1.240 Höhenmeter, 23 Kilometer Wegstrecke

Winter in Faschingslaune

Von Gabriel Egger

Das neue Jahr beginnt wie das Alte geendet hatte: Mit traumhaftem Wetter in den Bergen und einer für Bergsportler so schmackhaften Nebelsuppe in den Niederungen, dass jeder Haubenkoch vor Neid erblassen würde. Da sich die Weihnachtsferien gerade im Endspurt befinden, entschließe ich mich ebenfalls zu einem Spurt und verzichte heute auf jegliche Ausrüstung. Den Startschuss für meinen Lauf erteilt mir heute die ÖBB und so fahre ich nach Grünau im Almtal um direkt vom Bahnhof den Zwillingskogel in Angriff zu nehmen. Weil sich der Winter immer noch in Faschingsstimmung befindet und sich als Spätherbst verkleidet, komme ich schnell voran und erreiche über steile Waldwege und einige versicherte Passagen in nur knapp 70 Minuten den grandiosen Aussichtspunkt.

Start vom Bahnhof Grünau- Immer im Blickfeld der vermeintlich bewaldete Gipfel des Zwillingskogel (1.402m)
Herbstliche Stimmung beim herzhaft markierten Anstieg
Bald ergeben sich herrliche Ausblicke ins vernebelte Alpenvorland
Über extravagante Baumformationen schweift der Blick auch ins Tote Gebirge
Hinter dem großen Gipfelkreuz des Zwillingskogel erstreckt sich mein Weiterweg. Auch König Traunstein lugt herüber

Nach einem kurzen Gipfelaufenthalt geht es im Laufschritt weiter Richtung Durchgang. Der Weiterweg schickt sich vorerst doch an winterlich zu werden, der Schnee trägt aber gut und so lasse ich auch die Flachstücke schnell hinter mir. Ab dem Durchgang, der später Startpunkt meines Abstiegslaufs in den Hauergraben sein wird, wird es spannender. Hier sind nur mehr spärlich Markierungen vorhanden und man muss doch einiges an Orientierungsfähigkeit mit Richtung Steineck bringen. Doch bevor die vielbesuchte Erhebung erreicht wird, muss man die Speicherkapazität der Kamera überprüfen, sollte doch noch Platz für ein Gipfelbild auf dem Trapez (1.410m) frei sein.

Etwas mehr Schnee auf dem Weg zum Trapez (rechts im Vordergrund)
Während sich der Zwillingskogel (rechts im Bild) hier felsiger präsentiert, zeigen sich Hochsalm und Windhagkogel (hinter dem abstrakten Baum) handzahm.
Am Trapez- Gipfel. Dahinter lacht der zu Silvester erstiegene Priel-Gipfel als höchste Erhebung des Toten Gebirges herüber

Der Übergang zum Steineck ist besonders bei unangenehmer Schneelage und Nässe heikel. Der Fels-und-Latschendurchsetzte Kamm zieht sich vorerst zu einem formschönen Nebengipfel, bevor dieser rechts umgangen wird und man einmal kurz und einfach abklettern muss.

Langsam aber sicher löst sich auch der Nebel im Flachland auf
Am Steineck-Nebengipfel mit Blick auf Gmundner Hochkogel (links) und dem breiten Plateau des Höllengebirges (rechts im Bild)

Nach etwas mehr als zehn Minuten vom Trapez aus erreiche ich schließlich das Ziel meines Berglaufs. Weil mir aber nach diesem Halbmarathon eine Banane und Elektrolyte versagt bleiben haste ich auf selbigem Weg wieder zurück Richtung Durchgang um im steilen Hauergraben im herbstlichen Laub auch noch meinen persönlichen Hürdenlauf zu starten.

Nach ungefähr 1200 Höhenmetern Anstieg am Ziel: Steineck (1.418m) mit Traunstein und dem dazugehörigen See.

Nachdem ich ein paar Mal im fiktionalen Wassergraben lande kann ich aber schließlich die letzte Hürde nehmen und erreiche den Parkplatz am Hauergraben. Auf der vereisten Zufahrtsstraße beginnt das langsame Auslaufen Richtung Grünauer Bahnhof. Und weil alles so perfekt geklappt hat und ich in weniger als fünf Stunden meine Runde absolviert habe, lässt mich die ÖBB noch eine weitere Stunde im Almtal verweilen. Ich spaziere ein wenig durch den Ort und merke wieder, dass am Land die Uhren anders ticken. Sämtliche Supermärkte halten Siesta und so muss ich meinen Mittagsschmaus in die Landeshauptstadt verlegen.

Ein letzter Blick ins Tote Gebirge bevor der rutschige Abstieg beginnt

Im Sommer eine wirklich empfehlenswerte (aber lange) Runde für Jung- und Alt. Für Alpinisten habe ich noch einen weiteren Tipp in Petto: Vom Zwillingskogel über Trapez, Steineck und Katzenstein auf den Ostgrat des Traunsteins! Selbst habe ich mir diese unmarkierte Wegstrecke bis zum Katzenstein schon angesehen:  Zwillingskogel bis Katzenstein

Motiviert, schnell, hoch, weit- so soll auch das gesamte Bergjahr 2014 werden! Euch allen ein frohes Neues Jahr! Und wer noch motiviert genug für weitere Bildbetrachtung ist, dem kann ich hier das gesamte Album zur Tour präsentieren: