Auszeit im Ötztal

Ziel: Hauslabkogel (3.402m) & Similaunhütte (3.016m)

Bericht und Bilder: Moritz Mayer

Frischluft. Eine Verschnaufpause. Dem Alltag und vor allem dem Lernstress entfliehen. Das sind die Hauptmotive , weshalb ich gerade im Auto sitze und Richtung Italien fahre. Das Meer und die schöne erholsame Landschaft der Toskana genießen. Nein bis ganz nach Italien komme ich heute nicht. Erholungstage sehen bei Bergaufundbergab dann doch etwas anders aus. Die letzten Skitouren der Saison müssen her und mit dem Ötztal an der Grenze zu Südtirol, habe ich die perfekte Location für dieses Vorhaben gefunden. Im kleinen Bergsteigerdorf Vent beginnt’s! Es ist ein idyllisches Fleckchen Erde hier , wo 150 Einwohner ihr hartes aber auch schönes Leben genießen. Schnee ist im Dorf auf 1.800 Metern heute auch schon Mangelware und der Frühling hat bereits vor  einer Woche Einzug gehalten.

Vent mit seinem Hausberg, dem Hörnle (2.406m)

Es ist ruhig und kalt. Einzig und allein die Skitourengeher beleben Vent im Winter und Frühling. Der Tourismus spielt wie in vielen anderen Bergdörfern von Österreich eine tragende Rolle. Als ich meine Skier aus dem Auto räume und den Inhalt des schweren Rucksackes das letzte Mal kontrolliere, reißt es endlich auf. Der Wetterbericht hat recht behalten und somit stehen drei grandiosen Tagen im Ötztal nichts mehr im Weg.

 

Noch kurz über eine Brücke

Durch den Ort trage ich die Ski bis zu einer Brücke. Nach dieser beginnt eine kleine Skipiste die mich direkt ins Niedertal leitet. Der wenige Neuschnee der letzten Tage reicht gerade noch so aus um die Skier an den Füßen zu lassen und nicht am Rucksack zu befestigen. Eines haben alle Täler im Ötztal gemeinsam. Sie sind schön, aber auch lang. Ganze elf Kilometer sollen es heute bis zum Tagesziel der Similaunhütte (3.016m) sein. Noch weiß ich nicht, dass es noch mehr werden.

 

Vent wird kleiner, wenn man es durch zwei Finger sieht schon fast winzig

 

Winter oder doch schon Frühling?

 

Der größte Sparten der Welt, Similaun (3.603m)

 

Noch mehr grün, als weiß

Zunächst heißt es aber mal die Martin-Busch-Hütte (2.501m) zu erreichen, um von dieser dann weiter zur Similaunhütte aufzusteigen. Im leichten Auf- und -Ab toure ich auf einem schmalen Schneestreifen durchs Niedertal. Immer wieder unterbrechen apere Stücke den Rhytmus auf Skiern. Plötzlich erkenne ich ein Gesicht und traue meinen Augen kaum. Vor mir stehen Christoph und Peter vom Salewa-Store-Linz. Ein Zufall, der kaum in Worte zu fassen ist. Wenig später schließen auch noch Gabi, Brigitte und Philipp aus Linz zu mir auf und das oberösterreichische Sextett war komplett. Wir unterhalten uns kurz und bemerken, dass wir fast den gleichen Plan für die nächsten Tage haben. Die Hüttenabende können also lustig werden.

 

 

Das Sextett ist komplett

 

Die schmalen Schneestreifen erinnern an die österreichischen Skipisten im Dezember

 

Langsam wird der Schnee aber dann doch mehr

Nach diesem kurzen Plausch, löse ich mich wieder von der Gruppe und erreiche wenig später die Martin-Busch-Hütte auf 2.501 Meter.  Wie ich die hohen Berge vermisst habe. Ein 3.000er nach dem anderen reiht sich nun bereits vor mir auf und lässt mich aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommen. Besonders die 3.522 Meter hohe Mutmalspitze hat es mir angetan und lächelt einen Kilometer höher vom Himmel. Mittlerweile sind auch Christoph und die restlichen Linzer bei der Hütte angekommen und gemeinsam sitzen wir auf der geräumigen Terrasse.

Da ist etwas im Busch

 

Die geräumige Hüttenterrasse der Martin Busch Hütte (2.501m)

Eigentlich will ich ja heute noch den Similaun (3.603m) besteigen, allerdings hängen im hinteren Teil des Tales noch tiefe Wolken und versperren somit die Aussicht vom Gipfel des Ötztaler Riesen. Als ich kurze Zeit später dann mitbekomme, dass Christoph und Peter heute noch auf den Hauslabkogel (3.402m) wollen, beschließe ich die Beiden zu begleiten.

 

 

Ötztaler Panorama

Nach etwa einer Stunde verlassen wir gemeinsam wieder die Hütte und steigen weiter der Similaunhütte (3.016m) entgegen. Auf etwa 2.700 Metern zweigen Christoph, Peter und ich dann halbrechts ab und beginnen mit dem Aufstieg auf den Hauslabkogel. Nach einigen Höhenmeter richten wir ein Materialdepot ein. Der Rucksack ist doch sehr schwer und lässt kein besonders hohes Tempo zu.

 

Nach Würstel und Kuchen gehts weiter

 

Nächstes Ziel: Hauslabkogel (3.402m)

 

Lange Täler

 

Kurz vorm Materialdepot

Ohne Rucksack geht es gleich viel leichter. In steilen Spur-Serpentinen touren wir dem Gipfel entgegen. Die einigermaßen steile Ostabfahrt vom Hauslabkogel sieht super aus. Nur wenige Spuren sind im Schnee zu erkennen und der Neuschnee der vergangenen Tagen kündigt eine super Pulverabfahrt an.

 

Im hinteren Tal ist es noch wolkig

 

Nach oben

 

Diese Hänge können wir bald einspuren

 

Kurz vorm Gipfel

 

Bald ist es so weit und das Skifahren kann beginnen

Um kurz vor 17:00 Uhr erreichen wir anschließend den Gipfel. Die letzten paar Meter mussten wir die Skier im Skidepot zurücklassen und zu Fuß über den schmalen Grat zum Gipfel steigen. Nun werden erstmals für heute die gigantischen Dimensionen des Ötztals klar. Weißkugel, Fluchtkogel, Wildspitze, Similaun, und die imposanten Berge Südtirols reihen sich vor unseren Nasen auf. Noch dazu kommen die schon fast malerischen Quellwolken, welche gerade über den Gipfeln vom östlichen Ötztal hängen. Ein wirklich grandioser Ausblick und mein erster 3000er für 2016. Den 3.402 Meter hohen Gipfel des Hauslabkogels markiert ein spitzer, aufgestellter Stein. Gleich dahinter türmt sich die 3.514 Meter hohe Fineilspitze auf.

 

Die Fineilspitze (3.514m) ist erst morgen dran und versteckt sich noch schüchtern hinter ein paar Wolken

 

Wunderschönes Ötztaler Panorama

 

Blick in Richtung Wildspitze

 

Am Gipfel des Hauslabkogels (3.402m)

Nach dieser kurzen Gipfelrast, gehen wir zum Skidepot zurück und machen uns abfahrtsbereit. Endlich Skifahren, denke ich mir und setze den ersten Schwung in den steilen Pulverhang unter dem Gipfel. Christoph, Peter und ich fahren über den kleinen Randgletscher des Hochjochferners in Richtung Osten ab und genießen die Abfahrt. Die Höhe macht das Skifahren zwar ein bisschen anstrengender als sonst, dennoch ist jeder Schwung im Pulver einzigartig. Schnell kommen wir wieder am Materialdepot an und packen unsere sieben Sachen zusammen.

Anschließend folgt eine kurze Schrägabfahrt ins Niederjochtal. Dort befestigen wir unsere Steigfelle wieder an den Skiern und steigen die restlichen Höhenmeter zur Similaunhütte (3.016m) auf. Bei der Hütte angekommen ist es bereits kurz vor halb Sieben. Der Eingangsbereich ist geräumig und schnell verstaue ich meine Ski im Skiraum. Als ich endlich meine Tourenschuhe ausziehe, bemerke ich, dass ich schon leichte Anzeichen von Blasen an den Füßen habe. Die flachen, langen Täler sind nicht unbedingt perfekt für das Gehen mit Skischuhen geeignet.

Der Similaun (3.603m) geht bald schlafen

 

Similaunhütte (3.016m) auf der italienischen Grenze

 

Der Tag neigt sich dem Ende

 

Bis morgen, im Ötztal!

Beim Abendessen in der imposanten Hütten-Panorama-Stube genieße ich das Ambiente der Ötztaler Berge, ehe sich dann auch die Sonne langsam aber sicher verabschiedet und es ruhig wird rund um die Similaunhütte. Die Linzer-Alpingruppe und ich unterhalten uns noch bis kurz vor 22:00 Uhr bevor es dann in die Federn geht. Eine Nacht Akklimatisation auf 3.000 Metern schadet sicher nicht.


Im Teil 2 geht es weiter…

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