1.530 Höhenmeter, 15 Kilometer Wegstrecke


Skitourenweisheit: Wird die Zeit  zu knapp, fährst du im Harsch ab.

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Es will und will nicht aufhören. Just in meiner (freilich hochverdienten) Urlaubswoche hat sich ein Hochdruckgebiet über unsere geliebten Alpen geschoben und lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Weil die Zeit mit Matthias ohnehin in letzter Zeit zu kurz gekommen war, erfreut es umso mehr,  dass auch der frischgebackene Student heute ein leeres Kästchen am Terminkalender vorzuweisen hat. Nach einer kurzen Beratschlagung einigen wir uns heute auf eine gemütliche Panorama-Skitour um die bergaufundbergab-  Zeiten wieder hochleben zu lassen. Die Triebener Tauern, im Sommer durch die spärliche Erschließung nur sporadisch besucht, sollen für dieses Vorhaben genau recht sein. Der für uns noch unbekannte Fleck Erde gilt im Winter als Hochburg für das Skitourengehen und so sind wir gespannt wie die Bogen von Karl Mays Indianern.

Wir starten unsere Tour vom Parkplatz beim Haus Seyfried auf 1.117 Metern Seehöhe. Nur wenige Sportler haben hier bei zapfigen -13 Grad bereits ihren fahrbaren Untersatz abgestellt und so sind wir bis zum Triebener Törl alleine unterwegs. Über eine große Lichtung und später über steile Waldpfade und kurze Forststraßenabschnitte geht es schnurstracks zur Triebener Alm. Die Kulisse ist nicht nur neu, sondern begeistert uns vom ersten Augenblick an.

Genug Schnee und azurblauer Himmel- Es ist angerichtet

Kurz wünschen wir uns Harscheisen an die Skier, als es über den letzten Steilaufschwung zum Triebener Törl geht. Das Tor zur Welt der Triebener Tauern! Und wie es so üblich ist, ziehen wir beim Eintreten die Schuhe aus. In unserem Fall sind das heute die Skier. Und in unserem Fall hätten wir sie eigentlich anbehalten sollen, sind sie in dieser einzigartigen alpinen Wohnung doch die Hauspantoffeln. Weil uns die abgeblasene Rinne zum Griesstein nicht wirklich zu einer Begehung einlädt, entscheiden wir uns über den felsdurchsetzten Hang aufzusteigen. Es folgt eine völlig harmlose und leider auch völlig sinnlose Mixed-Kletterei. Die Rinne wäre nämlich nicht nur gut zu begehen gewesen, sondern hätte auch zu einem abfahrenden Pulverrausch veranlassen können. Da sind wir wohl einer optischen Täuschung aufgesessen. Liegt ja momentan im Trend. Schwarz-Blau oder Weiß-Gold? Pulvrig-verschneit oder abgeblasen-felsig?

Aufstieg zum Triebener Törl
Links die wunderbare Rinne (Aufstieg links davon). Rechts unser Anstieg
Matthias bereits im flachen Teil 

Nach knapp 350 Höhenmetern in eisigem Felsgelände erreichen wir den kurzen Grat, der zum faszinierenden Gipfel führt. Faszinierend deshalb, weil es in jede Richtung etwas zu staunen gibt. Sei es der Lugauer mit seiner beeindruckenden Plan, der nahe Bösenstein oder der ferne Dachstein- ein Aussichtsgipfel par excellence! Weil auch die Sonne heute wieder ordentlich vom Himmel heizt,lassen wir uns zu einer wohlverdienten Rast nieder.

Matthias kurz vor dem 2.337m hohen Gipfel des Griessteins
Grandiose Aussichten

Während wir unserer geliebten Bergwelt frönen, beobachten wir andere Alpinisten beim Aufstieg zum Sonntagskogel. Und wer uns kennt, weiß dass wir beim nahen Anblick eines fantastischen Skihanges nicht widerstehen können. Wir packen also zusammen und machen uns auf den Rückweg um auch noch den Gipfel des Sonntagskogels “einzustreifen”. Der Abstieg erfolgt per Pedes über die zuerst gelobte Rinne. Ja, da wären Skier schon schön gewesen. Den guten Schnee können wir aber auch mit dem Allerwertesten nutzen und im Nu stehen wir schon wieder motivert in den Brettern.

Dahoam am Grimma

 

Am Griesstein (2.337m)

 

Bereits am Weg zum Sonntagskogel

Die 350 Höhenmeter sind schnell abgespult und wir stehen am Vorgipfel des Sonntagskogels. Hier ist der Weg für die meisten Skitourengeher zu Ende, weil sich der 2.229 Meter hohe Hauptgipfel nur über einen kurzen Grat und eine Kletterstelle im unteren zweiten Schwierigkeitsgrad erklimmen lässt. Wir wollen uns aber natürlich im Büchlein eintragen und so nehmen wir die kurzen Passagen in Angriff.

Matthias am Grat- Im Hintergrund der Gipfel des Sonntagskogels

 

Kurz nach der Kletterstelle

Am Gipfel freuen wir uns über die erneute Einsamkeit (Zweisamkeit natürlich, aber der Begriff ist hierfür zu romantisch) und blicken dennoch etwas verärgert zum nahen Geierkogel. Hätten wir die Bretter nicht am Vorgipfel abgestellt, könnten wir den Gipfel-Hattrick erzielen. Die Enttäuschung weicht nach wenigen Augenblicken und wir genießen die beeindruckenden Weitblicke.

Freude pur am Sonntagskogel

 

Die Welt durch die Augen eines Bergsteigers

Nach knapp einer Stunde am Gipfel verabschieden wir uns wieder und steigen zurück zum Skidepot. Leider haben wir etwas zu lange gewartet und so wurde aus dem Butterfirn schnell ein Eisharsch. Wir finden dennoch einige Pulverreste und verabschieden uns im Gleichschritt mit der Sonne ins Tal.

Abfahrt ins Tal

Auch die Waldpassagen sind aufgrund der Schneebedingungen nocheinmal spannend und wir lassen die Skier über die Lichtung zurück zum Parkplatz laufen. So sind doch noch gute 1.530 Höhenmeter zusammengekommen. Der Spaß und das wunderbare Wetter haben das aber in den Hintergrund gedrängt.

Das nachfolgende Fotoalbum will ich aber wieder in den Vordergrund rücken: