Der Bergmarathon-Organisator Harald Buchinger spricht im bergaufundbergab- Interview über wichtige Neuerungen, den Streit um den Wettkampfcharakter und das Bemühen um ein einzigartiges Abenteuer.

Von Gabriel Egger







Trotz des verspäteten Wintereinbruchs und der tiefen Temperaturen wird es an den ersten drei Tagen im  Februar traditionell heiß. Eine Wetterprognose, die sich zumindest für Teilnehmer des Bergmarathons rund um den Traunsee garantiert bewahrheiten wird. Wenn sich um acht Uhr abends auf bergmarathon.at das Anmeldeformular öffnet, glühen die Tastaturen, zucken die Finger und schwitzen die Hände. Die Startplätze für den Erlebnislauf, der in unnachahmlicher Manier 70 Kilometer über die prominentesten Gipfel rund um den Traunsee führt, sind begehrter denn je. Für Anwärter und Organisatoren aber Jahr für Jahr eine nervliche Zerreißprobe. Das soll sich bei der 28. Auflage der Veranstaltung ändern. Zum ersten Mal seit Salzkammergut-Pionier und Extrembergsteiger Willi Buchinger die Umrundung des Gewässers für jedermann zugänglich gemacht hat, gibt es eine offizielle Voranmeldung- und damit auch einen Teilnehmerrekord.

bergaufundbergab: Noch sind es sechs Monate bis zum Bergmarathon. Wie laufen die Vorbereitungen?

Harald Buchinger: Es läuft alles nach Plan, aber es ist freilich noch viel zu erledigen. Wir haben schon 14 Tage nach dem letzten Bergmarathon damit begonnen und sind jetzt langsam dabei die Helfer einzuteilen. Heuer werden wir 140 davon benötigen. Dazu müssen Bergrettung und Feuerwehr instruiert werden. Mit Dynafit haben wir den passenden Hauptsponsor behalten können, da wird es für die Teilnehmer wieder eine schöne Überraschung und für die Helfer ein schönes Shirt geben.

bergaufundbergab: Eine Überraschung hat es für alteingesessene “Marathonis” schon jetzt gegeben: die Voranmeldung. Warum hat man sich für diesen Schritt entschieden?

Harald Buchinger: Der Bergmarathon lebt von vielen Stammgästen. Wir haben 70 Teilnehmer, die schon mehr als zehn Mal dabei waren. Es war mir ein persönliches Anliegen diesen Sportlern entgegenzukommen. Wir haben uns entschieden jedem einen Vorab-Startplatz zu garantieren, der mindestens fünfmal dabei war. Damit fallen auch für die Hauptanmeldung 200 Teilnehmer weg und es gibt bessere Chancen einen Platz zu ergattern.

bergaufundbergab: Das bedeutet, dass zu den  500 Plätzen weitere 200 hinzukommen?

Harald Buchinger: Genau. Dass man die Plätze vorab mit Stammgästen belegt und damit die Anmeldung noch schwieriger macht, kam für mich nicht in Frage. Damit haben wir heuer beim Hauptbewerb wahrscheinlich 350 Teilnehmer. Der 28, Bergmarathon wird sicherlich der größte bisher.



bergaufundbergab: Mehr Teilnehmer, mehr Helfer- das klingt nach einer logistischen Herausforderung. Wird es auch auf der Strecke zu Änderungen kommen?

Harald Buchinger: Auf der Strecke selbst nicht. Wir haben aber sowohl die Anmeldung als auch die Zeitnehmung in die Hände einer externen Firma gelegt. “Race Result” wird das ab jetzt für uns machen. Damit ist die Anmeldung für uns und für die Teilnehmer leichter, genauso wie die Kontrolle besser funktionieren wird. Dafür muss das Startgeld um 10 Euro erhöht werden. Mit 55 Euro liegen wir aber damit immer noch im unteren Bereich bei dieser Art von Veranstaltungen.

bergaufundbergab: Gibt es also keine Kontrollstellen mehr?

Harald Buchinger: Doch, natürlich. Aber zusätzlich werden auch Matten gelegt, die mittels Chipverbindung die Zeit nehmen. Der Chip ist in der Startnummer integriert.

bergaufundbergab: Das wirkt wie eine Annäherung an die wettkampforientierte Trailrunning-Szene. Soll es das sein?

Harald Buchinger: Nein- zumindest nicht absichtlich. Der Bergmarathon war immer ein Abenteuer für jedermann und muss es auch bleiben. Von diesem Standpunkt werde ich nicht abweichen. Zu strenge Reglementierungen schränken den Abenteuer-Charakter ein. Ich sträube mich dagegen jemandem zu diktieren, wie schnell er wo sein muss. Natürlich gibt es Cut-Off-Zeiten, aber die sind so großzügig gewählt, dass der Marathon auch gehend bewältigt werden kann.

bergaufundbergab: Glaubst du nicht, dass du mit dieser Einstellung Wettkampfläufer vertreibst?

Harald Buchinger: Das glaube ich nicht. Natürlich wird der Bergmarathon für gewisse Leute immer ein Wettkampf bleiben-  das ist völlig in Ordnung und ich freue mich auch, wenn sich die Teilnehmer untereinander messen können. Die besten drei in jeder Disziplin werden auch wie immer geehrt und alle Zeiten  veröffentlicht. Eine offizielle Rangliste wird es, wie gewohnt, nicht geben.

bergaufundbergab: Das heißt es wird auch keine Altersklassen-Ehrungen geben?

Harald Buchinger: Nein, auch das wird es nicht geben. Die Ergebnisse werden alphabetisch geordnet. Für den Großteil steht ja trotzdem immer noch die Frage “Schaff’ ich das überhaupt?” im Vordergrund. Mir ist wichtig diesen Ursprungsgedanken zu bewahren. So hat es mein Vater begonnen, so will ich es weiterführen. Die Veranstaltung ist auch ohne Platz drei in der AK50 ein traumhaftes und forderndes Erlebnis.

“Die Zeit der Abkürzungen ist vorbei”

Organisator Harald Buchinger liebt und lebt den Bergmarathon rund um den Traunsee




bergaufundbergab: Immer wieder werden kritische Stimmen laut, die behaupten der Bergmarathon sei nicht zielführend, weil durch Abkürzungen die Fairness nicht ausreichend gegeben sei. Darum bleiben sie der Veranstaltung fern. Was sagst du diesen Leuten?

Harald Buchinger: Vorerst, dass ich sie verstehe. Ich weiß, dass es solche Beispiele gegeben hat. Meiner Meinung nach unnötig und auch fehl am Platz. Ich will nicht, dass diese Unsportlichkeiten ein schlechtes Licht auf die Veranstaltung werfen. Aber die, die deswegen nicht an den Traunsee kommen, sollen sich doch wieder anmelden und sich selbst ein Bild machen: das hat sich geändert. Die Zeit der Abkürzungen ist vorbei. Wir haben die Kontrollstellen so verschoben, dass es nicht mehr möglich ist, lange Abschnitte einfach zu umlaufen. Kontrollieren kann man aber trotzdem nicht alles. Wer jetzt über irgendwelche Serpentinen abkürzt, holt sich höchstens ein, zwei Minuten heraus.

bergaufundbergab: Häufig erwähnt wird auch in Sportlerkreisen, dass keine genaue Strecke definiert sei. Dass man sich nicht darauf verlassen könne bei gezieltem Training auch die richtigen Abschnitte zu erkunden. Ein berechtigter Einwand?

Harald Buchinger: Adaptionen wird es immer wieder geben. Wir sind auf Erlaubnisse der Grundeigentümer angewiesen. Besonders zwischen dem Kaisertisch (beim Abstieg vom Mairalmsteig auf den Traunstein, Anm.) und Karbach muss ich mich immer wieder um eine Regelung bemühen. Mittlerweile sind aber alle sehr entgegenkommend und ich kann sagen, dass sich die Strecke nicht wesentlich verändern wird.

bergaufundbergab: Jedes Jahr gibt es knapp 100 Neulinge beim Bergmarathon. Wie kannst du ihnen die Nervosität vor der Anmeldung nehmen?

Harald Buchinger: Wenn man heuer um kurz vor 20.00 Uhr vor dem Computer sitzt, weiß wie man heißt und wann man geboren ist, sollte es kein allzu großes Problem werden. 55 Euro am Konto wären natürlich auch nicht verkehrt. Nein, ganz im Ernst: Nicht spekulieren, rechtzeitig die bergmarathon-Homepage aufrufen und anmelden. Schwieriger wird dann die Bewerkstelligung der Strecke.

bergaufundbergab: Und wer es nicht schafft, kann ja heuer gratis mit dem Zug zurück fahren.

Harald Buchinger: Genau. Wir haben heuer mit Stern& Hafferl und der ÖBB eine Vereinbarung, dass die Teilnehmer mit einem Shuttleservice gratis zwischen Ebensee und Gmunden verkehren können. Die Startnummernausgabe ist dafür nur auf den Vortag beschränkt.

bergaufundbergab: Es ist heuer dein dritter Marathon als Organisator. Überlegst du manchmal selbst noch einmal zu starten?

Harald Buchinger: Es gab schon Überlegungen diesbezüglich. Wenn um 03.00 Uhr der Startschuss ertönt und die Lichter Richtung Traunstein davonziehen, bin ich schon oft wehmütig. Aber ich könnte das als Organisator nicht mit mir vereinbaren. Stell dir vor, da passiert etwas und der Verantwortliche ist gerade am Feuerkogel. Nein, das geht gar nicht. Aber ich will bis ins hohe Alter fit bleiben und irgendwann einmal wieder antreten.

bergaufundbergab: An Sportlichkeit fehlt es dir ja ohnehin nicht. Du stellst dich ja auch jährlich Wettkämpfen.

Harald Buchinger: Das sind für mich keine Wettkämpfe (lacht). Ich schau’ halt, was ich zusammenbringe. Bei der Mountain-Attack in Saalbach (Wettbewerb im Skibergsteigen, Anm.) habe ich teilgenommen und bin durch den Ort gelaufen, als mir ein Bekannter zurief: “Harald, du bist der erste ohne Rennanzug, gratuliere”. So ungefähr kann man sich das vorstellen. Aber Spaß macht es natürlich trotzdem. Genauso, wie der Bergmarathon auch allen Teilnehmern Spaß machen soll.

bergaufundbergab: Da bin ich sicher!

Harald Buchinger: Ich würde mich sehr freuen.

 

Sportlicher Organisator: Buchinger bei der Mountain-Attack 2016 


 

www.bergmarathon.at

101 Sportler haben sich für die Gesamtstrecke, 34 Teilnehmer für die Strecke Gmunden-Ebensee und  63 “Marathonis” für den Abschnitt Ebensee-Gmunden vorangemeldet.

Alle Neuigkeiten zum 28. Bergmarathon rund um den Traunsee gibt es unter oben genannter Adresse. Auch wir werden uns wieder mit Harald Buchingers verrückter Familie messen.

Wer wissen möchte, wie sich ein Bergmarathon rund um den Traunsee anfühlt, der kann sich Gabriels Martyrium des Vorjahres ansehen.