Bericht von Moritz Mayer 
Bilder von Moritz Mayer und Rainer Mirau

Heiß umfehdet, wild umstritten, liegst du Niederösterreich in Mitten


20 Kilometer, 1.150 Höhenmeter

Der 1.893 Meter hohe Ötscher gehört zu den höchsten Bergen Niederösterreichs. Seine weithin sichtbare Bergsilhouette dominiert das südwestliche Niederösterreich. Tausende Wanderer und Bergsteiger kommen jedes Jahr ins Ötscher-Reich um dem Berg-Kolossen aufs Haupt zu steigen und auf dessen Gipfel die wunderbare Aussicht zu genießen.

Die meisten Wanderer steigen über das Ötscher-Schutzhaus auf, bei dem man vorbei kommt wenn man vom Ötschertreff in Lackenhof aus aufsteigt. Ein bisschen weniger aber doch noch sehr viele Bergsteiger, wagen sich im Sommer, aber auch im Winter über den wohl schönsten Aufstieg auf den Ötscher. Der Ostgrat auch genannt “Rauher-Kamm” lässt wohl jedes naturverbundene Herz höher schlagen. Hier erreicht man nämlich in einer atemberaubenden Szenerie, über zerklüftete Grattürme, steile Felsaufschwünge und luftige Ausblicke den Ötscher-Gipfel.

Einmal im Jahr kommen die “Verrückten” zum Ötscher! Ein Berglauf-Event steht an. Der Ötscher-Ultramarathon wird 2015 bereits zum 19. Mal ausgetragen und erfreut sich über großen Teilnehmer-Zuspruch. Beim Ötscher-Ultramarathon wird am ersten Tag der Ötscher im Laufschritt umrundet. Hierbei fallen ganze 50 Kilometer an, welche noch dazu mit  1.900 Höhenmeter garniert werden. Am zweiten Tag geht es dann noch von Lackenhof aus, über den Rauhen-Kamm auf den Ötscher-Gipfel und über das Schutzhaus wieder hinunter ins Ziel (Ötscher-Mountainrun 22km/1.150hm). Die meisten Leute laufen nur ein Event der zwei Tage, doch gibt es immer mehr Bergläufer welche bei beiden Events antreten. Ich entschied mich dieses Wochenende für den Ötscher-Mountainrun um noch einmal einen Wettkampf vor dem bald anstehenden Traunsee-Bergmarathon zu laufen. Der Mountainrun war mir ja nicht ganz fremd. Bereits letztes Jahr war ich bei diesem wunderschönen Event am Start, das zugleich mein erster offizieller Wettkampf war. Damals konnte ich eine Zeit von 2:07:10 laufen und somit waren meine Ziele in diesem Jahr hoch. Unter zwei Stunden waren geplant…
Am Sonntag  war es dann so weit. Früh morgens machte ich mich mit meiner Familie auf ins Ötscher-Reich um dem Vaterberg (Namensherkunft… Keltisch: Vaterberg = Ocan; Slawisch: Ocan = Ötscher) einen Besuch abzustatten. Am Parkplatz angelangt ,konnte man bereits Stimmen aus den Lautsprechern hören und die typische Stimmung eines Wettkampfes hautnah miterleben. Nervöse Blicke, energische Aufwärmübungen, Diskussionen ums Material und noch vieles mehr.
Nach der Startnummernabholung und dem Aufwärmen, hörten alle Starter der beruhigenden Stimme von Veranstalter Herbert Egger zu, welcher gerade mit seinem Streckenbriefing begonnen hatte. Wichtige Details zur Strecke, die Standorte der Labstellen und noch vieles mehr wurde hier bekannt gegeben. 

Diese Startnummer sollte mir heute Glück bringen

 

Veranstalter Herbert Egger beim Streckenbriefing

 

 

Um 9:55 Uhr begaben sich danach alle Läufer an den Start und lauschten den lieblichen Klängen einer Ortskapelle, die die Ötscherhymne aus ihren Blasinstrumenten ertönen ließen. Währenddessen reihten sich die Spitzenläufer ganz vorne an der Startlinie ein. Unter ihnen Berglaufweltmeister Helmut Schiessl und viele Spitzenläufer aus Jordanien.
Kurz vorm Start

 

Die Spitzenläufer präsentieren sich

 

 

Dann ertönte der Startschuss in Lackenhof und das Starterfeld, bestehend aus circa 300 Läufern, setzte sich in Bewegung. Während die Spitzenläufer schon bergauf laufen, bewegte ich mich im dichten Gedränge gerade mal über die Startlinie. Nun musste erstmals über Asphalt und Forststraßen die Bärenlacke erreicht werden, wo sich die erste Labe befindet. Auf dem Weg dorthin sind sechs Kilometer und 150 Höhenmeter zu überwinden. Nach der ersten Steigung beschloss ich mein Tempo zu erhöhen und setzte mich anschließend schnell von der großen Masse ab. Mit einem Schnitt von ca. 4:20/km lief ich mit den besten Österreichern und einigen Jordaniern der Bärenlacke entgegen. 

Die Läufer am Weg zur Bärenlacke
Nach 29 Minuten erreiche ich die Bärenlacke und stärkte mich erstmals mit isotonischen Sportgetränken. Dann ging es nach rechts in den Wald. Der steile Anstieg auf den Rauhen-Kamm begann. Bergauf hielt ich anfangs noch meine Position. Ab den ersten richtig steilen Stellen, die mir sehr liegen, konnte ich dann eine kleine Aufholjagd beginnen und so schnappte ich mir bis zum Beginn des Rauhen-Kammes ganze fünf Läufer, darunter auch die Tages-Beste Frau Helen Bonsor aus Schottland.
Am Beginn des Rauhen-Kammes wartete bereits die zweite Labstelle, welche ich sehr begrüßte. Im Wald hatte es eine ziemliche Hitze gehabt und ich war froh als ich am Rauhen-Kamm endlich wieder kühle Luftbrisen aus südlicher Richtung wahrnehmen konnte. Nun stand der Rauhe-Kamm an, zu dem es im Internet genügend Beschreibungen gibt. Vom Landschaftlichen her ist der Rauhe-Kamm wirklich einzigartig. Ich glaube es gibt wenige Bergläufe, die hier mithalten können. Leider hat man bei so schnellen Anstiegen auf Berge nur wenig Zeit um die Landschaft zu genießen aber ich kann den Rauhen-Kamm trotzdem jeden empfehlen.
Am Kamm konnte ich also wieder einige Plätze gut machen und befand mich bereits ziemlich weit vorne im Starterfeld. Der heutige Sieger Helmut Schiessl war zu diesem Zeitpunkt aber bereits am Gipfel und konnte seine Füße bergab  etwas Erholung gönnen. Die letzten Abschnitte am Rauhen-Kamm sind die schönsten. Zwar wird es hier doch teilweise ein wenig ausgesetzt, aber dennoch ist dieser Lauf hier ein absolutes Erlebnis. Hier warten bereits viele Leute am Ausstieg des Rauhen-Kammes die einen tatkräftig anfeuern. Bei den letzten Felsaufschwüngen hängen sogar einige Seile, die dem Läufer auf den letzten Metern bergauf noch einmal ein wenig helfen. Dann ist es geschafft und man befindet sich am Ausstieg , wo sich die dritte Labestelle befindet. Anschließend muss man noch  400 Meter im leicht aufsteigenden Gelände zum Gipfel r laufen. Kurz vorm Gipfel befindet sich auch noch ein Schneefeld, welches den Läufern etwas die Füße abkühlt.
Der Führende Helmut Schiessl am Rauhen Kamm

 

Immer mehr Österreicher kommen zum Gipfel

 

Auch ich erreiche diesen nach circa 1:25 Stunden
Nach meiner zweiten Ötscher “Besteigung”, ging es dann über den Westgrat hinab. Nächstes Zwischenziel: Ötscher-Schutzhaus. Die ersten Kilometer am Westgrat sind ziemlich schwer zu laufen, da viele große Steine kombiniert mit Gras dir den Weg erschweren. Dennoch konnte ich meine Downhill-Stärke gleich ausnutzen und überholte auf den ersten Kilometern bergab zwei weitere Läufer. Bis zum Ötscher-Schutzhaus konnte ich dann auch noch zwei weitere Läufer überholen. Hier befindet sich dann die letzte Labestelle.
Am Gipfelkreuz vorbei geht es wieder hinab nach Lackenhof

 

Der gut besuchte Westgrat

 

Ab dem Schutzhaus geht es nur noch über Forststraßen und steile Skipisten bergab nach Lackenhof. Ich hasse diesen Streckenabschnitt und bekam schon auf den ersten Forststraßen- Kilometern überall Schmerzen und Krämpfe. Doch was solls? Bis zum Ziel ist es ja nicht mehr weit und dann heißt es eben kämpfen auf den letzen fünf Kilometern. Leider wurde ich anschließend noch von zwei Läufern überholt, die sich bis zum Ziel noch eine gute halbe Minute absetzen konnten. Doch dann war es auch für mich soweit und ich erreichte die letzte steile Skipiste, welche mich ins Ziel bringen sollte. Nach 2:00:45 Stunden erreichte ich erschöpft und etwas enttäuscht das Ziel in Lackenhof. Mein Ziel unter 2 Stunden zu laufen ist leider nicht ganz aufgegangen.

 

Im Ziel nach 2:00:45 Stunden

 

Juniorensieger 2015

 

Nach einer kurzen Verschnaufpause im Ziel freundete ich mich aber dann doch mit meiner Zeit an und freute mich als ich in der Ergebnisliste auf Platz 21 aufschien und mir bewusst wurde, dass ich wie letztes Jahr die Junioren-Klasse für mich entscheiden konnte. Ein für mich wirklich gutes Ergebnis in einem wirklich starken internationalen Starterfeld.
Weiter Ergebnisse findet ihr hier:

 

Oder auf folgender Homepage: Ötscher-Ultramarathon
Als gegen 15:30 dann die meisten Läufer das Ziel erreicht hatten, begann in Lackenhof die Siegerehrung, bei der ich mir auch einen Pokal abholen durfte. Die Siegerehrung wurde später noch dank eines starken Gewitters in den Ötschertreff verlegt, wo ein erfolgreicher Wettkampftag zu Ende gang.