnaps packen wir kurz vor 20.00 Uhr wieder unsere sieben Sachen und nehmen uns den beschwerlichen Abstieg vor. Unsere Spuren sind durch den weiterhin sehr starken Schneefall nicht mehr auszumachen und so kämpfen wir uns geradlinig wieder zur Märchenwiese (1.179m) und in weiterer Folge zum Gott-Sei-Dank-Bankerl hinab. Ab hier ist der Abstieg entspannt und wir können auch wieder Tempo machen und sind um kurz nach 21.00 Uhr wieder zurück beim Parkplatz, der sich mittlerweile auch höchstwinterlich präsentiert.

Seltenes Bild: Ein “verlassenes” Prielschutzhaus
Bis bald, Freunde!

Zufrieden steigen wir zurück ins Auto und können mit einem apriltauglichen Nachmittagsausflug die Heimreise antreten. Manche mögen sich jetzt fragen, was daran bitte Spaß machen kann. Ich kann euch beruhigen: Vernünftig kann ich es nicht erklären, aber: Die Freude ist mir auch beim Verfassen dieser Zeilen noch ins Gesicht geschrieben. Vielen Dank auch an die Hüttenleute vom Prielschutzhaus für die nette Bewirtung!

Ein wunderbares Wochenende und bitte passt auf euch auf- die Lawinengefahr ist nicht zu unterschätzen,

euer Gabriel…

…der euch natürlich auch noch den GPS-Track zur Verfügung stellt!