Im Schatten der Schlafenden Griechin!

Bericht von Moritz Mayer

Die Gasseltürme bei Ebensee sind steile Felsnadeln, die sich direkt über dem Ostufer des Traunsees erheben. Sie sind Teil des Westabhanges des Erlakogels (Schlafende Griechin) und sehen von allen Seiten her sehr abweisend aus. Nur wenige Personen standen je auf diesem kleinen Gipfel und er gilt seit jeher als Klettergarten der Ebenseer – Bergsteigerlegenden. Schon lange steht dieser formschöne Berg auf meiner To-Do-Liste, allerdings war mir dieser Berg bis vor kurzem nur als sogenannter Rötelstein (offizieller Kartenname) bekannt. Im Frühjahr des Jahres 2014 hatte ich schon einmal eine Besteigung versucht, jedoch bin ich aufgrund mangelnder Informationen und Neuschnee gescheitert. Erst als ich vor kurzen den „Traunstein und Umgebung“ Führer erworben habe und durch Zufall zu dem Namen Gasseltürme gekommen war, spekulierte ich mit einem zweiten Versuch.

Der Normalweg ist ja offiziell nur mit der Schwierigkeit II angegeben, jedoch war ich aufgrund der steilen Südwand ein bisschen skeptisch und beschloss in meiner Vorbereitung für diese Tour die komplette Kletterausrüstung mitzunehmen. Die Gasseltürme bestehen eigentlich aus ganzen vier Gipfeln. Der Seeturm, der Mittelturm, die Herkuleskeule und der Ostturm bilden die kompletten Gasseltürme und es gibt zahlreiche Kletterrouten in verschiedenen Schwierigkeiten.
Auszug aus dem “Traunstein und Umgebung” Führer
Doch nun genug der Einleitung. Es ist Freitag  und ich verlasse gegen 12:30 Uhr meine Ferialarbeitsstätte in der Innviertler Messestadt Ried im Innkreis. Um kurz vor 14:00 Uhr erreiche ich den Ortsteil Rindbach in Ebensee und beginne mit einem vollen, schweren Rucksack in Richtung Spitzelsteinalm aufzusteigen. Bei brütender Hitze wird der Weg zur Spitzlsteinalm zur reinsten Qual und meine Schweißdrüsen leisten harte Arbeit. Schon komisch, genau vor zwei Wochen war ich auch auf diesem steilen Steig unterwegs, allerdings in verkehrter Richtung. Damals hatte ich gerade beschlossen den Traunsee-Bergmarathon wegen Magenkrämpfen abzubrechen. Ich schwelgte in Erinnerungen und merkte gar nicht, dass ich mittlerweile schon ziemlich schnell unterwegs war. Ehe ich mich versah stand ich auch schon auf der Spitzlsteinalm. Und das in nur 40 Minuten, Kein Wunder, dass alles nass war.
Vorbei am Spitzelstein…

 

gehts zur Spitzelsteinalm!
Die 35 Grad Celsius schlugen noch immer erbarmungslos vom Himmel. Kurz nach der Spitzelsteinalm erreicht man eine Forststraße, welche man zuerst drei Mal quert. Nach der dritten Querung beginnt der steile Steig der direkt zum Erlakogel führen würde. Hier folgt man einfach der Forststraße weiter in Richtung Norden bis diese ihr Ende bei einem steilen Abhang findet. Auf der Forststraße ergeben sich immer wieder schöne Blicke auf die Gasseltürme, die hier noch unbesteigbar ausschauen.
Der Erlakogel wacht über sein kleines aber feines Reich

 

Die steile Südwand der Gasseltürme

 

Am Ende der Forststraße angelangt
Am Ende der Forststraße muss man dann überlegen wie man am besten direkt unter den Gipfel des Ostturmes kommt. Dort befindet sich nämlich das schmale Grasband, das die Kletterei beginnen lässt. Am Weg zum Einstieg gibt es immer wieder Steigspuren, allerdings muss man sich hier trotzdem durch den engen Wald kämpfen und ich musste mehrere Male ab und- ansteigen um zum Einstieg zu gelangen. Am Einstieg erblickt man erst Mal eine Gedenktafel, welche an eine Bergtragödie im Jahre 1932 erinnern soll. Damals sind drei Ebenseer Bergsteiger am Rötelstein (Gasseltürme) tödlich verunglückt.
Der Gedenkstein
Nach kurzer Ruhepasue begann ich dann mit der Kletterei. Das schmale Grasband führt circa 15 Meter in Richtung See und bereits nach wenigen Metern hat man mehr als 20 Meter Luft unter seinen Beinen. Sofort wird mir klar, dass das wohl ein besonders schwieriger „Zweier“ zum Klettern wird, zumindest mental. Nach diesem technisch sehr einfachen Quergang beginnt eine schmale Schlucht in der sich die Hauptschwierigkeiten befinden. Dieser „Kamin“ ist zwar auch nicht schwerer als II+ dennoch sollte man hier gut aufpassen, da das teils brüchige Gestein, das viele Gras und die extreme Ausgesetztheit das Klettern erschweren. Ich wähle in diesem „Kamin“ zuerst die direkte Variante und klettere dann bei dem überhängenden Felsblock nach rechts um diesen auf einem winzig schmalen und sehr steilen Band zu umgehen. Danach quert man nach bereits wenigen Metern wieder aus der Schlucht links heraus und klettert weiter senkrecht nach oben in leichteres Gelände. Der „Kamin“ ist also nur sehr kurz, aber dennoch nicht zu unterschätzen.
Das Grasband das die Kletterei beginnen lässt

 

Am Anfang des “Kamins” hat man bereits etwas Luft unter den Füßen

 

Kurz nach dem überhängenden Felsblock
Nun befindet man sich also in leichterem Gelände mitten in der Südwand der Gasseltürme. Hier wechseln sehr steile Gehpassagen sich mit kurzen Kletterstellen ab. Zum Teil ausgeprägte Steigspuren führen hier im Zick-Zack weiter nach oben. Ab jetzt heißt es auf das ausgeprägte Grasband links neben der „Herkuleskeule“ zu gelangen. Kurz vor dem Grasband folgt noch einmal eine etwas schwierigere Kletterstelle im oberen zweiten Grat. Hier könnte man sich entscheiden ob man weiter rechts in vermeintlich leichterem aber schrofigeren Gelände klettert, oder aber auch die direkte Variante nimmt und den Bohrhaken folgt. Ich entscheide mich für die direkte Variante. ACHTUNG! Hier darf man keinem Felsklotz Vertrauen schenken, da das Gestein hier sehr brüchig ist. Als ich in einen ganz kleinen und kurzen Kamin hineinklettern wollte, brach unter meiner linken Hand ein footballgroßer Felsklotz aus, der sich anschließend donnernd und tosend den Weg in Richtung Tal suchte. Ein kurzer Schockmoment, der mich noch einmal vorsichtiger klettern ließ.
Wieder in leichterem Gelände

 

Der Erlakogel präsentiert die spitze Nase der “Schlafenden-Griechin”

 

Hier ist es allerdings noch immer ausgesetzt
Nun war auch diese Stelle überwunden und ich hatte das Grasband erreicht. Ab hier klettert man noch über Platten (II-) nach links in eine kleine Scharte und anschließend über den Grat (II) zum Mittelturm der Gasseltürme. Hier befindet sich eine kleine Gipfelschatulle in der ein Buch ist, das bereits seit 1969 dort oben liegt.
Das Grasband ist erreicht (Im Hintergrund ein Teil der Herkuleskeule)

 

Über diese Platten geht es in eine kleine Scharte

 

Der Gipfel ist erreicht
Die Gasseltürme waren also bezwungen und ich freute mich über einen neuen Gipfel und die wunderschöne Fernsicht ins Salzkammergut. Im Gipfelbuch erfuhr ich anschließend, dass die Gasseltürme nur ganz selten besucht werden. Seit dem Jahre 2000 waren nur eine handvoll Leute auf diesem einsamen Gipfel. Auch in den Jahren zuvor war nicht sonderlich viel los. Fast immer die gleichen fünf, sechs Namen und einmal im Jahr ein Eintrag der Bergrettung Ebensee, schmückten dieses Buch. Allen voran stand natürlich Rudolf Ippisch, welcher locker über 100 Mal in dem kleinen Buch zu finden war. Nach dem auch ich mich nun in dem Buch verewigen konnte und überlegte wieviele Menschen  wohl auf die Nebengipfel  klettern würden, machte ich mich ans abklettern.
Das historische Gipfelbuch

 

Blick an das bergige Ostufer des Traunsees

 

Vom Rötelstein aus hat man wohl den schönsten Blick auf das wunderschöne Ebensee

 

Salzkammergut!
Es sollte zwar eine Abseilpiste geben, allerdings hatte ich bereits im Aufstieg beschlossen, dass ich doch lieber abklettern würde. Beim Abstieg wählte ich nun nach dem oberen Grasband, die vorher beschriebene rechte Variante, welche ebenso sehr brüchig und ausgesetzt war. Der Rest ging allerdings sehr gut und ich war schnell wieder am Wandfuß. Endlich war auch dieser weiße Fleck auf meiner Bergkarte erkundet! Nach einem kurzen Aufenthalt auf der Spitzlsteinalm, lief ich auch schon wieder in Richtung Tal, da ja heute noch eine Sonnenuntergangs-Tour anstand.
Am Rückweg der Blick in höher Gefilde

 

Goodbye Gasseltürme
Das nächste Ziel lautete Offensee. Von dort aus wollte ich noch auf den Rinnerkogel (2.012m) laufen um dort den Tag gut ausklingen zu lassen. In Berglauf -Manier verließ ich also den Parkplatz am Offensee und bewältigte die knapp 850 Höhenmeter zur Rinnerhütte in weniger als einer Stunde. Dort war ich danach aber auch fertig und ich musste mich kurz mit einem Glas Wasser auf der Rinnerhütte stärken. Der schnelle Aufstieg und die viele Sonne am Gasselkogel hatten mich ziemlich geschafft. Ich hatte einen leichten Sonnenstich, der sich durch Kälte- und Wärmewallungen bemerkbar machte. Dennoch wollte ich noch unbedingt auf den Rinnerkogel um den Sonnenuntergang zu sehen. Also stapfte ich nach wenigen Minuten wieder weiter in Richtung Gipfel. Um kurz vor 20:00 Uhr erreichte ich diesen dann auch. Leider hatten sich kurz vor meiner Ankunft noch einige Wolken vor die Sonne geschlichen und vermiesten mir den Sonnenuntergang. Sehr erschöpft, aber dennoch zufrieden lief ich danach also wieder zurück zum Auto und trat bereits bei völliger Dunkelheit die Heimreise an.
Am Offensee beginnt die wunderschöne Tour!

 

Bald kann ich auch zu ihm hinab blicken…

 

und die 1.470 Meter hohe Rinnerhütte ist erreicht!

 

Das Ziel scheint nicht mehr weit entfernt zu sein 🙂

 

Rinnerkogel (2.012m)

 

Leider wurde es nichts mit dem Sonnenuntergang
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