Eis, Schnee und jede Menge Freude
Von Moritz Mayer
Der Zierlersteig. Ein beliebter Alternativ-Anstieg auf den Traunstein. Wenn man im Sommer einmal seine Ruhe am sonst so überlaufenen Traunstein sucht und sich auch Kletterstellen bis II+ zutraut, ist dieser Steig neben dem Ost- und Südgrat wohl die beste Variante um auf den “Stoa” zu gelangen.
Zugegeben, die ersten 600 – 700 Höhenmeter auf den Zierlerberg sind nicht wirklich mein Liebenlingsabschnitt auf diesem Steig, dennoch kann man mit der Kaltenbachwildnis und einem schönen Spaziergang durch den Zierlerberg-Kiefernwald seine Anstrengungen durch schöne Naturlandschaften entschädigen lassen.
Nach diversen Winter und Halbwinter-Besteigungen des Ostgrates, geisterte mir schon seit längerer Zeit eine Winterdurchsteigung des Zierlersteiges im Kopf herum. Das Wetter sollte an diesem Wochenende optimal passen und auch die Schneebedingungen waren vielversprechend. Erst gegen Mittag machte ich mich vom Innviertel auf ins “nahe gelegene” Gmunden und parkte mein Auto am Umkehrparkplatz des Traunsee-Ostufers.
Um zwölf Uhr mittags startete ich meine Tour und absolvierte die ersten Höhenmeter noch am Zustieg zum Hernlersteig. Hier hing noch Nebel tief im Tal und vom perfekten Winterwetter war nicht wirklich viel zu sehen.
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Am Parkplatz angekommen |
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Noch unter der Nebeldecke mit Blick auf den See |
Bei einem Wegweiser bog ich in Richtung Kaltenbachwildnis ab, die auch anschließend schnell erreicht war. Die Kaltenbachwildnis hatte mir ja schon immer gut gefallen, aber der winterliche Anblick ließ mein naturverbundendes Herz noch einmal höher schlagen. Besonders der komplett vereiste Wasserfall hatte es mir heute angetan.
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In der Kaltenbachwildnis |
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Wasserfall in der Kaltenbachwildnis |
Als ich meine Blicke vom Eisfall wieder losreißen konnte, absolvierte ich im Laufschritt einige Höhenmeter bergab bis hin zum Kaltebachwildnis-Tunnel. Was viele nicht wissen: Unmittelbar nach dem kleinen und engen Tunnel kann man rechts eine Böschung zur Adlerhorstscharte hinauf. Diese Abkürzung nahm ich natürlich, wie immer, dankend an und erreichte schließlich die Adlerhorstscharte. Ab hier ist man am ganz normalen Weg zum Zierlerberg, der heute aber durch den ganzen Schnee kaum auszumachen war. Also suchte ich mir den Weg des geringsten Schnee-Widerstandes und kämpfte mich langsam den Kiefernwald empor. Kurz nach der “Überraschung” (ein schöner Aussichtsplatz) erreichte ich die Nebelgrenze und war ab nun der strahlenden Sonne ausgesetzt.
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Kurz vorm Kaltenbachwildnis-Tunnel |
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In der Adlerhorstscharte mit Blick auf den Weiterweg |
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Adlerhorst |
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Kurz nach der Überraschung reißt die Nebeldecke auf |
Ein Blick ins wunderbare Salzkammergut ließ mich all meine Anstrengungen vergessen und schnell erspähte ich auch die mächtige Nordwand des Traunsteins mit der verschneiten Zielerrinne. Nun war auch der Zierlerberg erreicht und ich befestigte neben meinen Steigeisen an den Füßen auch noch einen Helm auf meinem Kopf.
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Das Höllengebirge |
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Blick in Richtung Ebensee |
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Blick vom Zierlerberg in die Nordwand des Traunsteins |
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Links die Zierlerrinne |
Die ersten Kletterstellen waren dank gutem Eis, einem Pickel und Steigeisen schnell überwunden und nach einer kurzen Querung und Mixed-Kletterei durch Latschen stand ich auch schon in der Zierlerrinne.
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Noch am Zierlerberg kurz vor den ersten Kletterstellen |
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Die Querung in die Zierlerrinne |
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In der Zierlerrinne angekommen |
Hier waren die Schneeverhältnisse nicht perfekt aber absolut brauchbar. Ich blieb durchgehend in der Rinne und stapfte sie im steilen Gelände empor. Einzig und allein die kleinen Übergänge der einzelnen Rinnenabschnitte machten mir manchmal etwas Probleme, da das Eis hier nicht immer hundertprozentig am Fels hielt und es mir doch den ein oder anderen Nerv kostete ,wenn wiedermal ein Eisbrocken die Rinne hinunterpurzelte.
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Immer wieder heikle Mixed-Übergänge |
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Rückblick in die Rinne |
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Es geht immer weiter nach oben |
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Einer der heikelsten Übergänge von oben |
Im Großen und Ganzen war es aber dennoch eine Durchsteigung mit wenigen Problemen und ich erreichte “schnell” das Steigbuch, das aber leider unter einen dicken Schneedecke lag.
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Kurz nach dem Steigbuch, unten das Zierlermandl |
Nach kurzen Versuchen es auszugraben, gab ich auf und machte mich noch an die letzen Höhenmeter ,leicht querend zum Ausstieg-Hernlersteig. Schließlich erreichte ich nach drei Stunden ziemlich aus der Puste gekommen das Plateau und freute mich über die Sonnenstrahlen, die ich im Zierlersteig schon vermisst hatte.
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Am Plateau angkommen |
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Das Tote Gebirge |
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Die Gmundnerhütte |
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Herrliche Blicke ins Salzkammergut |
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Den Gipfel werde ich heute leider nicht mehr besuchen |
An der Gmundnerhütte machte ich es mir noch für eine halbe Stunde gemütlich und aß den ein oder anderen Müsliriegel. Zum Gipfel sollte es heute für mich nicht mehr gehen, da es bereits 15:00 Uhr war und ich keine Lust mehr hatte durch den harten Bruchschnee (ohne Spuren) am Plateau zum Gipfel zu stapfen. Kurz bevor ich allerdings wieder zum Naturfreundehaus aufbrechen wollte, kam mir noch ein Naturfreunde-Steig-Begeher entgegen, der noch weiter zum Gipfel stapfte. Er sollte wohl heute der erste am Gipfel sein.
Schnell war danach auch wieder das Naturfreundehaus erreicht, wo sich ein Ehepaar noch sonnen ließ. Nach einem Radler, begab ich mich anschließend via Naturfreunde-Steig wieder Richtung Tal. Heute sollte es dank Schneeauflage etwas schneller gehen und ich erreichte in 50 Minuten wieder den Umkehrparkplatz am Ostufer. Ein wirklich gelungener Nachmittag ging somit zu Ende.
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